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Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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reden. Er ist der einzige Mensch, den ich kenne, der sein Leben so drastisch verändert hat, und zwar aus Gründen, die ich nicht vollständig verstehe, die mir aber edel erscheinen.«
    »Sie halten ihn für edel?«
    Etwas in Nyquists Ton musste sie gewarnt haben, dieses Thema besser nicht zu vertiefen. Ihre Miene veränderte sich, wurde hart, und in ihre Augen trat ein stechender Blick.
    Nun sah er diese böse Intelligenz, die sie zu einer der berühmtesten Reporterinnen des Mondes gemacht hatte.
    »Sie denken, er hat seine Mentorin umgebracht, nicht wahr?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte er.
    »Und von mir erwarten Sie eine Bestätigung?«, fragte sie. »Ich soll Ihnen erzählen, ich hätte gesehen, dass er voller Blut war oder so was in der Art?«
    »Darum habe ich nicht gebeten«, sagte Nyquist. »Ich möchte nur, dass Sie mir genau erzählen, was passiert ist.«
    »Angefangen damit, warum ich dort war.«
    Nyquist nickte.
    »Was in Ihren Augen keinen Sinn ergibt.« Ihr Lächeln wirkte beinahe wehmütig. »Nun ja, es ergibt auch für mich kaum Sinn. Ich habe ihn irgendwie als Inspiration benutzt, und dann ist er tatsächlich aufgetaucht. Zuerst dachte ich, er wäre nur ein Produkt meiner Einbildungskraft. Aber dafür war er zu aufgebracht. So habe ich ihn vorher noch nie erlebt.«
    »Wie?«
    »So, als würde er innerlich auseinanderbrechen«, sagte sie. »Er schien sich kaum aufrechthalten zu können.«
    »Im übertragenen Sinne?«
    Sie nickte. »Er sah auch extrem unordentlich aus. Normalerweise achte ich überhaupt nicht darauf, wie er gekleidet ist, aber heute hingen seine Klamotten irgendwie schief an seinem Körper und waren voller Mondstaub. Er hat ausgesehen, als hätte er gerade hart gearbeitet oder so was. Und er hatte einen Beutel bei sich.«
    Der Schutzanzug. »Was ist dann passiert?«
    »Er war überrascht, mich zu sehen. Er dachte, ich hätte ihm wegen irgendeiner Story aufgelauert. Dabei hatte ich da noch gar keine Ahnung, dass es eine Story gab. Er hat verlangt, dass ich verschwinde, und ich bin gegangen.«
    »Das war alles?«, hakte Nyquist nach.
    Wieder schwenkte sie ihren Becher. »Ich war verlegen. Ich kam mir vor, als hätte man mich bei irgendeiner Missetat erwischt.«
    »Haben Sie denn eine begangen?«, fragte Nyquist.
    Sie nippte, überlegte kurz, nippte wieder und stellte den Becher ab. »Ich schätze, das habe ich. Ich hätte erreichbar sein müssen. Ich hätte meine Links überprüfen und nach einer Story suchen müssen. Ich hätte Ihnen an diesem Morgen Fragen stellen müssen, herausfinden, was sie in Palomas Wohnung vorgefunden haben.«
    »Bedauern Sie das?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich mochte Paloma. Sie war rätselhaft, aber auf eine sympathische Art. Ich hatte immer im Hinterkopf, irgendwann einmal ein Interview mit ihr zu machen, sie vielleicht nach ihrer Meinung zur Funktionsweise unserer Gesellschaft zu fragen. Vielleicht hätte ich eine Story darüber zusammenstellen können, wie ungerecht Gesetze manchmal sein können. Ich weiß es nicht.«
    Er studierte sie einen Moment lang. Das war das zweite Mal, dass sie ungerechte Gesetze erwähnt hatte. Versuchte sie, ihm irgendeine Art Botschaft zu vermitteln? Sie machte nicht den Eindruck, als wäre sie der Typ, der zu solchen Listen griff.
    »Was hat Flint getan, nachdem er Sie zum Gehen aufgefordert hat?«
    »Er wollte auf sein Schiff gehen«, sagte sie. »Aber dann hat er gemerkt, dass ich noch da war. Er hat mich noch einmal aufgefordert zu verschwinden und gewartet, bis ich das Terminal verlassen hatte. Was er dann gemacht hat, weiß ich nicht.«
    »Was haben Sie anschließend getan?«
    »Ich bin in ein Café gegangen, habe meine Nachrichten heruntergeladen und festgestellt, dass ich meinen Job verloren hatte.«
    »Haben Sie auf Flint gewartet, um doch noch mit ihm zu sprechen?«
    Sie lächelte ein verzagtes Lächeln. »Er würde es nie auch nur in Betracht ziehen, mit mir zu reden. Ich habe einer Freundin von ihm wehgetan. Er denkt, ich sei die Inkarnation des Bösen.«
    »Und, sind Sie das?«, fragte Nyquist, vorwiegend, weil er sich einfach nicht zügeln konnte. Auch er hatte sich eine Meinung über sie gebildet, und ihre Offenheit verblüffte ihn.
    »Böse?« Sie lachte kurz auf. »Nur nachlässig, denke ich. Und ein bisschen dumm. Vielleicht zu arrogant, obwohl dieser Charakterzug heute einen ziemlichen Schlag zu verkraften hatte.«
    Nyquist ließ ihre Worte für den Moment unkommentiert. Als klar wurde, dass Bowles

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