Miles Flint 05 - Paloma
Wenn er wieder in seinem Büro war, würde er seine Systeme säubern müssen, sicherstellen, dass er sich keine Wanzen eingefangen hatte, die vielleicht nach Ansicht von van Alens Kanzlei für ihre Klienten unverzichtbar waren.
Van Alen stieg auf der Fahrerseite ein und ließ die gleiche Prozedur über sich ergehen. Und als sie angeschnallt wurde, sagte sie: »Wir haben einen Hafennotfall. Ich werde bei Gericht gebraucht. Aber zuerst muss ich ins Büro.«
Der Wagen flog sofort ab. Das System übernahm automatisch die Steuerung, und an den Fahrzeugseiten flackerten Warnlampen auf, als wäre der Wagen ein Einsatzfahrzeug von offizieller Stelle.
Als sie sich über den Parkplatz erhoben, fragte Flint: »Wie haben Sie die Erlaubnis dafür gekriegt?«
»Ich brauche keine Erlaubnis«, sagte van Alen. »Ich bin Gerichtsbedienstete.«
»Wie alle anderen Anwälte auch«, kommentierte Flint.
»Und sie alle sind berechtigt, so etwas zu tun.«
»Und wie kommt es, dass sie es noch nie getan haben?«
Van Alen bedachte ihn mit einem bösartigen Grinsen. »Vielleicht aus dem gleichen Grund, weshalb sie nichts über die Quarantänevorschriften wissen. Sie kümmern sich einfach nicht um die verborgeneren Aspekte der Gesetzgebung.«
Er lehnte sich zurück, wünschte sich im Stillen immer noch, er könnte den Wagen manuell steuern. Der Wagen nutzte die Notflugspuren und wich entgegenkommenden Vehikeln aus, die unterwegs waren, damit sich ihre Insassen um den Notfall im Hafen kümmern konnten.
Und Flint kannte die Vorschriften gut genug, um zu wissen, dass der Wagen ab jetzt von den meisten Überwachungssystemen nicht mehr registriert wurde. Niemand achtete auf Einsatzfahrzeuge. Überwacht wurden nur normale Fahrzeuge mit einer normalen Registrierung.
Nun verstand er, warum van Alen darauf bestanden hatte, selbst auf dem Fahrersitz zu sitzen. Die meisten Fahrzeuge, die so ausgestattet waren – Fahrzeuge, die nicht als Einsatzfahrzeuge konzipiert waren, sondern über eine andere technische Ausstattung verfügten –, reagierten in einem Notfall nur auf einen bestimmten Fahrer.
Dieser Fahrer wäre er nicht gewesen.
»Wohin fahren wir?«, fragte Flint.
»Zu meinem Büro.« Van Alen hatte sich wieder weitgehend erholt. »Selbst wenn sie darauf kommen, Sie dort zu suchen, sind Sie in der Kanzlei gut geschützt. Meine Leute dürfen nicht einmal verraten, dass Sie dort sind, weil Sie ein Klient sind.«
»Ich kann nicht ewig in Ihrem Büro bleiben«, wandte Flint ein.
»Die Polizei kann Sie auch nicht ewig als Verdächtigen betrachten«, konterte van Alen.
Die Polizei konnte. Momentan war im Hafen alles in Bewegung. Niemand wusste irgendetwas, und dabei würde es noch stundenlang bleiben, vielleicht sogar tagelang.
Und dann würden sie, wenn es keinen eindeutigen Verdächtigen gab, den nehmen, der sich gerade anbot, nur um die Pressemeute zu beschäftigen, während sich die Detectives um ihre Arbeit kümmerten.
Sie würden eine Theorie aufstellen, und sollte diese helfen, das Verbrechen aufzuklären, wäre alles in Ordnung; tat sie es nicht, wäre die Öffentlichkeit dennoch zufriedengestellt, weil die Theorie immerhin den Anschein erweckte, das Verbrechen sei aufgeklärt.
So war es auch bei der Kuppelbombe geschehen. Die meisten Leute glaubten, das Verbrechen sei aufgeklärt worden, obwohl es nie aufgeklärt wurde.
»Sie glauben mir nicht«, sagte van Alen.
»Ich kenne diesen Teil des Systems besser als Sie«, entgegnete Flint.
Sie schaute ihn an. Schmutz verunzierte eine Gesichtshälfte. »Wie kommt es, dass Sie bei Space Traffic immer noch ungestört ein – und ausgehen können?«
Dann war ihr dieser Punkt also aufgefallen. Er war nicht sicher, wie viel sie überhaupt mitbekommen hatte.
»Einmal Bulle, immer Bulle«, sagte Flint.
»Ist das der Grund, weshalb Sie jetzt ein Verdächtiger sind?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Ich bin ein Verdächtiger, weil es logisch ist, mich zu verdächtigen. Aber selbst wenn ich es getan hätte – und ich habe es nicht getan –, wird es immer Bullen geben, die glauben, ich könnte es gar nicht getan haben, nur weil wir einmal die gleichen Uniformen trugen.«
»Und das nutzen Sie zu Ihrem Vorteil.«
»Wenn ich flüchten muss, und sei es nur für kurze Zeit«, entgegnete Flint, »nutze ich alles zu meinem Vorteil.«
Sie grinste. »Allmählich werden Sie mir sympathisch.«
Flint erwiderte das Grinsen und hoffte im Stillen, dass das Vertrauen, das er allmählich
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