Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Geschichte geplatzt war und ihre Trümmer über Ki verschüttet hatte, war sie populär gewesen, eine wohlgelittene Lokalreporterin. Leute dachten, sie würden sie kennen. Sie erkannten sie, warfen ihr auf der Straße ein »Hallo!« zu, schickten ihr Botschaften, ob sie wollte oder nicht.
    Seither hatte er sie immer mehr ins Abseits gedrängt. Er hatte ihr ihre reguläre Sendezeit genommen, hatte ihre Berichte zu den unterschiedlichsten Zeiten gesendet, sodass nur die hingebungsvollsten Fans sie überhaupt noch finden konnten, und häufig hatte er komplizierte, lange Storys so gekürzt, dass sie kaum mehr einen Sinn ergaben.
    Sie war bereit gewesen, all das auf sich zu nehmen. Sie hatte geglaubt, der einzige Weg, ihren Ruf zu retten, sei, ihn sich zu verdienen.
    Doch offensichtlich hatte sie sich verkalkuliert. Ling hatte nie die Absicht gehabt, sie wieder in ihre alte Position zurückzuholen. Er hatte die ganze Zeit vorgehabt, sie zu feuern. Bisher hatte sich nur noch keine Gelegenheit dazu geboten.
    Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, blinzelte, zwang sich, die Tränen zurückzuhalten. Sie würde sich nicht in Selbstmitleid suhlen. Sie hatte in der Vergangenheit über Menschen berichtet, die in hoher Position gefeuert worden waren, und die Reaktion dieser Leute hatte sie stets geärgert.
    Es war immer die gleiche Leier: Es war nicht ihr Fehler. Sie hatten keine Ahnung. Sie hatten es nicht kommen sehen. Ihnen war nicht bewusst gewesen, wie sehr ihr Boss sie hasste.
    Ling hatte sie nicht gehasst. Aber sie hatte sich eingebildet, er hätte sie respektiert. Sie hatte wirklich geglaubt, er würde ihr eine zweite Chance geben. Sie war genauso ein Dummkopf wie all diese ahnungslosen Leute, die sie interviewt hatte.
    Und gerade sie hätte es kommen sehen müssen. Das Angebot, in den Klatschbereich zu wechseln, war echt gewesen: Dort konnte man seine Berichte mit Lügen vollstopfen, und es interessierte niemanden. Der Titel Klatsch und der Untertitel GERÜCHTE AUS DER GANZEN STADT schützten InterDome vor jeder Art von Klagen.
    Ling hatte ihr einfach nie zugetraut, wieder als richtige Reporterin zu arbeiten. Damm hatte er das Team zusammengestellt; nicht, weil er sie zurückstufen wollte, sondern weil er ihr nicht getraut hatte.
    Sie schob ihren Teebecher von sich, sodass sie ihn nicht mehr ohne Mühe greifen konnte. Die alte Ki Bowles, die arrogante, die den Bericht über DeRicci gebracht hatte, hätte ihn von sich geschleudert. Die neue Ki Bowles war klüger.
    Etwas Großes war passiert, und die alte Ki Bowles wäre sofort zu der Adresse gestürmt, die Ling ihr gegeben hatte, gefeuert oder nicht. Vielleicht tat Ling das, um ihr eine Art umgekehrter Therapie zukommen zu lassen. Vielleicht dachte er, wenn er sie feuerte, würde sie umso härter arbeiten und ihm etwas liefern, das er als die Story des Jahres einstufen könnte.
    Aber sie würde nicht loslaufen. Sie würde nicht einmal zurückgehen und mit Miles Flint reden, der eindeutig irgendwas wusste. Er verdiente seine Privatsphäre. Er hatte darum gebeten, und das hatte sie bisher nie wirklich respektiert.
    Sie seufzte. Sie hatte sich verändert. Die DeRicci-Geschichte hatte auch sie erschüttert. Dabei hatte Ki früher so großes Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten gesetzt, Fakten zu interpretieren und zu begreifen, wie eines zum anderen führt.
    Sie hatte nicht damit gerechnet, dass DeRicci ihre Arbeit gut machen würde. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Distykrise eine schnelle Handlungsweise erforderlich machte. Sie hatte nicht damit gerechnet, Schattierungen von Grau im Universum zu finden.
    Vielleicht war das das Problem – die Schattierungen von Grau. Sie machten es ihr unmöglich, eine eigensinnige, urteilende, selbstgerechte Journalistin zu werden – die Art Journalistin, die sie immer bewundert hatte.
    Sie musste herausfinden, wer sie eigentlich sein wollte. Was sie sein wollte. Eigensinn und das Fällen vorschneller Urteile passten offensichtlich nicht so gut zu ihr. Klatsch auch nicht.
    Genauigkeit war ihr wirklich immer wichtig gewesen, auch wenn Ling das vermutlich abstreiten würde.
    Sie hatte ein paar Ersparnisse und ein bisschen Zeit.
    Sie musste herausfinden, wie ihre nächste Station aussehen sollte. Wer sie war, und wer sie sein wollte.
    Wer sie sein konnte.
    Sie konnte nicht von einer Story zur nächsten hasten. Sie brauchte Zeit, um nachzudenken. Zeit, eine Wahl zu treffen.
    Genau das, was ein Journalist nie hatte.
    Die Kündigung

Weitere Kostenlose Bücher