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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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Ehrgefühl! Es ist
wahrhaftig tragisch, wie die Moral verkommt.«
    Das
Geld allein brachte Thomas Szabo nicht nach Nizza. Sein sechzehn Jahre alter
Panda, Farbe undefinierbar, auch nicht. Also fuhr er nach Hause und zeigte der
verwunderten Mutter die zwanzig Tausender. Die blickte staunend auf die Scheine
und fragte schließlich: »Du hast doch hoffentlich nichts Unrechtes getan? Bitte
sag mir ganz ehrlich, wo hast du das Geld her?« Sie konnte nicht glauben, dass
der bislang nicht übermäßig erfolgreiche Sohn mit einem Schlag so viel Geld
verdient hatte.
    »Was
Unrechtes? Du bist gut Mama, schau!«, er hielt den Beleg des Wochenspiegels
dicht vor das Gesicht der Mutter.
    »Schön,
aber wofür? Ich weiß nicht recht, mir kommt das alles Spanisch vor - und so
schnell!«
    »Ich
fahre nach Nizza! Rechercheauftrag. Ganz heiße Sache!«
    »Aber
geh, da werden sie ausgerechnet dich schicken. Pflanz deine alte Mutter nicht.«
    »Bitte
Mama, jetzt ruf meinen Chef an«, empörte sich der Sohnemann künstlich.
    »Jetzt
hör mir doch zu. Du brauchst Sicherheit, du bist doch schon bald
siebenundzwanzig, hast keinen ordentlichen Beruf, ich darf gar nicht daran
denken.« Die Litanei hörte Thomas periodisch und berührte ihn nicht. Die besorgte
Mutter schwächte nun ein bisschen ab.
     »Nein,
nein, ich glaub es schon, ich freu mich ja auch für dich. Aber eine fixe
Anstellung, das wäre mir lieber.« Typisch - erst die Sorge, ob er nicht eine
Bank ausgeraubt hätte und dann die Forderung nach der Anstellung. Ganz
folgenlos ging der ständige Umgang mit der Blunzn an Thomas offenkundig nicht
vorüber, denn er fand auf der Stelle eine passende Antwort.
    »Das
hat der Eisenstein mir ohnehin versprochen, wenn ich diese Story unter Dach und
Fach habe«, flunkerte Thomas ohne zu erröten und schaute dabei treuherzig in
die Augen der (ver-) zweifelnden Mutter.
    »Wirklich?
Da fällt mir ein Stein vom Herzen, wann fährst du denn?«
    »Sofort!
Morgen Mittag habe ich meinen ersten Interviewtermin in Monaco.«
    »Ich
kann es nicht fassen. Fährt denn jetzt ein Zug? Mein Gott, da brauchst du ja
Wäsche und Kleidung, ich lauf ja schon.«
    »Die
Eisenbahn! Mama, lebst du denn auf dem Mond? Natürlich fahre ich mit dem Auto.
Ich muss doch unterwegs beweglich sein. Du bist wirklich gut! Man sieht, du
hast keine Ahnung von meinem Job.«
    »Mit
deiner alten Kiste! Nein! Das erlaube ich nicht! Auf keinen Fall, das wäre ja
glatter Selbstmord!«, verstieg sich jetzt die ängstliche Frau genau in die von
Thomas gewünschte Richtung.
    »Ich
bin seit einigen Jahren volljährig. Abgesehen davon, du wirst mir doch die
Chance meines Lebens nicht vermiesen?«
    »Nein,
aber da habe ich keine ruhige Minute. Ich verstehe dich ja. Also in Gottes
Namen: Nimm Vaters Golf.«
     »Und
Vater?«
    »Was
soll er sagen, wenn du schon weg bist? Er wird es überleben und notfalls hat er
ja deine Rostlaube. Schau, dass deine Geschichte Anklang findet und du endlich
angestellt wirst. Vergiss nicht, schreib uns eine Ansichtskarte! Hoffentlich
geschieht nichts, so weit allein, im Ausland, was da alles passieren kann!« Die
Reisetasche war in zehn Minuten gepackt. Die Mutter sah ihrem Sohn nach, als ob
er auf das Schlachtfeld zöge, und murmelte vor sich hin:
    »Einmal
in meinem Leben war ich in Lignano und einen Tag in Venedig - jetzt schau ich
aber auf der Landkarte, wo Nizza genau liegt!«

Genf, Mitte September 1991
    Es
dauerte elf Tage, dann wurde Sinuhe im Alten Testament fündig:
    »Verteil
dein Kapital auf, sieben oder gar acht, denn du weißt nicht, welches Unglück
über das Land kommt. Nachdem der clevere Computerspezialist in seiner ersten
Euphorie den Oberst angerufen hatte, erschien der innerhalb einer Stunde.
Bedauerlicherweise hatte Sinuhe die Botschaft voreilig proklamiert.
    »Leider
muss ich Sie enttäuschen«, Sinuhe schaute geknickt.
    »Wie
soll ich das verstehen?«, der Oberst war ungehalten. Erst der erlösende Anruf,
zugegeben relativ schnell, und dann doch kein Ergebnis.
     »Ich
habe den Schlüssel zum Text. Eine Bibelweisheit. Ich muss gestehen, damit hatte
ich hier nicht gerechnet.« Sinuhe lächelte und reichte dem Oberst einen Zettel
mit dem Zitat.
    »Jetzt
habe ich den Klartext. Allerdings ist der noch einmal verschlüsselt.« Der
Oberst verstand, das Vorgehen war ihm nicht fremd. »Und? Was nun?«
    »Wir
haben eine klare Vereinbarung und ich werde selbstverständlich weiterarbeiten.
Nur …«
    »Was
nur?«, unterbrach Podolsky

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