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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sich mit Positionspapieren und unfassbar optimistischen Gesprächsprotokollen abgeben zu müssen.
    »Die Medien sitzen mir wegen dieser Sache im Nacken«, erklärte sie. »Ich dachte mir, ich sehe es mir besser selbst an.«
    »Sie sitzen Ihnen im Nacken?« Er wirkte verwundert. »Warum?«
    »Sie scheinen zu glauben, dass Costard eine Kriminelle war, die eine Bedrohung für die Kuppel dargestellt hat.«
    Seine Brauen ruckten aufwärts und verliehen seinem ganzen Gesicht einen komischen Ausdruck. »Aisha Costard? Sie ist eine höchst angesehene Tatortanalystin, die sich auf menschliche Knochen spezialisiert hat. Haben Sie sich nicht über sie informiert?«
    »Ich habe mir nur die Medienberichte angesehen, ehe ich hergekommen bin«, entgegnete DeRicci. »Ich dachte, ich sollte mir erst ein paar Informationen über den Vergeltungsmord besorgen, ehe ich mir das Opfer ansehe.«
    »Ich begreife das nicht«, sagte er. »Warum sollten die denken, sie wäre eine Kriminelle?«
    »Die Vollzugsanordnung der Disty. Theoretisch ist sie eine Kriminelle.«
    »Theoretisch«, sagte er. »Alles, was sie getan hat, war, Kollegen im Fall eines lang zurückliegenden Mordes zu beraten. Das hat irgendwelchen Ärger ausgelöst, über den ich noch keine Erkundigungen einziehen konnte. Aber sie ist zum Mars gereist, um sich darum zu kümmern, und hat dabei irgendwie die Disty gegen sich aufgebracht. Aber die Disty waren diejenigen, die sie haben herkommen lassen.«
    »Das ist mir auch aufgefallen«, bemerkte DeRicci. »Es ergibt einfach keinen Sinn.«
    »Tja, es hätte vielleicht einen Sinn ergeben, wenn das ein echter Vergeltungsmord wäre«, meinte Nyquist. »Sie haben sie an der kurzen Leine herkommen lassen. Sie versucht zu verschwinden, und die Disty, die mit dem Fall in der Saharakuppel zu tun haben, werden benachrichtigt. Außerdem haben die Disty ihr einen Gefallen getan, und sie hintergeht sie.«
    »Glauben Sie, dass sie wirklich versucht hat unterzutauchen?«
    Wieder zuckte er mit den Schultern. »Das wissen Sie im Moment so gut wie ich. Wir haben für nichts irgendwelche nennenswerten Beweise. Alles, was wir haben, ist ein Tötungsdelikt, das einen Sinn ergäbe, wären die Leute dafür verantwortlich, die laut Gesetz zur Bestrafung der Frau berechtigt wären. Aber das hier ist nicht Disty. Kein Disty würde je die Fehler begehen, die ich hier drin gesehen habe. Das hier ist etwas anderes.«
    »Was die ganze Angelegenheit zu einem Verbrechen macht«, stellte DeRicci fest. »Was es anderenfalls nicht gewesen wäre.«
    »Sie haben’s erfasst«, bestätigte Nyquist.
    »Die Mondsicherheit ist davon jedenfalls nicht betroffen«, bemerkte DeRicci und schaffte es nicht, die Enttäuschung aus ihrer Stimme fernzuhalten.
    »Ich wünschte, sie wäre betroffen«, meinte Nyquist. »Sie sind die erste Person seit Monaten, der ich im Gespräch nicht jedes noch so kleine Detail erklären muss.«
    »Das ist mir auch aufgefallen, bevor ich den Dienst quittiert habe«, sagte sie, »sie werden immer dümmer, nicht wahr?«
    »Und sie haben immer weniger Vertrauen«, antwortete er. »Sie glauben einfach nicht, dass ich Erfahrungen habe, die nützlich sein könnten.«
    »Diesen Teil der Arbeit vermisse ich nicht«, sagte sie. Aber alles übrige vermisste sie schon.
    »Wollen Sie in beratender Funktion dabei sein?«, fragte er.
    Sie sah ihn an. »Die Leute werden sich nach dem Grund fragen. Und die Medien werden mir ständig auf den Fersen sein.«
    »Die sind doch so oder so längst an dem Fall dran«, warf er ein. »Warum also nicht? Ich könnte ein denkfähiges Wesen an meiner Seite brauchen, das mir hilft, abwegige Theorien auszusortieren.«
    Sie grinste. »Ich tue alles für einen Mann, der erkennt, dass ich etwas draufhabe.«
    »Ein Mann, der das nicht tut«, meinte Nyquist seinerseits grinsend, »hat selbst nichts drauf!«

 
27
     
    I ona Gennefort stand im Kontrollraum, hoch oben über dem Nordeingang der Kuppel. Wells City war einst ein beliebtes Reiseziel auf dem Mars gewesen, benannt nach einem Erdenbewohner, der den Mars in der Vorstellung der Menschen erst richtig populär gemacht hatte. Wells war so menschlich gewesen, wie ein Mensch nur sein konnte.
    Und dann hatten die Disty übernommen.
    Sie hatten alles verändert, die Architektur, die Verkehrsplanung, alles – mit Ausnahme der Kuppel selbst.
    Gennefort schlang sich einen Pullover um die Schultern und starrte auf die diversen Monitore. Über ihr Sichtfeld liefen Warnungen von einem

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