Miles Flint 04 - Das Marsgrab
Sie, Sharyn!«, sagte er. »Selbst ich weiß, dass Leichen hier nicht so zerfallen wie diese da! Nicht in all dem Sand hier. Diese Knochen sind hier platziert worden.«
»Ja«, bestätigte sie. »Sie wurden platziert. Was das angeht, sind wir einer Meinung.«
»Jemand hat die Leiche hergebracht und da reingeworfen.«
»Zunächst mal: geworfen wurde das Skelett nicht. Das verbindende Gewebe hält die Knochen immer noch zusammen, sogar die kleinen. Man hat die Leiche hier abgelegt.«
Batson verzog das Gesicht.
»Und zweitens«, fuhr Scott-Olson fort, »wenn es eine Baugrube war, dann die für die ersten hier errichteten Gebäude. Darauf möchte ich glatt meine Wohnung verwetten!«
Batson stieß einen leisen Seufzer aus. Scott-Olson hatte eine Wohnung mit Fenstern, hohen Decken und mehr Grundfläche als die Hälfte der übrigen Wohnungen in der Saharakuppel. Ein Luxus-Heim, das sie gekauft hatte, als die Preise niedrig gewesen waren und alle gedacht hatten, die Menschen würden den Mars so oder so bald wieder verlassen.
»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte er.
»Die Farbe«, erklärte sie. »Menschliche Knochen sind porös. Wenn sie mehrere Jahre vergraben sind, nehmen sie die Farbe des sie umgebenden Mediums an.«
»Mehrere Jahre?«, hakte er nach. »Sind Sie sicher?«
»Nein«, gestand sie. »Das ist nur eine auf Sachkenntnis gestützte Vermutung. Ich werde erst ein paar Tests machen müssen, um herauszufinden, ob die Farbe tatsächlich vom Sand stammt oder von irgendetwas anderem. Aber wenn sie vom Sand stammt, dann ist die Leiche schon länger hier als das Gebäude, das die Disty eingerissen haben.«
»Und hat die Umgebung Jahre oder Jahrzehnte kontaminiert.«
»Großkontamination«, stellte sie fest.
»Oh, Gott!«, meinte er. »Aber ganz egal, es ist auf jeden Fall eine Katastrophe. Ich habe nicht einmal eine vage Vorstellung davon, was die Disty tun werden, sollte diese Leiche wirklich schon ewig hier sein. Und falls nicht, dann werde ich herausfinden müssen, wer mehr über die Todesrituale der Disty weiß als wir, genug, um sie glauben zu machen, das ganze Gebiet wäre verseucht.«
»Über die Todesrituale der Disty«, korrigierte Scott-Olson ihn, »und über die posthumen Launen der menschlichen Anatomie.«
»Das wird den hohen Tieren nicht gefallen«, meinte er.
»Den hohen Tieren nicht und den Disty nicht.« Scott-Olson griff erneut zu ihrem Pinsel. Der ganze aufgestaute bittere Zorn, Ergebnis zu vieler Jahre der Untersuchung menschlicher Leichen in einer Kuppel, die sich um Tote nicht scherte, wurde mit einem Mal nach oben gespült. »Sie ist ohnehin bedeutungslos.«
»Die Leiche hier?« Batsons Stimme wurde ein paar Phon lauter. »Sie ist absolut nicht bedeutungslos! Sie wird für erhebliche Missstimmungen sorgen, die hoffentlich nur die Saharakuppel betreffen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, welche Auswirkungen das für die Beziehungen zwischen Menschen und Disty auf dem Rest des Mars haben wird!«
»Sehen Sie, was ich meine?«, gab Scott-Olson zurück. Sie kauerte sich wieder zu Boden und fegte weiteren Sand zur Seite, nicht ohne sich zu vergewissern, dass die Aufzeichnung immer noch aktiv war. »Sie haben jetzt schon vergessen, worum es bei diesem Fall eigentlich geht.«
Er stierte sie an. »Wovon sprechen Sie?«
»Von dieser Frau«, sagte Scott-Olson. »Sie war mal jemand. Und sie ist hier gelandet, vermutlich ermordet.«
»Sind Sie sich da sicher?«, fragte er.
Sie stieß einen ungeduldigen Seufzer aus. Normalerweise war Batson nicht schwer von Begriff. Normalerweise hegte er ein gewisses Mitgefühl gegenüber den Opfern.
»Nein«, entgegnete sie, »ich weiß es nicht mit Sicherheit. Aber denken Sie darüber nach, Petros! Sie ist tot. Wenn ich Recht habe, wurde ihre skelettierte Leiche hierher gebracht, um sie auf Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen. Jemand hat entweder gewartet, bis sein Opfer verwest war, was in dieser Atmosphäre eine Weile dauert, oder er hat der Frau hier das Fleisch von den Knochen geschält oder gekocht.«
Batson verzog das Gesicht und wandte sich von dem Skelett ab. »Warum sollte jemand sich diese Arbeit machen?«, fragte er. »Warum vergräbt er die Leiche nicht einfach in der Baugrube und geht seiner Wege?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Scott-Olson. »Aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass wir verdammt viel Zeit auf diesen Fall werden verwenden müssen.«
Batson fluchte. »Das wird ja immer besser und besser!«
Aber in
Weitere Kostenlose Bücher