Milliardengrab (German Edition)
diesem verdammten Keller gewesen
war, dann war er mit Sicherheit geliefert. Das war keine Frage. Diese verdammte
Geschichte mit dieser neuartigen DNA. Er konnte diese Gefahr nicht einschätzen
und das machte ihm zu schaffen. Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg. Und
der kam - ohne sein Zutun.
»Wir
wissen natürlich, dass Sie nur ein Befehlsempfänger waren, uns geht es um die
Köpfe und letztlich um das Geld. Ein paar Milliarden, das ist eine Menge. Wir
könnten uns vielleicht arrangieren … wenn Sie das wollen. Reden Sie erst einmal
mit Ihrem Anwalt und dann können Sie sich entscheiden.«
Den
Ermittlern ging es nicht um Schubert, der war ein Mitläufer. Sie wollten die
Köpfe und hofften damit an das Geld zu kommen. Dabei konnte Schubert
wahrscheinlich helfen.
»Sie
selbst wissen am besten, was Ihnen blüht. Ihr ehemaliger Kollege, der Ukrainer
ist tot und wurde in einem Keller bei Genf »beigesetzt«, das wirft kein gutes
Licht auf Sie. Nora Kaindel aus Wien ist auch nicht auffindbar, die Frau des
Notars ist ertränkt worden und ihr Mann verschwunden. Ein richtiges Massensterben
und Sie mittendrin. Da würde ich mir einige gute Argumente zurechtlegen. Sonst könnte
die Sache ins Auge gehen. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man von einer
Straftat weiß oder ob man sie begangen oder angeordnet hat. Versuchen Sie
selbst einzuschätzen, was man Ihnen glauben wird. Wie gesagt, reden Sie mit
Ihrem Anwalt.«
Schubert
holte tief Luft.
»Da
ist noch eine wichtige Frage zu klären.«
»Und
die wäre?«
»Wenn
ich mich entschließe zu kooperieren, was ist mit meiner Sicherheit? Was nützt
mir die Freiheit, wenn ich sie nur ein paar Wochen genießen kann?«
»So
etwas zu entscheiden sind wir nicht befugt, doch ich denke wenn, dann kann es
nur eine Gesamtlösung geben. Wir lassen Sie jetzt in der Sprechzelle mit Ihrem
Anwalt allein. Wir sehen uns dann morgen.«
Tagelang
zogen sich die Gespräche. Die Beamten mussten immer wieder Rücksprache halten,
ob sie diverse Zusagen machen konnten. Vor allem wollte Schubert geklärt
wissen, wie lange er in Haft bleiben musste. Das war schwer abzuschätzen.
Erst
als Schubert dezidiert erklärte, dass er selbst niemanden getötet oder entführt
hatte, wurde man handelseinig. Die Anklage gegen ihn wegen Betruges und
diverser Devisenvergehen wurden aus prozessökonomischen Gründen eingestellt.
Schließlich stand fest, dass er zu vier Jahren verurteilt würde und zwei davon
verbüßen musste. Das war aus seiner Sicht nicht berauschend, aber es blieb ihm
keine Wahl. Auf die Frage nach dem Verbleib von Nora Kaindel konnte er
letztlich nichts Neues entgegnen. Die Geschichte mit der Prothese hatte er
Thomas schon erzählt.
Über
den Ukrainer wusste Schubert nichts Näheres. Allerdings, dass er im Auftrag
Podolskys den Notar und seine Frau entführt und die beiden schließlich
erschossen hatte, bestätigte er. Wer den Ukrainer liquidiert hatte, das wusste
Schubert angeblich nicht.
»Da
war ich nicht mehr in Genf.«
Das
Gegenteil war ihm nicht nachzuweisen. Auch wo die Listen mit den Konten und Losungsworten
abgeblieben waren, wollte er nicht wissen.
»Wenn
ich das wüsste, dann wären sie schon in meinem Besitz, aber leider …«
In
diesem Augenblick betrat eine Schreibkraft das Vernehmungszimmer und reichte
dem Beamten ein Fax. Der Notar war gefunden worden, seine Leiche lag unter
jener des Ukrainers im Keller von Meyrin. Damit waren alle Theorien bezüglich
einer Mittäterschaft des Notars im wahrsten Sinne des Wortes gestorben - nur wo
war Nora Kaindel?
Wien
Im
Flugzeug verweigerte Eisenstein das Essen. Thomas war ernsthaft in Sorge um
seinen Gesundheitszustand. Ein Gratisessen und die Blunzn verweigerte? Thomas
ahnte jedoch bald, warum er sich zum Verzicht entschlossen hatte. Das Flugzeug
war bis auf den letzten Platz besetzt und der ausgeprägte Ranzen von Eisenstein
machte es unmöglich, das kleine Tischchen herunter zu klappen. Also entschloss
er sich, über das Essen zu maulen.
Sonst
gab es während des Fluges nur ein Thema: der Verbleib von Nora Kaindel. Er war
empört, als ihm die Stewardess mit Nachdruck verbat, ein Handy zu benutzen.
Doch kaum war die 737 in Schwechat gelandet, rief er im Sicherheitsbüro an.
Dort kannte er einen Ministerialrat. Der gute Mann zierte sich offensichtlich.
»Ich
weiß nicht, eine schwerbehinderte Frau, das gefällt mir gar nicht und gibt
sicher Ärger. Wegen so einer Geschichte setze ich mich nicht in die Nesseln.
Die
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