Milliardär meines Verlangens - Ebook
anging, ihn daran erinnern, dass sie sich geeinigt hatten, nichts Persönliches zu enthüllen – wogegen er allerdings schon ein paarmal verstoßen hatte, nicht zuletzt, weil sie ihn dazu ermuntert hatte. Sie könnte auch einfach das Thema wechseln.
Zu ihrem Erstaunen wurde ihr jedoch klar, dass sie ihm am liebsten alles über Geoffrey erzählen würde. Sie wollte Marcus erklären, wie es zu dem Chaos gekommen war, das Silvester begonnen und sich zum schlimmsten Jahr ihres Lebens entwickelt hatte. Wollte von den Monaten voller Angst und Unsicherheit berichten. Sie wünschte, sie könnte ihm erzählen, dass sie sich seit elf Monaten weder sicher noch zufrieden gefühlt hatte. Dass sie einsam gewesen war, hoffnungslos und ängstlich.
Jedenfalls bis zu ihrer Begegnung im Restaurant. Seit sie Marcus getroffen hatte, fühlte Della sich besser. Zum ersten Mal seit elf Monaten – vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben – war sie frei von Angst gewesen und hatte das Leben genossen. Sie hatte die letzten zwölf Stunden in einer wunderbaren Seifenblase verbracht, wo alles vollkommen war und weder Sorgen noch Schmerz eindringen konnte. Und das alles wegen eines Mannes, dessen Nachnamen sie noch nicht einmal kannte.
Doch nichts von all dem konnte sie ihm sagen.
Sie hatte ihr Wort gegeben, Stillschweigen über das zu bewahren, was in New York geschehen war, und man hatte ihr gesagt, wenn sie irgendetwas davon weitererzählte, könnte alles in Gefahr geraten. Und dann wären die vergangenen Monate, die sie völlig allein in ihrem Versteck zugebracht hatte, absolut umsonst gewesen.
Zwei Wochen noch, erinnerte sie sich. So lange, hatte Geoffrey gesagt, müsste sie noch Geduld haben. In vierzehn Tagen sollte alles aufgedeckt werden und Della wäre wieder frei. Frei von Geoffrey, von Egan Collingwood, von ihrem Chef Mr Nathanson und all den anderen bei Whitworth & Stone. Zwar würde diese Freiheit bedeuten, dass sie irgendwo ganz neu anfangen, ja, dass sie ein ganz neuer Mensch werden musste. Aber sie wäre sicher. Sie würde wieder sich selbst gehören. Lediglich zwei Wochen musste sie noch durchhalten.
Statt Marcus aber zu sagen, dass Geoffrey ihn nichts anging, murmelte sie ausweichend: „So viel also dazu, dass wir die Sache im Treppenhaus vergessen wollten. Dabei hast du es versprochen.“
„Ich habe eine Reihe von Versprechungen gemacht, seit ich dich getroffen habe“, erinnerte er sie. „Und ich habe nicht viele gehalten. Das solltest du vielleicht über mich wissen. Ich bin gut darin, Versprechungen abzugeben, sie zu halten, fällt mir oft schwer.“
Sie nickte. „Gut zu wissen.“
„Dadurch bin ich aber nicht unbedingt ein schlechter Mensch, sondern einfach nur menschlich.“
Diese Warnung kommt gerade zur rechten Zeit, dachte Della. Sie machte ihr einmal mehr deutlich, dass sie ihm nichts über sich verraten durfte. Womöglich wurde sonst aus ihrer Geschichte schnell eine lustige Anekdote auf der nächsten Cocktailparty, auf der garantiert auch Kollegen sein würden, die Verbindungen zu genau jenen Kreisen hatten, denen Della entkommen wollte.
„Also, wer ist er, Della?“
Sie zögerte und erinnerte sich noch einmal an all die Gründe, warum sie Marcus nicht die Wahrheit sagen konnte. „Geoffrey ist ein Mann, der … der sich irgendwie …“ Sie seufzte. „Er kümmert sich in gewisser Weise um mich.“
Einen Moment lang sagte Marcus nichts, dann nickte er langsam. Seine Miene hellte sich etwas auf, und er sah aus, als würde er jetzt alles verstehen. Das war aber unmöglich, denn es gab vieles, was noch nicht einmal Della ganz verstand.
„Du bist seine Mätresse, meinst du“, sagte Marcus dann ganz sachlich. „Es ist in Ordnung, Della. Ich bin ein großer Junge. Du kannst es ruhig sagen.“
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Della begriff, was er meinte. Und nicht nur, weil Mätresse solch ein altmodisches Wort war. Marcus glaubte, sie und Geoffrey wären miteinander liiert. Dass er ihr reicher Gönner war, der ihr Geld und Geschenke gab und dafür sexuell befriedigt wurde. Dass sie, Della Hannan, das einzige Mädchen im Viertel, das entschlossen gewesen war, sich seinen Weg aus dem Slum zu bahnen, ohne Sex als Mittel zu benutzen, sich jetzt nach oben schlief.
Sie müsste eigentlich beleidigt sein, doch am liebsten hätte sie gelacht. Denn verglichen mit der Realität war seine Annahme, so geschmacklos sie auch sein mochte, einfach so … so herrlich unschuldig.
Wäre sie wirklich
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