Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Experte, Doc«, erwiderte er. »Aber ich glaube, das ist ein Becken.«
    Sein Finger zeichnete einen Umriss in die Luft über dem Sand. Sie kniff die Augen zusammen, und endlich erkannte sie, worauf er gezeigt hatte. Furchen, Wirbel, Kanten.
    Knochen.
    Sie blinzelte zweimal, um sich zu sammeln, ehe sie erneut hinsah.
    Knochen. Tatsächlich.
    Knochen von der gleichen Farbe wie der Sand, ein staubiges Rot-Orange. Scott-Olson beugte sich vor, schwang entschlossen den Pinsel, um den Sand fortzufegen. Der löste sich, erst kleine Brocken, die aber sogleich zerfielen und zur Seite rannen.
    Aber wie sehr sie sich auch bemühte, sie konnte nicht allen Sand von dem Knochen entfernen.
    Sie berührte den Sensor an ihrem Ärmel, der das Aufzeichnungsgerät in Gang setzte. Das hätte sie vermutlich schon bei ihrer Ankunft tun sollen, aber sie hatte nichts gesehen, und nun glaubte sie einfach nicht, was sie sah.
    Sie legte den Pinsel auf ihrem Knie ab, griff in ihre Tasche und zog das dünnste Paar Handschuhe hervor, das sie hatte. Sie wollte auch durch das Material hindurch noch fühlen können, was sie berührte, aber sie wollte den Tatort nicht mehr als nötig kontaminieren.
    Die Handschuhe vermittelten Scott-Olson das Gefühl, ihre Haut sei mit Gummi überzogen, doch das Gefühl schwand rasch. Was blieb, war die Empfindung, dass ihre nicht mehr ganz junge Haut spannte, so als habe diese die Elastizität derJugend zurück. Langsam streckte Scott-Olson die Hand aus und berührte den Hüftknochen.
    Er war hart, die Oberfläche sauber. Scott-Olson hatte allen Staub mit dem Pinsel weggefegt, doch der Knochen war immer noch rot-orange, hatte exakt die gleiche Farbe wie der ihn umgebende Sand. Läge der Knochen hier erst kurze Zeit, hätte er gelblich weiß sein müssen.
    Sie pinselte den restlichen Staub von dem Becken und fand ein intaktes Kreuzbein und den zweiten Schambogen. Dem Augenschein nach – und derzeit verließ sich Scott-Olson ganz auf ihren Instinkt – hatte sie einen Teil des Skeletts einer erwachsenen Frau vor sich.
    Langsam arbeitete sie sich um den Fund herum, entfernte mehr Sand mit ihrem Pinsel, fächelte ihn von der Unterseite des Beckens, wedelte ihn auf sich zu. Scott-Olson musste nicht lange arbeiten, drang nicht sehr tief in den Sand vor, um die Wirbelsäule zu finden, und brauchte nur ein bisschen länger, um auf den zugehörigen Brustkorb zu stoßen.
    Scott-Olson arbeitete sich weiter nach oben, grub tiefer, als sie erwartet hatte, bis sie schließlich neben ihrem Fuß einen Schädel entdeckte. Die Augenhöhlen, leer, abgesehen von dem Sand, waren im oberen Bereich scharf abgegrenzt, was ihre Vermutung bestätigte.
    Sie sah eine tote menschliche Frau vor sich.
    »Ich verstehe nicht, warum die Disty sich so aufregen.« Beim Klang von Batsons tiefer Stimme erschrak sie. Sie hatte vollkommen vergessen, dass er da war. »Sie haben doch auch früher schon skelettierte Überreste zu sehen bekommen.«
    »Nicht viele«, wandte sie ein.
    »Genug. Sogar ich habe schon einen oder zwei Fälle dieser Art bearbeitet. Erinnern Sie sich an die Frau, die in ihrer Badewanne gestorben ist? Die …«
    »Ich erinnere mich«, unterbrach Scott-Olson ihn. Lebhaftstand ihr das Bild von dem Wasser in der Wanne vor Augen, dem Wasser mit der schwimmenden Fettschicht auf der Oberfläche. Die Feuchtigkeit und die außergewöhnlich hohe Temperatur in der Wohnung hatten die Verwesung beschleunigt. Seltsamerweise hatte niemand den Gestank gemeldet, der schlimm gewesen sein musste, und als die Leiche schließlich entdeckt wurde – durch den Vermieter, der dachte, seine Mieterin wäre auf und davon –, war die Frau längst über das Stadium einer aufgedunsenen Leiche hinaus gewesen, war kaum noch mehr als ein Skelett, an dessen Knochen hier und da noch Fleisch hing.
    »Da war ein Disty vor Ort. Todesschwadron, aber immerhin.« Batson schüttelte den Kopf. »Das ist nicht schreiend davongelaufen.«
    »Haben sie wirklich geschrien?«, fragte sie und schaute ihn endlich an.
    Die Staubschicht auf seinem Gesicht war dicker geworden und lag beinahe wie eine rötliche Maske auf seiner Haut. Ihr Gesicht sah vermutlich genauso aus. Das Zeug klebte.
    »So ziemlich«, sagte er. »Sie haben sich verhalten, als wären sie kontaminiert worden. Ich weiß nicht, was zum Teufel das ausgelöst haben soll.«
    »Haben Disty die Leiche gefunden?«, erkundigte sie sich.
    Er nickte.
    »Wie?«
    »Bauaushub«, sagte er. »Ich kenne nicht die ganze Geschichte,

Weitere Kostenlose Bücher