Millennium Falke
darauf schließen, dass es andere Gründe für den Angriff gegeben hatte. Diese Meldungen stammten von Lazarettfregatten, die auf die Erlaubnis warteten, sich dem Planeten nähern zu dürfen. Das war typisch für die Imperialen: den Helfern erst den Zugang zu gestatten, wenn der Schaden bereits angerichtet war.
Die Ärzteteams an Bord dieser Fregatten informierten mich über das Ausmaß der Verwüstung und über die geplante medizinische Notversorgung. Die Imperialen hatten Hijado zwar nicht völlig ausgelöscht, aber viele Städte waren dem Erdboden gleichgemacht worden, und einige Gegenden würden erst in vielen Jahren wieder bewohnbar sein. Es war den Rettungsteams verboten worden, Überlebende zu evakuieren, stattdessen wurden die Verletzten in medizinische Einrichtungen in den Städten gebracht, die nur indirekt von dem Angriff betroffen waren. Die Tatsache, dass die Imperialen die gesamte Bevölkerung um mehrere Jahrhunderte in ihrer Entwicklung zurückgeworfen hatte, indem sie sämtliche Kraftwerke und Technologiezentren auslöschten, wurde nur noch dadurch übertroffen, dass sie nun Vorbereitungen trafen, eine Basis auf dem Planeten zu errichten, um Gesandte der Rebellen abzuschrecken, die versuchen könnten, hier Kämpfer für ihre Sache zu rekrutieren.
Sobald die Fregatten die Erlaubnis bekamen zu landen, flog ich mit dem Falken ebenfalls in die raucherfüllte Atmosphäre hinab. Ich hielt nach Notsignalen aus abgelegenen Gegenden Ausschau, doch da war nichts. Um einen Ort zu finden, wo meine Hilfe gebraucht wurde, musste ich mich also auf die visuellen Daten und den Falken selbst verlassen, der bei Atmosphärenflügen stets leicht nach Steuerbord zog.
Ich entdeckte ein Gebiet, dessen Verwüstung ein Nebeneffekt des eigentlichen Angriffs gewesen war, und landete in heißem, prasselndem Regen auf einem verbrannten Platz. Die Gebäude rings um mich standen in Flammen – das Feuer wurde durch die Treibstoffe genährt, die die menschlichen Einheimischen benutzten. Wohin ich auch blickte, sah ich Leichen, die in Bächen aus Regenwasser oder Lawinen aus Schlamm dahintrieben, und als ich aus dem Schiff stieg, löste sich ein Mann von vielleicht vierzig Standardjahren aus einer Gruppe anderer Menschen, die damit begonnen hatten, die Toten aufzuhäufen, und kam auf mich zu.
»Danke, dass Sie auf unseren Notruf reagiert haben«, rief er über den Regen hinweg. Er sprach Basic, aber mit starkem Akzent. Als ich ihm sagte, dass ich keinen Notruf empfangen hätte, meinte er: »Dann hat das Schiff sie hergeführt.« Ich bejahte das, und er nickte. Ich war hier, und das war alles, was zählte. Anschließend nannte er mir seinen Namen: Noneen.
Ich folgte ihm in den Regen hinaus und fragte ihn, warum der Planet angegriffen worden war.
»Die Imperialen haben sich nicht die Mühe gemacht, es zu erklären«, sagte er ruhig.
Ich erfuhr jedoch, dass der Gouverneur des Planetensektors angeblich den Imperator erzürnt hatte. Hijado war das Exempel, das Palpatine statuieren wollte. Das klang nur allzu vertraut, und angesichts der Unzahl von Toten um mich herum stand mir meine Verzweiflung wohl deutlich ins Gesicht geschrieben.
Noneen sagte nur: »Trauern Sie nicht um uns. All diese Menschen sind nicht gestorben. Sie sind fortgegangen.«
Damals interpretierte ich diese Worte lediglich als poetische Umschreibung. Ich ahnte nicht, welche Bedeutung sie in den kommenden Wochen, Monaten und letztendlich sogar Jahren für mich haben sollten.
Eine lokale Woche lang half ich beim Bergen von über fünftausend Leichen, die anschließend alle bei einem Ritual in den Ruinen eines alten Tempels verbrannt wurden. Wenn wir nicht die Trümmer durchsuchten oder Leichen schleppten, behandelte ich mit meinen Droiden die Verletzten. Der Falke verwandelte sich in eine kleine Klinik, in der ich mich um Wunden, Verbrennungen und gebrochene Knochen kümmerte. Es dauerte eine Weile, aber schließlich fiel mir auf, dass ich weder unter den Überlebenden noch unter den Toten eine wirklich alte Person gesehen hatte, und so fragte ich Noneen danach.
Zunächst schien er meine Frage nicht zu verstehen, dann deutete er auf eine Frau, die nur unwesentlich älter war als er selbst, und sagte: »Magan lebt seit einhundert stellaren Zyklen.« Anschließend richtete er seinen Finger auf einen Mann, den man zwar als älter, aber noch lange nicht als alt bezeichnen konnte. »Sonnds lebt seit einhundertvierzig Zyklen.«
Da ich wusste, dass ein Jahr auf Hijado
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