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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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Absicht.
Ich habe sie doch so geliebt! Jetzt nicht auch noch Hans, ich flehe Sie an!
Hans ist alles, was ich noch habe.«
    Julia
wurde von einem heftigen Weinkrampf geschüttelt. Die Richterin reichte ihr ein
Taschentuch. Nachdem sie sich etwas erholt hatte, begann sie zu berichten. Sie
sprach so, als ob sie eine Geschichte erzählte.
     
    Eine
Geschichte, in der sie selbst keine Rolle spielte. Julia war mit einem Schlag
ganz ausgeglichen und ruhig. Das Geständnis erleichterte sie. Jetzt war sie nur
die allwissende Erzählerin.

Wolfsthal 1991
    Julia
und Nora lagen nebeneinander im Bett. Julia lag auf der Decke. Die Stümpfe, die
ihr ganzes Leben zerstört hatten, waren zu sehen.
    Nora
hob ihren Kopf, sah Julia in die Augen und sagte vorwurfsvoll.
    »Ich
habe heute im Büro den Safe geöffnet, weil ich die DM, die ich aus Deutschland
mitgebracht habe, einschließen wollte.«
    »Sehr
gut, und darüber willst du mit mir sprechen?«, der spöttische Unterton in
Julias Stimme war beinahe übertrieben..
    »Nein,
aber der Aktenkoffer mit den Sparbüchern ist weg.«
    »Ich
weiß. Sie sind nicht weg, sie sind nur woanders!«
    »Und
wo?«
    »Es
reicht vorläufig, wenn ich es weiß.«
    »Was
soll das heißen … das Geld gehört uns nicht!«
    »Richtig
… aber diesen Verbrechern aus der Normannenstraße auch nicht!«
    »Du
bist verrückt … Fiedler will das Geld realisieren … soll ich sagen, tut mir
leid, aber meine Schwester, die letzte moralische Instanz, ist der Ansicht,
dass euch dieses Geld nicht zusteht?«
    »Es
ist mir ehrlich gesagt egal, was du diesen Mördern und Räubern da draußen
erzählst. Du hast auch uns, Hans und mich über all die Jahre im Unklaren
gelassen, wem wir da wirklich dienen und Hilfestellung geben bei all diesen
Schweinereien. Ich habe die Kartons mit den
Sparbüchern im Safe nie angerührt. Jetzt aber habe ich einen Blick hineingeworfen.
Ich war blauäugig und leichtsinnig, nie aber vorsätzlich.
    Im
Keller der Normannenstraße lagern Geruchsproben von Regimegegnern, Fotoapparate
in Vogelhäusern und Giftspitzen in Regenschirmen … das sind unsere Herren. Wenn
ich daran denke, könnte ich mich für immer von dir abwenden ... Du hast uns da
reingezogen. Täglich kommen neue Dinge ans Licht Und du fragst um die gestohlenen
Gelder dieser korrupten Schweine.«
    Nora
konnte nicht glauben, was sie da hörte. Sicherlich, in den letzten Jahren war
es des Öfteren deswegen zu heftigen Diskussionen gekommen - doch dass es soweit
gehen könnte, hatte sie niemals gedacht. Trotzdem blieb sie ruhig und versuchte,
Julia zur Vernunft zu bringen.
    »Weißt
du eigentlich was mit uns passiert, wenn wir dieses Geld unterschlagen?«
    »Dieses
Vermögen gehört dem Volk in der DDR und ich werde dafür sorgen, dass es dort
landet!«
    »Hast
du eine Vorstellung, was mit uns dann geschieht?«
    »Kein
Gericht der Welt wird mich verurteilen!«
    »Gericht
… Julia, wo lebst du denn?«
    »So?
Ich denke bei denen geht alles nach Fug und Recht. Aber wie auch immer … lange
sind die nicht mehr am Ruder. In Kürze werden sich die Gefängnistore hinter
dieser ganzen Meute schließen.«
    Nora
begriff, dass es Julia ernst war und sie wusste, was das bedeutete.
    »Wenn
du morgen diese Sparbücher nicht zurückgibst … dann werde ich mich zur Wehr
setzen. Ich kenne Leute, die mir helfen!«
    »Willst
du mich jetzt von deinen Schergen umbringen lassen … damals am Bahndamm hat es
ja nicht geklappt!«, jetzt war auch Julias Stimme nicht mehr zu überhören. Der
Streit eskalierte.
    »Ich
warne dich … treib es nicht auf die Spitze! Und bei der Gelegenheit gleich noch
etwas … Ich gehe weg. Ich werde eine Familie gründen. Lange genug habe ich mir
von dir und auch von Hans Vorschriften machen lassen.«
    Einen
Moment lang herrschte eine gespenstische Stille. Nora wandte sich ab und lag
nun auf dem Bauch.
    Plötzlich
hörte sie einen tierischen Schrei, dann hörte sie nichts mehr. Julia, die oft
mit Krücken ging, hatte in ihren Händen eine Kraft, die sie selbst nicht
einschätzen konnte. Mit einer unheimlichen Wucht schlug sie mit der
Bleikristallvase vom Nachttisch zweimal auf Noras Hinterkopf. Einmal hätte
gereicht. Nora war augenblicklich tot.
     
    Eine
Zeitlang starrte Julia auf ihre tote Schwester, sah, wie sich das dunkle Blut
im Bett ausbreitete. Fassungslos wandte sie sich ab. Dann begann sie zu
schreien. Hysterisch zu schreien. Irgendwann kam Hans. Er trat die verschlossene
Tür ein und sah mit einem Blick, was

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