Miles Flint 04 - Das Marsgrab
stank schlimmer als bei manchen, aber nicht so schlimm wie bei anderen. Zumindest war die Leiche einigermaßen schnell gefunden worden. Das war ein kleiner Segen.
DeRicci ging rückwärts zur Tür hinaus und zurück auf die Straße. Sie hoffte, nicht weit genug in den Raum gegangen zu sein, dass der Gestank sich in ihren Kleidern hätte festsetzen können. Nyquist schloss die Tür hinter ihr. Und sie war dankbar dafür. Dieser Geruch wäre ihr sonst auch noch gefolgt.
Die beiden Grünschnäbel standen zu beiden Seiten ihres Wagens und beobachteten die Straße. Einige weitere Beamte überwachten die Umgebung und hielten Gaffer und Medienvertreter auf Abstand.
DeRicci hatte herkommen müssen, um selbst nachzusehen, was das Trara zu bedeuten hatte. Sie war nicht sicher, was sie zu entdecken gehofft hatte.
Den Eignern des Gebäudes – eine Schlepper-Organisation – war der Zutritt verwehrt worden, obwohl sie protestiert hatten, behauptet hatten, sie hätten ein Recht zu sehen, was in ihrem Büro passiert sei. Sie waren diejenigen, die sich an die Medien gewandt und geklagt hatten, ihr Leben könne in Gefahr sein, bedroht durch die Disty, und sie könnten nicht einmal auf ihre Akten zugreifen, um Genaueres herauszufinden.
DeRicci war ganz einer Meinung mit Nyquist, die Eigentümer nicht hereinzulassen, stand also hinter dem Detective. Sie bezweifelte, dass dieser Mord viel mit der Schlepper-Organisation zu tun hatte. Nach allem, was sie gesehen hatte, war dieser Vergeltungsmord legal und gerechtfertigt.
Für das Opfer, Aisha Costard, gab es unzählige offene Vollzugsbefehle zu Gunsten der Disty. Sie war zum Mars gereist, hatte sich in irgendeine Art von hochanstößigem Mord verwickeln lassen, und war dann zum Mond gekommen.
Ausgehend von dem Fundort der Leiche hatte Nyquist angenommen, dass Costard versucht hatte unterzutauchen. DeRicci war, was das anging, ebenfalls ganz einer Meinung mit ihm.
Der Vergeltungsmord diente als zweifache Warnung: Zunächst war er eine Warnung an jeden, der etwas mit Costard oder dem Mord, der sie zur Flucht hierher getrieben hatte, zu tun hatte, zweitens diente er als Warnung an all die Schlepper-Organisationen, die Leuten, welche eines Verbrechens gegen die Disty-Gesetze für schuldig befunden worden waren, halfen, sich der Bestrafung zu entziehen.
Die Medien hatten Kontakt zu DeRiccis Büro aufgenommen, weil Costard so vergleichsweise einfach nach Armstrong hatte einreisen können. Nach allem, was DeRicci zu dem Fall Costard in den Aufzeichnungen hatte finden können, war Costard exakt genauso behandelt worden, wie jeder andere mit derartigen Warnsignalen auch behandelt worden wäre. Man hatte sie tagelang in Einzelunterbringung beim Zoll festgehalten und erst nach der Kontaktaufnahme zu den Disty gehen lassen. Die Disty hatten bestätigt, dass Costard mit dem Auftrag gekommen sei, ihren Namen reinzuwaschen, und dass man ihr ein limitiertes Reisevisum zugeteilt habe, das es ihr gestatte, Kontakt zu Detektiven und Lokalisierungsspezialisten aufzunehmen.
Schlepper-Organisationen wurden in diesen Vollmachten nicht erwähnt.
Aber nicht die Sicherheitsfragen waren der Grund dafür, dass DeRicci fasziniert von dem Fall war. Das waren die Hinweise darauf, dass es sich hier doch nicht um einen Disty-Mord handelte.
DeRicci hätte diesen Mord auf der Stelle den Disty zugeordnet, hätte sie nicht schon so viele andere Vergeltungsmorde bearbeitet. Zunächst der Tatort: In dieser Gegend, so nahe am Ort der Bombenexplosion und ganz in der Nähe einer Schlepper-Organisation, wären Disty irgendjemandem aufgefallen. Disty in Begleitung einer Menschenfrau wären umso mehr aufgefallen.
Zweitens deuteten erste Berichte darauf hin, dass Costard nicht in Begleitung irgendwelcher Disty gesehen worden war, seit sie in Armstrong angekommen war. Die Aufzeichnungen aus ihrem Hotel zeigten sie lediglich in Begleitung einiger Menschen, nie aber in der von Aliens jedwelcher Art.
Drittens, und das war vermutlich das Wichtigste, viele der Schlepper-Organisationen verfügten über Alarmsysteme, die aktiviert wurden, sobald sich ein Außerirdischer in der näheren Umgebung zeigte. Die meisten dieser Systeme waren recht ausgeklügelt. Sie lösten nicht nur im Polizeihauptquartier (oder einem anderen festgelegten Ort) Alarm aus, sie senkten auch kleine Arrestzellen ab, die die Aliens gefangen setzten, oder aktivierten Schlösser und Riegel, die ein Betreten des Büros unmöglich machten.
Nichts von alldem
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