Miles Flint 04 - Das Marsgrab
uns vergewissern, dass noch alles an einem Stück ist.«
Die Antwort drehte Costard beinahe den Magen um. Sie war nicht sicher, ob sie wissen wollte, wie man dieses ganze auf lebendigem Fleisch basierende Identifikationssystem mit einem abgeschnittenen Körperglied in die Irre führten konnte. Das Blut musste durch die Handfläche strömen, die Haut musste warm sein. Wie sollte man so etwas imitieren?
Der Schirm bestätigte ihre Identität mit einem Piepen, und der Wagen tschirpte ihr einen Gruß entgegen. Diese spezielle elektronische Luftwagenstimme hatte sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gehört. Ihre hilfsbereite Zufallsbekanntschaft hatte demnach nicht übertrieben, als er ihr erzählt hatte, die Ausstattung der Fahrzeuge sei veraltet.
Der Mann grinste und nickte ihr zu, als sie in den Wagen kletterte. Sie legte ihre Tasche auf den Beifahrersitz, gurtete sich fest, machte sich mit den Steuerelementen vertraut und zögerte einen Moment.
Wenn dies die Erde wäre, wäre sie direkt in ihr Hotel gefahren, hätte sich angemeldet und frisch gemacht. Sie hätte sich von den Informationssystemen des Hotels alles über Armstrong erzählen lassen können, Geschichte, Sehenswürdigkeiten, während sie sich auf ihre Besprechung vorbereitet hätte.
Aber sie lag schon hinter dem Zeitplan zurück, und auch wenn sie in der Saharakuppel jeden, den es etwas anging, über die Verzögerung informiert hatte, mochte sie nicht darauf vertrauen, dass die Leute rational darauf reagierten. Man hatte ihr eine Abwesenheit von lediglich vier Tagen zugebilligt, und sie hatte einen halben Tag für die Reise benötigt und den Rest dieses Tages und noch einen ganzen weiteren Tag beim Zoll zugebracht, und jetzt hatte sie schon wieder einen halben Tag darauf verwenden müssen, überhaupt nur den Hafen zu verlassen.
Sie hatte einfach keine Zeit, um auf ihre übliche, gemächliche Vorgehensweise zurückzugreifen. Sie würde versuchen müssen, zuerst mit dem Lokalisierungsspezialisten zu sprechen.
Danach würde sie ihr Hotelzimmer aufsuchen. Und dann brächte sie wenigstens diesen einen Abend damit zu, so zu tun, als wäre sie immer noch ein freier Mensch.
7
M iles Flint saß an seinem Schreibtisch und sah sich zum dritten Mal den Bericht von InterDome Media an. Er hatte ihn vor beinahe einer Stunde heruntergeladen, und seither hatte er sich den Beitrag angesehen wie ein Mensch, der den Blick nicht von einem besonders verheerenden Unfall abwenden kann.
In seinem Büro war es kühler als sonst. Er hatte die Temperatur heruntergeregelt, kaum dass er es betreten hatte, vor allem, um wach zu bleiben. In der letzten Zeit hatte er etwas zu viele Nickerchen in seinem Büro gemacht.
Natürlich war das passiert, ehe er Ki Bowles’ Nachrichtenbeitrag entdeckt hatte. Er hatte einen Sensor an der Seite seines Schreibtisches berührt, um einen der Schirme aufzurufen, die in den antiken Permaplastikwänden verborgen waren. Normalerweise ließ er den ganzen Tag Nachrichtenprogramme über einen dieser Schirme laufen, ließ sich Geschichten aus der ganzen Allianz vortragen, ohne je etwas zu wiederholen. Immer nur »Neu! Aktuell! Verblüffend!«
Gewöhnlich zeichneten sich die pauschalen Berichte der diversen Mediengesellschaften durch viel Sensationsmacherei und wenige Details aus. Aber sie lieferten ihm in Form einer Hintergrunduntermalung einen Überblick über alle »wichtigen« Ereignisse im Raum der Allianz. Flint konnte selbstverständlich jederzeit Berichte aus den verschiedensten Quellen, auch von einigen unabhängigen Netzseiten, herunterladen, um Genaueres zu erfahren.
Oft verbrachte er ganze Tage auf diese Weise, jagte Nachrichten hinterher, hielt sich auf dem Laufenden, sodass er stetswusste, in welchem Land es interne Zwistigkeiten gab, welcher Teil welches Planeten gerade von einem Bürgerkrieg zerrissen wurde, welches Unternehmen wieder einmal seine Mitarbeiter in die Pfanne gehauen hatte.
Das alles mochte unbedeutend sein, dennoch konnte all das später noch wichtig werden, sollte er einen Fall übernehmen, der damit in Verbindung stünde.
Er hatte gerade einen langen Bericht über die Minen von Igesty gelesen, als er jemanden DeRiccis Namen hatte nennen hören. Flint hatte von seinem E-Reader aufgeblickt, doch er hatte nicht an den ausgefahrenen Schreibtischmonitoren vorbeisehen und die Nachrichtensendung verfolgen können. Aber er erkannte die Stimme, die die Nachricht verkündete. Sie gehörte Ki Bowles.
Er legte den
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