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Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Wohnung groß und beeindruckend. Die Nachbarschaft war nicht die gehobenste in der Stadt. Sie war nicht annähernd so schick wie die von Paloma. Aber sie war gut, eine prestigeträchtige Adresse in einem aufstrebenden Viertel. Als Bowles die Wohnung gekauft hatte, hatte sie gedacht, sie würde bis zu ihrer Pensionierung Millionen Credits mehr wert sein als heute.
    Es war ein Wagnis gewesen, das sie eingegangen war. Eines von vielen. Heute bedeutete die gehobene Adresse nicht mehr viel, und die Wohnung schien jetzt eher ein Symbol jenes Lebens zu sein, das sie heute Morgen geführt hatte, als eines des Lebens, das sie an diesem Nachmittag führte.
    Die Kisten füllten ihr kleines Büro aus. Sie sah sie nicht einmal an. Stattdessen ging sie ins Gästezimmer, ein Zimmer, in dem nie ein Gast logiert hatte. Sie war nicht sicher, warum sie ein zweites Bett bereithielt, warum sie eine behagliche Ecke zum Schwatzen und eine andere mit einer Kochnische eingerichtet hatte.
    Vielleicht lag es an der Existenz der angeschlossenen Nasszelle oder daran, dass man sie gelehrt hatte, alle Häuser sollten ein Gästezimmer haben. Vielleicht hatte sie damals, als sie die Wohnung erworben hatte, auch gehofft, sie würde irgendwann einmal Gäste haben.
    Früher hatte sie geglaubt, Reporter wären populäre Persönlichkeiten. Erst nachdem sie bereits ein oder zwei Jahre in dem Beruf gearbeitet hatte, war ihr klar geworden, wie verhasst sie tatsächlich waren. Der Hass verwandelte sich in Faszination, wenn der Reporter Ruhm erlangte. Das bedeutete, dass sie sich entweder mit dem Hass herumschlagen musste, oder, schlimmer, mit Leuten, die ihre Freunde sein wollten, weil sie etwas für sie tun konnte – sei es durch ihren Beruf bei InterDome, sei es, weil sie sich im Licht ihres Ruhms sonnen wollten oder sich von der Bekanntschaft mit ihr ein wenig Prestige versprachen.
    Keine dieser Personen hatte sie je in ihre Wohnung eingeladen.
    Die einzigen Leute, die ihre Wohnung besucht hatten, waren, abgesehen von dem Dienstpersonal, das das menschliche Gesicht der hiesigen Hausverwaltung darstellte, Kollegen gewesen, die jedes Jahr zu ihrer Geburtstagsfeier erschienen waren.
    Sie hatte nie jemandem verraten, dass es sich bei dieser Feier um eine Geburtstagsfeier handelte, und so hatte sie auch nie Geschenke bekommen. Ihre Eltern waren weit weg und schickten ihre Geschenke stets weit im Voraus. Sie pflegte diese Geschenke zu öffnen, wenn sie eintrafen, nicht wenn der Tag selbst gekommen war, aber sie hatte dennoch stets das Bedürfnis verspürt, diesen Tag zu feiern.
    In diesem Jahr hatte sie sogar einen großen Kuchen besorgt. Niemand hatte Fragen danach gestellt, aber alle hatten sich an ihm erfreut.
    Alle bis auf sie.
    Das Gästezimmer roch noch muffiger als der Hauptraum. Sie strich mit der Hand über die Daunendecke, stellte fest, dass sie ein wenig klamm war, und überlegte, ob sie die Bots je angewiesen hatte, diesen Raum sauber zu halten.
    Vermutlich nicht. Vermutlich hatte sie keinen Sinn darin gesehen.
    Ihr Schlafzimmer war der einzige Raum in der Wohnung, der eine persönliche Note hatte. Hier roch es vage nach ihren Seifen und Parfüms. Das Bett sah ein wenig zerdrückt aus, die leuchtend rote Daunendecke vertraut und einladend.
    Sie widerstand dem Bedürfnis, sich auf ihr auszustrecken – wenn sie sich jetzt hinlegte, würde sie nie wieder aufstehen. Depression in Form einer verständlichen Selbstmitleidsorgie wartete nur darauf, sie in ihre Schwärze aufzunehmen und in ihr festzuhalten, solange sie nur bleiben wollte.
    Doch das würde sie nicht zulassen.
    Sie sank in den vierten übergroßen Sessel in ihrer Wohnung, den einzigen, in dem eine Sitzkuhle erkennbar war. Dann strich sie mit der Hand über ihr Gesicht und lehnte sich zurück.
    Was sie brauchte, war ein Plan. Sie hatte Möglichkeiten. Sie konnte sich bei den Niederlassungen anderer Medienunternehmen bewerben. Dort wüsste man natürlich, dass InterDome sie rausgeschmissen hatte, und die Leute würden annehmen, sie wussten auch, warum. Doch sie konnte ihre Sicht der Dinge darlegen.
    Vermutlich würde man sie aber auch dort nur in der Klatschsparte beschäftigen wollen. Sie hatte ihren Ruf nicht reparieren können, und der Rauswurf durch InterDome hatte ihn nur noch mehr beschädigt.
    Sie konnte anbieten, für ein minimales Gehalt zu arbeiten, sich behandeln zu lassen wie ein dahergelaufener Praktikant, so wie damals, als sie bei InterDome angefangen hatte, aber schon der

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