Miles Flint 06 - Kallisto
das auch klar geworden. Und die Hälfte wäre immer noch mehr, als er bisher jemals an ihnen verdient hatte.
»Die Hälfte«, forderte er. »Wenn Sie den Rest bezahlen, sobald sie wach ist.«
»Sie bleiben nicht«, sagte der mittlere Gyonnese.
»Nein«, antwortete Yu. »Ich werde meine Hand reparieren lassen. Wenn das erledigt ist, komme ich zurück, und Sie geben mir den Rest meines Geldes.«
»Wenn wir sie zum Gericht bringen.«
»Nein«, widersprach Yu. »Wenn ich die zweite Zahlung nicht innerhalb von ein paar Erdentagen erhalte, nehme ich sie sofort wieder mit, und Sie bekommen gar nichts.«
Er hörte eine Art Rauschen und erkannte, dass die anderen Gyonnese sich leise unterhielten, ohne dabei den Verstärker zu benutzen.
Endlich sagte der mittlere Gyonnese: »Die Hälfte. Den Rest erhalten Sie innerhalb einer Erdenwoche.«
Etwa so lang würde er brauchen, um eine geeignete medizinische Einrichtung zu finden, die Hand reparieren zu lassen und zurückzukehren.
»Gut«, sagte Yu. »Die erste Hälfte will ich sofort.«
»Erledigt«, vermeldete der mittlere Gyonnese. »Sie schulden uns noch das medizinische Programm.«
»Das erhalten Sie, sobald ich wieder auf meinem Schiff bin.«
»Wie können wir die Frau verwahren?«, fragte der mittlere Gyonnese.
Yu legte die Hand auf die Seite der Box. »Wo wollen Sie sie haben?«
»Wir wollen, dass sie uns folgt«, antwortete der Sprecher.
»Sowie ich eine Bestätigung für den Zahlungseingang habe, werde ich die Box entsprechend programmieren.«
Sofort ertönte ein Summen aus seinen Links. Die Gyonnese hatten die meisten Verbindungen des nahen Netzwerks blockiert. Schnell überprüfte er das Konto, das er ihnen genannt hatte, als sie die geschäftliche Vereinbarung getroffen hatten, und dann tippte er auf eine Stelle der Box.
»Sie gehört Ihnen«, sagte er. »Viel Glück mit ihr. Sie werden es brauchen.«
46
F lint hatte angenommen, er würde den größten Teil des Flugs damit zubringen, sich Rhondas Dateien anzusehen. Statt dessen brachte er ihn mit dem Versuch zu, eine Landeerlaubnis für Kallisto zu erhalten. Dieser Mond hatte nur eine wichtige Stadt, das Valhalla Basin, und dort wurde niemand hereingelassen, der nicht dort wohnte oder einen Job anzutreten hatte.
Das Valhalla Basin war von Aleyd Chemical in Zusammenarbeit mit mehreren anderen, kleineren Unternehmen erbaut worden und diente allein der Unterbringung von Leuten, die in den Bergwerken von Kallisto arbeiteten oder im nichtproduktiven Bereich im Umfeld der Unternehmen tätig waren.
Ursprünglich hatten sich nur die Mitarbeiter von Aleyd im Valhalla Basin aufhalten dürfen, nicht aber ihre Familien. Aber als mehr und mehr Mineralien unter der eisigen Oberfläche des Kallisto entdeckt wurden und der Arbeitsaufwand immer größer wurde, weigerten sich die Mitarbeiter zu bleiben, solange ihre Familien nicht bei ihnen sein durften.
Daraus ergab sich der Bedarf an nichtproduktivem Personal. Wie so viele Unternehmen auf abgelegenen Außenposten stand Aleyd plötzlich vor der Aufgabe, eine ganze Stadt samt Schulen, Behörden und Sicherheitsmaßnahmen zu erbauen. Was wiederum einen Bedarf an Geschäften, Freizeitmöglichkeiten und medizinischen Einrichtungen hervorbrachte.
Er versuchte es als unabhängiger Vertragspartner und behauptete, er habe einen Klienten auf Kallisto, der seiner Gegenwart bedurfte, aber das widersprach den Sicherheitsvorschriften. Er ersuchte um Anerkennung als Einzelunternehmer auf dem Gebiet der Lokalisierung und wurde sofort und nicht eben sanft abgewiesen.
Dann versuchte er es ein letztes Mal, indem er seine einzige familiäre Verbindung zu diesem Ort geltend machte – als Rhonda Shindos Exmann –, was, zu seiner Überraschung, von Erfolg gekrönt war. Offenbar wurden geschiedene Ehegatten gemäß der Vorschriften des Valhalla Basins aufgrund des Besuchsrechts für die ehelichen Kinder als Familienangehörige eingestuft.
Er erhielt eine Landeerlaubnis, mit der ihm zugleich eine Aufenthaltsgenehmigung für die Kuppel erteilt wurde, die gerade für zweiundsiebzig Erdenstunden reichte.
Zweiundsiebzig Erdenstunden sollten mehr als genug sein, also würde er die Genehmigung akzeptieren. Und sollte er mehr Zeit brauchen (wenn er sich auch nicht vorstellen konnte wozu), würde Rhonda ihm helfen, eine entsprechende Genehmigung zu erhalten.
Als er sich Kallisto näherte, öffnete er die Abdeckung der Cockpitsichtluken und starrte hinunter auf den riesigen
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