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Millennium Falke

Millennium Falke

Titel: Millennium Falke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Luceno
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dem Wasser zu tun hatte, oder mit irgendeiner endokrinen Drüse, die Noneen hatte und ich nicht. Ich erwähnte auch nicht, dass ich die Erlaubnis wollte, Blut- und Gewebeproben zu nehmen – die Erlaubnis, das Siegel zu brechen , wie Noneen es beschrieben hätte.
    Er willigte ein.
    Die imperiale Basis lag mehrere hundert Kilometer entfernt in der Nähe einiger der am schlimmsten verwüsteten Regionen von Hijado. Noneen stand hinter mir und einem meiner Droiden im Cockpit, während sechs seiner Begleiter im Kreis auf dem Boden des Hauptabteils saßen. Das Ritual, das sie dort durchführten, hatte ich zuvor schon einmal beobachtet, doch weder damals noch jetzt konnte ich seinen Zweck erkennen. Fünfzig Kilometer vor der Basis informierte der Falke mich darüber, dass wir gescannt wurden, und kurz darauf drang eine Stimme aus dem Kom und verlangte zu wissen, wer wir waren und wohin wir flogen. Mittels Headset und Transponder identifizierte ich den Falken als Lazarettschiff, dann gab ich einen erfundenen Flugplan durch, der uns fünf Kilometer nördlich an der Basis vorbeiführen würde. Einen Moment lang herrschte Stille am anderen Ende der Kom-Verbindung, dann meldete sich ein anderer Imperialer. »Dem Aussehen Ihres Schiffes nach zu schließen, sind Sie wohl vom Arzt zum Medizinmann geworden.«
    »Wir versuchen nur, uns anzupassen«, erklärte ich.
    Man warnte uns, wir sollten unseren Kurs beibehalten, und nichts anderes hatte ich vor. Doch Noneen sagte, es wäre notwendig, näher an die Basis heranzufliegen. Anschließend erklärte er, er würde jetzt nach oben gehen, und dann eilte er zu der Leiter, die zum Lasergeschütz hinaufführte. Es blieb also mir überlassen, eine Ausrede zu finden.
    »Meine Scanner zeigen einen Sturm auf unserer Flugbahn an«, erklärte ich den Imperialen, und ich bat um Erlaubnis, einen neuen Kurs nehmen zu dürfen, der uns bis auf drei Kilometer an die Basis heranbringen würde. Die Antwort, die ich erhielt, fiel genauso aus, wie ich erwartet hatte.
    »Da ist kein Sturm«, sagte man mir. Die Scanner des Falken seien defekt. Ein zweites Mal wies man mich an, meinen Kurs beizubehalten. Sollte ich dieser Aufforderung nicht nachkommen, würde man mich abschießen. Ein Piepen vom Instrumentenpult verriet mir, dass die Imperialen das Schiff bereits ins Visier genommen hatten. Ich wusste aber auch, dass Noneen mir nicht erlauben würde, bei seinem Volk zu leben, wenn ich ihn jetzt enttäuschte, und so tat ich etwas, das ich noch nie zuvor getan hatte: Ich gab vollen Schub und raste mit dem Falken auf die Basis zu.
    Bis heute weiß ich nicht, wie es mir gelungen ist, dem Beschuss der Imperialen auszuweichen, als sie das Feuer auf uns eröffneten, vor allem, da ich meine Augen die meiste Zeit über fest geschlossen hatte. Ich glaube aber, unser Glück hatte vor allem mit der unglaublichen Geschwindigkeit des Falken und der Selbstüberschätzung der Imperialen zu tun.
    Für sie war es schließlich nur ein alter Raumfrachter.
    Ehe ich mich versah, war ich bereits fünfzig Kilometer südlich der Basis, und Noneen kehrte ins Cockpit zurück. Ich war so sehr damit beschäftigt, auf den Schirmen nach Zeichen von Verfolgern zu suchen, dass ich kaum hörte, wie er sagte, die Mission wäre erfolgreich gewesen und die Basis zerstört.
    Ich lenkte seine Aufmerksamkeit auf einen der Scanner, der den Stützpunkt anzeigte, wie und wo er zuvor gewesen war, doch Noneen beharrte darauf: Die Basis war vernichtet und sein Volk gerächt. Würde meine Sicht auf die Welt mich nicht davon abhalten, mehr als nur den Moment zu sehen, würde ich erkennen, dass die Imperialen ausgelöscht waren.
    Ich erinnere mich noch, wie ich ihm sagte, dass jedes Leben irgendwann vergeht, und ich erinnere mich auch daran, dass er entgegnete, die Basis wäre vor ihrer Zeit vergangen.
    Nach unserer Rückkehr ins Dorf wurde dem Falken seine Maske abgewaschen, und anschließend polierten Noneens Leute ihn so gewissenhaft mit Ölen, dass jeder Protokolldroide neidisch geworden wäre. Sie schmückten ihn mit Blumen, außen wie innen, und stellten kleine Keramiktöpfe mit duftendem Weihrauch in den Gängen auf. Obwohl niemand es sagte, glaube ich doch, dass das Schiff für sie zu einer Art Tempel wurde, und sie fanden immer wieder Vorwände, um mich dort zu besuchen – Schmerzen und Wehwehchen, kleine Schnitte und Ausschläge. Bereitwillig ließen sie mich Blutproben nehmen und sich von den Medidroiden scannen.
    Im Verlauf des nächsten Jahres

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