Miles Flint 05 - Paloma
Kühlschrank gelagert, um ein ganzes Bataillon damit zu versorgen.
Noch immer versuchte er, das Rätsel der Dateien zu lösen. Die Dateien, auf die zuletzt zugegriffen worden war, behandelten alle Fälle von Claudius Wagner – der Wagner, mit dem Paloma ein Verhältnis gehabt hatte, der, mit dem sie Kinder hatte.
Der, den sie verlassen hatte.
Die Akten sahen nicht aus, als gäbe es irgendwelche Unregelmäßigkeiten. Aber Flint hatte sich noch nie zuvor eingehend mit juristischen Dateien befasst. Er hatte solche Dateien lediglich in seiner Funktion als Polizist angelegt – er hatte die Beschuldigungen aufgeführt, die Beweise präzise beschrieben und dafür gesorgt, dass jede noch so kleine Information an dem ihr zugewiesenen Platz gespeichert wurde.
Erst dann wurde die Akte an das Büro des Bezirksstaatsanwalts weitergeleitet. Und mit ein bisschen Glück hatte er danach nie wieder etwas von dem Fall gehört.
Ein Glück, das ihm, wie nicht anders zu erwarten, in all der Zeit nur selten zuteil geworden war. Er hatte als Zeuge auftreten müssen, hatte an Konferenzen teilnehmen müssen, in denen ihm der Bezirksstaatsanwalt gedroht hatte, er würde ihn als Zeugen benennen, und manchmal hatte er sogar das Büro des Staatsanwalts aufgesucht, um vor Ort zu erklären, was genau er getan hatte.
Aber nichts von all dem fand sich in der weiteren Bearbeitung der Akten. Die Klageschriften, die Anmerkungen, dieBriefe, schriftlich oder per Video gespeichert. Einige dieser Akten umfassten Kontrakte in mehreren Versionen, ein paar enthielten Testamente. Alle schienen mehr als nur einen Vorgang zu behandeln, und allein das verwirrte Flint mehr, als er zugeben mochte.
»Jetzt haben sie es getan.«
Van Alens Stimme drang aus weiter Ferne zu ihm vor. Flint blinzelte, rieb sich die Augen. Dann seufzte er und drehte sich um.
»Was getan?«
»Sie haben einen offiziellen Haftbefehl erlassen«, sagte sie. »Bis jetzt wurden Sie nur als wichtiger Zeuge gesucht. Jetzt werden Sie eines Verbrechens beschuldigt.«
»Ist das eine öffentliche Meldung?«, fragte er. Sollte das der Fall sein, stand es schlimm um ihn. Dann würden die Leute auf der Straße nach ihm Ausschau halten, und die, die die passenden Programme zur Durchführung von Vergleichen besaßen, würden möglicherweise sogar sein Gesicht scannen und es mit den Bildern abgleichen, die das Police Department veröffentlicht hatte.
»Nein«, sagte van Alen. »Bis es so weit ist, haben wir noch eine Stunde Zeit. Ich wurde benachrichtigt. Aus Höflichkeit.«
Flint griff nach dem Eiskaffee. Die Tasse schwitzte. Er starrte sie an. Der Kaffee war inzwischen eher verwässert. Langsam fragte er sich, wie lange die Tasse unberührt neben ihm gestanden hatte.
»Sie wurden benachrichtigt.« Er brauchte einen Moment, um die Information zu verarbeiten. »Sie sind als meine Anwältin nicht offiziell prozessbevollmächtigt.«
Sie lächelte und schlüpfte wieder in ihre Schuhe. »Normalerweise sind Sie nicht so langsam, Miles. Natürlich bin ich das. Ich habe Ihnen die Daten der Lost Seas verschafft. Dafür musste ich bereits offiziell als prozessbevollmächtigte Anwältin tätig werden.«
Natürlich. Doch dabei ging es um eine zivilrechtliche Angelegenheit, nicht um eine strafrechtliche. Aber da er keinen Strafverteidiger hatte, konnte das System nur den Anwalt kontaktieren, der als Vertreter seiner Person aufgeführt war.
»Es ist Ihre Pflicht, mich auszuliefern«, sagte Flint.
»Wenn ich wüsste, wo Sie sind.«
»Wissen Sie es?«
»Sie schienen den ganzen Abend über sehr weit entfernt gewesen zu sein«, sagte sie. »Ich denke, ich gehe nach Hause und schlafe, bis der Wein abgebaut ist. Vielleicht gelingt es mir morgen früh, Sie zu finden. Ich werde Sie doch finden, oder nicht?«
Dessen war er nicht sicher. Er würde sich den Haftbefehl selbst ansehen müssen. Wenn die Sache für ihn zu schlecht aussah, würde er sich nicht freiwillig stellen.
»Die Möglichkeit besteht«, sagte er im Brustton der Überzeugung. Ob er sich aber schließlich finden lassen würde, stand auf einem anderen Blatt.
»Ich bringe die frische Kleidung hierher, zusammen mit etwas Gebäck und ein paar anderen Snacks. Es gibt keinen Grund, dieses Büro zu verlassen«, sagte van Alen. »Sie haben eine Dusche, ein bequemes Sofa und einen Computer. Damit und mit der Kleidung und dem Essen brauchen Sie weiter nichts mehr.«
Abgesehen von der Freiheit, die er sich wünschte. Aber die würde er nicht bekommen,
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