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Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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wäre über alle möglichen Links gesendet worden.
    Also traf Nyquist nicht weit vom Haupteingang entfernt auf dem Korridor eine Entscheidung und suchte zuerst Space Traffic Control auf.
    Dort ging es weniger chaotisch zu, als er erwartet hatte. Niemand hastete durch den Empfangsbereich. Die Kollegen hinter dem Tresen wirkten ruhig und besonnen, und sämtliche Leute auf dem nahen Korridor bewegten sich beinahe gemächlich.
    Der Mann hinter dem Tresen war schon bei Nyquists Ankunft dort gewesen. Er war bereits älter, hatte eine Glatze und glänzende Augen.
    »Hab gehört, Sie waren ganz in der Nähe des Explosionsherdes«, sagte der Mann – sein Name war Murray, auch wenn Nyquist einen Moment brauchte, um sich daran zu erinnern – leise. »Sie sollten sich eigentlich dem medizinischen Personal vorstellen.«
    »Ich brauche vor allem frische Kleider«, sagte Nyquist und zupfte wieder an seinen Ärmeln herum. »Aber darum kümmere ich mich, wenn es wieder ruhiger wird.«
    »Gibt nicht viel, was ich Ihnen erzählen könnte«, sagte Murray mit gesenktem Kopf, und die Deckenbeleuchtung spiegelte sich auf seiner Glatze.
    »Flint wurde nicht gesehen?«, fragte Nyquist.
    »Hab gehört, dafür hätten sie einen neuen Ermittler abgestellt.« Murray drückte auf ein paar Knöpfe an seinem Platz. Nyquist beugte sich über den Tresen, um nachzusehen, woran Murray arbeitete.
    »Sie werden einen geeigneten Ermittler mit der Untersuchung des Bombenanschlags beauftragen«, sagte Nyquist. »Aber für den Mordfall Paloma bin immer noch ich zuständig.«
    »Da beides offensichtlich zusammenhängt«, gab Murray zurück, blickte aber immer noch nicht auf, »wird der neue Ermittler wohl objektiver sein als Sie.«
    Etwas in seinem Ton verriet Nyquist, dass Murray der Mann war, der ihm die Botschaft von Space Traffic geschickt hatte.
    »Sie denken also, ich wäre nicht objektiv.« Nyquist war zu dem Schluss gekommen, bei Murray mit Zurückhaltung am meisten erreichen zu können.
    Und tatsächlich blickte Murray endlich auf. Er hatte Tränensäcke unter den Augen. Sein ganzes Gesicht wirkte ausgezehrt vor Erschöpfung. Nyquist fragte sich, wie lange Murray an diesem Tag schon im Dienst war.
    »Ich wäre nicht objektiv, wenn ich gerade beinahe in die Luft geflogen wäre«, sagte Murray.
    »Denken Sie, ich würde Flint wegen eines persönlichen Rachefeldzugs suchen?«, fragte Nyquist.
    »Ich denke, er schwirrt Ihnen im Kopf herum, und Sie werden ihn verfolgen, egal, was die Beweislage sagt.«
    »Gibt es denn Beweise, dass er es nicht getan hat?«
    Murray faltete die Hände vor dem Bauch und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Er ist ein guter Mann und hat ich weiß nicht wie viele Leben gerettet. Er ist ethisch sauber. Er würde keine unschuldigen Leute umbringen, ganz besonders keine Bullen.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Nyquist. »Sind Sie ihm begegnet?«
    »Ich kenne ihn«, sagte Murray.
    »Dann wissen Sie auch, dass er Lokalisierungsspezialist ist.« Nyquist konnte die Monitore nicht erkennen, die sorgfältig unterhalb der Tischkante verstaut waren. Und er hatte das Gefühl, dass er auch nicht imstande wäre, von außen auf sie zuzugreifen. Hier gab es vermutlich viel zu viele Sicherheitsvorkehrungen und Ausfallsicherungen, alle dazu gedacht, Außenstehende daran zu hindern, in die Systeme einzudringen. »Lokalisierungsspezialisten sind nicht ethisch sauber.«
    »Er würde so etwas nicht tun.« Murray lehnte sich wieder zurück und musterte Nyquist, als wüsste er, was in Nyquists Kopf vorging.
    »Hören Sie«, sagte Nyquist, »Sie sind derjenige, der mir das Video gezeigt hat. Er war die letzte Person an Bord der Taube, bevor das Schiff hochgegangen ist.«
    »Das ist kein Beweis«, gab Murray zurück.
    »Es ist mehr, als Sie zu bieten haben«, konterte Nyquist.
    »Eigentlich nicht«, sagte Murray. »Ich vertraue auf seinen Charakter. Ich kenne ihn seit Jahren. Sie kennen ihn – seit wann – einer Stunde? Und nur, weil er ein Schiff betreten hat, das später in die Luft gegangen ist, denken Sie, er hat die Sprengladungen angebracht. Warum sollte er das tun? Warum sollte irgendjemand, der ethischen Grundsätzen gehorcht, so etwas tun?«
    »Ich sehe keinen Beweis dafür, dass er ethischen Grundsätzen gehorcht«, sagte Nyquist, obwohl er durchaus einen solchen Beweis gesehen hatte. Flint hatte ihn vor gar nicht langer Zeit bei einem Fall unterstützt, und zwar so, dass er die Regeln der Vertraulichkeit, die seinen Beruf

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