Millennium Falke
der Universität, privaten Spenden und meinen eigenen Credits gründete ich die Organisation Medizin für Ferne Sektoren. Im Laufe der Zeit versammelte sich unter dem Banner von MFS eine Gruppe von abenteuerlustigen Nachwuchsärzten, die wohl eine Laufbahn als Archäologe, Sprachwissenschaftler oder Entdecker eingeschlagen hätten, wären sie nicht Mediziner geworden. Mit einer kleinen Flotte alternder Raumschiffe flogen wir zu unseren Hilfsmissionen zu den Welten des Mittleren und Äußeren Randes, wo wir Arzneimittel verteilten, Schutzimpfungen durchführten und die Kranken operierten. Wir setzten unser Wissen ein, um den Bewohnern von Planeten zu helfen, die von Epidemien heimgesucht oder durch Naturkatastrophen verwüstet worden waren, und bald schon gab es keinen Eingriff, den wir nicht durchführten. Während dieser Zeit lernte ich auch, wie man fliegt, und lange vor dem Ende meiner drei Pflichtjahre erkannte ich, dass ich nie mit einem Posten in einem modernen Medizentrum auf irgendeiner reichen Welt zufrieden sein würde. Tatsächlich verspürte ich das Verlangen, noch tiefer in die Seitenarme der Galaxis vorzudringen. Viele Völker, die dort lebten, hatten medizinische Hilfe dringend nötig, weil sie vom Imperium völlig ignoriert wurden. Der Handel war zusammengebrochen, viele einst wohlhabende Planeten lagen in Trümmern, und der Imperator hatte außer Lippenbekenntnissen nicht viel zu bieten, während seine Truppen sich darauf konzentrierten, im Kern Präsenz zu zeigen.
Die meisten Welten, die ich besuchen wollte, lagen außerhalb der Reichweite von Medizin für Ferne Sektoren, sowohl finanziell als auch, was die Entfernung anging. Doch das sollte sich ändern, als ich zur Besitzerin des Millennium Falken wurde. Mit dem leistungsstarken Hyperantrieb des Schiffes war plötzlich die gesamte Galaxis in Reichweite, und weil wir weiterhin Spenden erhielten, konnte ich den Raumfrachter mit zwei veralteten Medidroiden und einer Reihe von Diagnosegeräten ausrüsten. Sosehr ich die Zeit als Volontärin auch genossen hatte, ich liebte es, mein eigener Herr zu sein und reisen zu können, wann und wohin immer ich wollte. Meine Kommilitonen von der Universität nennen diese Jahre scherzhalber meine »ruhelose Phase«, und in gewisser Weise haben sie damit wohl recht. Es war eine Phase des Lernens und der Selbsterkenntnis.
Was die Planeten anging, die ich anflog, so ließ ich mich von dem leiten, was ich in Raumhäfen, Cantinas, Tapcafés und ähnlichen Etablissements hörte – wo immer Raumfahrer eben Informationen und Tratsch austauschten. Wegen des verwegenen Aussehens des Falken und seiner einschüchternden Laserkanone wurde ich manchmal fälschlicherweise für eine Piratin, Schmugglerin oder Kopfgeldjägerin gehalten, und ich würde lügen, wenn ich sage, dass es mir nicht gefallen hat. Dabei war die Kanone ja nicht einmal einsatzfähig. Falls irgendjemand sich mit mir angelegt hätte, wäre ihm sicher schnell klar geworden, dass meine Fähigkeiten als Pilotin in keinem Verhältnis zu den Fähigkeiten des Falken als Schiff standen. Alles, was ich tun konnte, war, von einem Ort zu einem anderen zu fliegen.
In einer Cantina auf Roost hörte ich von Hijado, einer Welt weit draußen an der Hydianischen Handelsstraße, ungefähr auf der Hälfte der Strecke nach Bonadan. Ein alter Raumfahrer erzählte mir, wenn es eine Welt in der Galaxis gäbe, wo medizinische Hilfe gebraucht würde, dann wäre es Hijado. Er wollte mir nicht sagen, warum, aber der Grund wurde schnell offensichtlich, als ich mit dem Falken im Hijado-System aus dem Hyperraum sprang und die Sensoren mich auf einen Konvoi imperialer Schiffe aufmerksam machten, der gerade den Planeten verließ. Was ich zunächst für Stürme in der Atmosphäre hielt, stellte sich als Rauch heraus, der von Dutzenden Bevölkerungszentren auf der nördlichen Halbkugel aufstieg. Ich flog ein wenig näher heran, und die Langstreckenscanner zeigten mir, wie einige Staffeln TIE-Jäger die kleinen hijadoanischen Schiffe, die vor der Verwüstung zu fliehen versuchten, vernichteten und anschließend zu ihren Sternenzerstörern zurückkehrten.
Ich hatte von den jüngsten Angriffen auf eine imperiale Schiffswerft gehört – ob bei Ord Trasi und Bilbringi weiß ich nicht mehr –, daher war mein erster Gedanke, dass die Imperialen hier wohl eine Rebellenbasis entdeckt hatten. Doch Hijado schien zu abgelegen als Stützpunkt, und die Meldungen, die ich über Kom empfing, ließen
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