Miles Flint 05 - Paloma
wieder, ausgestattet mit schweren Polstermöbeln und einem dicken Teppich, der seinen nackten Fußsohlen schmeichelte. Ein in Plastikfolie versiegelter Bademantel erwartete ihn auf einem der Sofakissen. Er wusste, dass er für ihn gedacht war, auch wenn sein Name nicht draufstand.
Er zog die Folie ab, legte den Bademantel an und fühlte, wie das Material seine Haut streichelte. Vermutlich waren Fasern in den Bademantel eingearbeitet, die eine besänftigende Wirkung hatten, die dazu dienten, ihn zu beruhigen, und er hatte nichts dagegen. Ein bisschen Besänftigung konnte er gut vertragen.
Und er musste hier raus.
Nach ein paar Minuten öffnete sich die Tür mit einem Klicken. Seine Links wurden reaktiviert, was an einem leisen Summen erkennbar war, von dem er erst jetzt merkte, dass er es nicht einmal vermisst hatte. Sein Gehör funktionierte wieder – was immer sie getan hatten, damit er die Stimmen hören konnte, es hatte auch den Hörschaden repariert.
Eine Liste der Gegenstände, die ihm abgenommen worden waren, lief über den unteren Rand seines Blickfelds; erwies die Links an, die Information zu speichern, und schickte sie in komprimierter Form weiter zu seinem Schreibtisch im Department. Dort konnte er sich die Informationen später genauer ansehen.
Im Augenblick interessierte ihn vor allem, dass er die Freigabe zum Gehen erhielt.
Als er durch die Tür schritt, traf er auf eine Frau in der Uniform der Bediensteten der Hafensicherheit. Sie reichte ihm einen Satz Kleider, die eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit denen aufwiesen, die man ihm abgenommen hatte.
»Sie haben Glück gehabt«, sagte sie. »Keine dauerhaften Schäden.«
Nur Schnittwunden und Prellungen und reparierte Ohren. Er nickte ihr zu und hoffte, sie würde gehen, ohne dass er es ihr erst sagen musste.
Dieser Raum war nicht so behaglich wie der letzte. Es war eine Art Abfertigungskammer, in deren Wände Garderoben eingelassen waren.
»Geht es den anderen gut?«
Sie nickte. »Nur Theda ist bei der ersten Explosion umgekommen.«
Theda. Die Frau hatte einen Namen, und er erfuhr erst, wie sie hieß, als sie tot war.
»Haben Sie Flint gefunden?«
»Flint?«, wiederholte sie, als hätte sie den Namen noch nie gehört. »Gehörte er zu Ihren Leuten?«
Nyquist seufzte. »Ich werde mich anziehen. Wenn ich fertig bin, möchte ich mit der für die Ermittlungen zuständigen Person sprechen, und mit sämtlichen Leuten, die noch aus meinem Team übrig sind.«
»Ich glaube nicht …«
»Mich interessiert nicht, was Sie glauben«, fiel Nyquist ihr ins Wort. »Ich untersuche einen Mordfall, zu dem sich gerade ein weiterer Mord gesellt hat, und der Täter könnte sich immer noch im Hafen aufhalten. Wir müssen schnell handeln. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Leute nach einem Lokalisierungsspezialisten namens Miles Flint Ausschau halten, und beeilen Sie sich.«
Sie musterte ihn mit gerunzelter Stirn. »Der ehemalige Polizist?«
»Ja«, sagte Nyquist und schluckte eine Verwünschung hinunter. Er hasste es, sich zu wiederholen. »Schnell. Uns läuft die Zeit davon.«
Sie nickte und legte den Kopfschief, wie es die Leute häufig taten, wenn sie vertrauliche Informationen über ihre Links sendeten.
Er betrat die Garderobe, wo ihm zum ersten Mal auffiel, dass man vergessen hatte, ihn mit Schuhen auszustatten. Alles war vermurkst, sogar er selbst, und er war nicht sicher, ob er die Dinge würde richten können.
32
S ie schafften es, den Hafen zu verlassen, was van Alen verwunderte, Flint dagegen nicht. Als Flint bei Space Traffic gearbeitet hatte, hatte es mehrere Vorfälle gegeben – fünf Bombenanschläge, zwei Bombendrohungen und eine ernsthaft explosive Dekompression –, und der Hafen hatte jedes Mal mit einem bemerkenswerten Chaos reagiert.
Das wusste er nun zu nutzen.
Außerdem hatte er einen kurzen Blick auf Murrays Monitore werfen können und erfahren, welche Bereiche des Hafens schon versiegelt waren. Zur Emmeline hätte Flint nicht vorstoßen können, selbst wenn er gewollt hätte, denn die Explosion hatte in Terminal 25 stattgefunden. Zwischen Terminal 8 und Terminal 35 war alles abgeriegelt worden.
Aber die Hafenausgänge waren offen. Er hielt van Alens Hand fest und zerrte sie durch die diversen Korridore zum Haupteingang. Reisende, menschliche und nichtmenschliche, rannten hinaus, als wären die Bombenleger hinter ihnen persönlich her.
Flint vergewisserte sich, dass van Alen mit der Menge Schritt halten konnte. In seinen
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