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Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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vor der Luftschleusenluke aufgebaut. Die Gyonnese waren schlanke Kreaturen, nicht breiter als sein Oberschenkel, mit langen Leibern und noch längeren Köpfen.
    Es schien ihm, als hätte er eine Ewigkeit gebraucht, ihre Züge auszumachen. Die Gyonnese hatten Augen, wie Menschen, aber damit endeten die Übereinstimmungen. Sie hatten überall im Gesicht feine Schnurrhaare, die sich, abhängig von Alter und Geschlecht, in Farbe und Länge unterschieden. Die Schnurrhaare der sprachgewandtesten Gyonnese konnten Zöpfe bilden, miteinander verschmelzen und beinahe eine untergeordnete Kreatur darstellen.
    Lange hatten die Gyonnese geglaubt, die Menschen sprächen durch ihr Haar, nicht durch ihre Münder. Das Schnurrhaar-Mund-Problem erwies sich als eines der größten Hindernisse in der Kommunikation zwischen diesen beiden Spezies, bis jemand den Gyonnese ein Gerät gab, das die Geräusche, die ihre Schnurrhaare hervorbrachten, verstärkte.
    Nun endlich konnten die Menschen ihre Worte hören. Und die Menschen lernten, im Gespräch mit den Gyonnese zu flüstern, um die armen Kreaturen nicht mit einem unsäglichen Lärm zu plagen.
    Flüstern war für Yu zur zweiten Natur geworden. Aber Nafti hatte sich nie daran gewöhnt, weshalb die Gyonnese ihn logischerweise nicht ausstehen konnten.
    Nicht hatten ausstehen können.
    »Wo ist die Frau?«, fragte der Gyonnese, der ihm am nächsten stand. Wenn die Gyonnese sprachen, sah es aus, als würde sich das Fleisch unter ihren Augen bewegen, doch es waren nur die Schnurrhaare, die durch ihre Reibung untereinander Geräusche produzierten.
    »Hier«, sagte Yu und legte die Hand auf die Glasbox.
    »Sie haben sie umgebracht«, behauptete der Gyonnese in der Mitte. »Tot ist sie für uns wertlos.«
    Mit diesem Kommentar hatte er zwar gerechnet, dennoch gefiel er ihm nicht. Die Gyonnese waren aufbrausend und gewalttätig. Er war einmal von einem gepackt worden. Das war, als würde man von einem geflochtenen Seil festgehalten, nur dass das Seil aus breiigem Fleisch bestand.
    »Sie ist nicht tot«, widersprach er. »Sie ist bewusstlos. Das war die einfachste Möglichkeit, sie herzuschaffen. Ich muss Sie warnen. Sie ist sehr, sehr schwierig.«
    »Das wissen wir«, bestätigte der mittlere Gyonnese. »Wäre sie das nicht, dann hätte sie nicht unsere Kinder umgebracht.«
    Yu seufzte und hoffte, dass das Visier das Geräusch unterdrückt hatte. »Ich meine, es ist schwer mit ihr umzugehen. Sie müssen sie von Anfang an sicher unterbringen. Und erwarten Sie nicht, dass sie nachgibt. Sie ist eine Kämpferin.«
    Er ließ die Box zu Boden, damit sie ihr Gesicht betrachten konnten.
    »Das ist ein blauer Fleck.« Er strich mit der Hand über ihr Gesicht. »Ich habe ihr die Nase gebrochen, um sie davon abzuhalten, mich umzubringen.«
    »Wird sie mit dieser Verletzung überleben?«, fragte ein anderer Gyonnese.
    Yu wusste, dass er all diese fünf Gyonnese schon früher getroffen hatte. Er hatte sie bereits vor diesem Zusammentreffen anhand der Videosendung wiedererkannt, die die Gyonnese zur Nachrichtenübermittlung benutzten. Diese fünf Gyonnese waren keine führenden Angehörigen des Volkes, aber sie waren die Stellvertreter der Anführer und ihrerseits berühmt unter den Gyonnese.
    Aber Yu kannte ihre Namen nicht. Er wusste nicht einmal, ob die Gyonnese Namen in dem Sinne, wie Menschen es verstanden, kannten. Als er sich bei den ersten Verhandlungen mit den Gyonnese danach erkundigt hatte, hatte man ihm erklärt, er möge die Ehrentitel benutzen.
    Die Ehrentitel selbst waren recht verwirrend. Jeder erwachsene Gyonnese war als Original anzusprechen. Aber dem Original musste ein weiterer Begriff folgen – Älterer, Senior, Junior, Schüler –, und es war alles andere als empfehlenswert, in diesem Punkt Fehler zu machen.
    Offenbar konnten die Gyonnese erkennen, in welchem Lebensstadium sich einer der ihren befand, aber er konnte es nicht. Soweit er wusste, gab es keine sichtbaren Unterschiede zwischen einem Älteren – genauer, den ältesten und meistgeachteten Gyonnese – und einem Schüler, der gerade erwachsen war.
    Außerdem waren da noch die Originallarven, aber er hatte nie eine zu Gesicht bekommen (außer vielleicht in dem Holo, das er in Rhonda Shindos Haus zurechtgebastelt hatte). Andere Gyonnese, diejenigen, die durch Zellteilung aus den Erstgeborenen entstanden waren, wurden Zweite, Dritte und so weiter genannt, trugen aber keinen zusätzlichen Titel.
    Er nahm an, es gab auch eine

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