Millennium Falke
herangelangen und dann in der Menge verschwinden konnte. Er musste nur auf den richtigen Ort und den richtigen Moment warten …
Poste musterte die Kleidung des Neuankömmlings etwas genauer, während sie sich beide zur Haltestation der öffentlichen Verkehrsmittel vordrängten. Die zerknitterte Jacke und die graue Hose erinnerten an die Klamotten, die man bekam, wenn man aus dem Gefängnis oder einer psychiatrischen Klinik entlassen wurde. Selbst die Bettler auf den unteren Ebenen und die Kinder in den Schluchten waren besser angezogen. Doch sprach das nun gegen die Polizistentheorie – oder dafür?
Poste blieb stehen, drehte sich herum und täuschte ein plötzliches Interesse an den Auslagen im Schaufenster eines Technikladens vor. Auf der reflektierenden Glasscheibe konnte er sehen, wie der Mensch in eine HoloNet-Kabine trat und einen Suchbegriff eingab. Falls er nach einem Hotel suchte, bedeutete das, dass er nicht wusste, wohin er gehen sollte. Falls er nach einem Namen suchte, bedeutete das, dass er nicht wusste, wo diese Person war. Doch wonach er das HoloNet auch durchforschte, er tat es mit großer Konzentration. Als wäre er auf der Jagd. Schließlich zog der Neuankömmling ein Wegwerfkomlink aus der oberen Tasche seiner billigen Jacke und lud irgendetwas aus dem HoloNet darauf herunter, bevor er sich in Richtung der Schwebebahn zum corellianischen Sektor wieder in Bewegung setzte.
Poste seufzte enttäuscht. Hier endete sein Revier. Er würde dem Kerl nicht auf seiner Reise durch die Vertikale Stadt folgen – sein Luftgleiter parkte gegenüber des Schwebetaxi-Standes, und dafür musste er bereits mehr als genug zahlen. Widerstrebend ließ er sich zurückfallen. Er war schon im Begriff umzudrehen und über den Fußgängerweg zum Raumhafen zurückzukehren, als seinem geübten Auge zwei Gestalten auffielen, die offensichtlich nichts Gutes im Schilde führten und sich auf den Fremden zuschoben, der gerade vor dem Personentransporter auf die Schwebebahnplattform hinaustrat. Einer von ihnen war ein Mensch, der andere ein Nautolaner, und beide waren sie äußerst stämmig.
Das Interessante war, dass der Neuankömmling sie ebenfalls bemerkte. Als hätte er plötzlich seine Meinung geändert, bog er scharf ab und eilte durch die Menge am Bahnsteig auf eine Plattform für Schwebetaxis und Luftshuttles zu, wobei er sich mit großer Geschicklichkeit dicht an den Wartenden vorbeischlängelte.
Die beiden Kriminellen beschleunigten ebenfalls ihren Gang, und die Art, wie der Mensch sein Ohr berührte, ließ darauf schließen, dass er entweder mit seinem Partner oder jemand anderem in Funkkontakt stand. Sie legten nicht dieselbe Leichtfüßigkeit wie der Fremde an den Tag, sondern schoben sich am Rande der Wartenden entlang, wobei sie jeden, der nicht rechtzeitig reagierte, mit ihren Schultern aus dem Weg schoben. Anstatt eine freie Fläche zu suchen, blieb der Neuankömmling mitten in der Menge. Falls seine Verfolger ihn schnappen wollten, mussten sie sich einen Weg durch die Wartenden bahnen.
Letzten Endes war es auch genau das, was die beiden taten. Als er das sah, reagierte Poste auf eine Weise, die keiner, der ihn kannte, von ihm erwartet hätte.
So schnell seine Beine ihn trugen, rannte er auf den Fußgängerübergang und dann zu seinem offenen Luftgleiter, der im ersten Stock des Parkhauses in der Nähe der Ausfahrt stand. Er sprang über die Seitentür – die ohnehin nicht funktionierte –, setzte sich hinter die Instrumente und drückten den Startknopf. Eine Schlange ähnlicher Repulsorliftfahrzeuge stand vor der Ausfahrt, also raste er auf die Einfahrt zu und ignorierte dabei die Maschinenstimmen zweier Droiden und die Blitzlichter der Überwachungskameras. Die Kennschilder des Gleiters waren ohnehin gefälscht, wen kümmerte es also?
Er brauste um das Haus herum und schlängelte sich in die Luftstraße, die zur Schwebetaxi-Plattform führte und für zivile Fahrzeuge eigentlich gesperrt war. Schon aus der Ferne sah er, dass dort etwas geschehen sein musste. Personen eilten in alle Richtungen davon, Sicherheitsdroiden rollten herbei, die Sirenen von Polizeifahrzeugen erklangen in der Ferne. Als sich eine Lücke in der Menge auftat, erhaschte Poste einen Blick auf den Neuankömmling, der gerade über den reglos daliegenden Körper eines der beiden Kriminellen hinwegsprang. Der andere Schläger kroch auf allen vieren zu dem Blaster hinüber, den man ihm offensichtlich aus der Hand geschlagen hatte. Blut
Weitere Kostenlose Bücher