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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition)
Autoren: Friedrich Strassegger
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bestimmten Büchern den Vorzug und
so weiter. So etwas zu wissen kann hilfreich sein, doch wenn es nicht so ist,
dann müssen wir uns damit abfinden. Alles ist lösbar, es ist immer nur eine
Frage der Zeit.« Podolsky seufzte schwer.
    »Ich
weiß es wirklich nicht. Doch es wäre naheliegend, dass es Militärs waren, doch
verbindlich kann ich das nicht behaupten. Den Verschlüsselungscode können
genauso Leute vom Geheimdienst erarbeitet haben oder Offiziere der NVA.
Vielleicht beide gemeinsam. Letztlich wurde der Text mit Sicherheit von dritten
Personen in seine endgültige Form gebracht.«
    »Ich
bin ganz offen … keine guten Aussichten.«
    »Sie
meinen, der Code ist überhaupt nicht zu entschlüsseln?«, die Stimme des
Obersten hob sich merkbar.
    »Nein,
ich erwähnte es schon, jede Verschlüsselung ist zu knacken. Nur die Zeit ist
ein Problem. Wenn ich den Schlüssel gefunden habe, dann ist die Dechiffrierung
eine Angelegenheit von Stunden. Das ist letztlich eine Frage des Glücks.«
    »Ich
setze voraus, dass Sie sich vom Ergebnis keine Kopie behalten.« Sinuhe lächelte
nachsichtig.
    »Wir
wissen beide, wie gefährlich das erstens wäre und zweitens, was soll ich damit?
Die Losungsworte wird jemand anderes dechiffrieren. Also wozu? Offensichtlich
wurde beim Erstellen der Listen Wert darauf gelegt, dass nie eine Person beide
Datensätze im Besitz hat und so können nur alle Berechtigten gemeinsam über die
Konten verfügen. Ihre Frage erübrigt sich. Darüber hinaus pflege ich meine
Kunden nicht über den Tisch zu ziehen. Meine diesbezügliche Philosophie ist
klar: Nur eine win-win Situation kann in der Marktwirtschaft auf Dauer
existieren.« Es wurde Podolsky mit einem Schlag bewusst, wie sehr er den Hippie
unterschätzt hatte. Podolsky hatte in der letzten Zeit einiges erdulden müssen.
Aus verständlichen Gründen sprach er nicht darüber, aber dass der Sozialismus,
so wie er in der DDR praktiziert wurde, eine einzige Lüge und ein
wirtschaftlicher Rohrkrepierer war, kreiste in seinem Unterbewusstsein ständig
herum. Die jüngsten Erkenntnisse setzten ihm schwer zu. Jetzt schmerzte der
Satz mit dem Vertrauen besonders. Ein ganzes Berufsleben lang war ihm
vorgebetet worden, dass es diesen Begriff gäbe, er aber sparsam in der Praxis
anzuwenden sei. Nur, er war nicht in der Lage noch etwas zu ändern und er war
zu alt um die Fronten zu wechseln. Aber was immer auf ihn zukommen mochte, er
würde vorsorgen. Eine Frage beschäftigte Podolsky immer öfter: Wie und wo würde
er einmal enden?

 
    Wien,
Mitte September 1991
    Thomas
saß in seinem Büro, das nicht viel größer als eine Besenkammer war, und haderte
wieder einmal mit seinem beruflichen Werdegang. Er hatte sich nun endgültig
durchgerungen das Studium wieder aufzunehmen und seinen Lebenstraum aufgegeben.
Wehmütig schweifte sein Blick umher und streifte all die Belanglosigkeiten an
der Pinnwand, die er nun nicht mehr sehen würde. Das Pressehaus, der sekkante
Eisenstein, die ständige Jagd nach Schreibenswertem und der anschließende Kampf
um Platz in der nächsten Ausgabe und alles, was noch zum Reporteralltag
gehörte. Er wusste, dass er diesen Dingen sein Leben lang nachtrauern würde. Es
hatte einfach keinen Sinn. Zwei Jahre hatte er sich abgeplagt und jede
verfügbare Minute dem Wochenspiegel gewidmet. Selbst den ewig grantigen
Eisenstein, den er im Grunde seines Herzens mochte, würde er vermissen. Sogar
seine Beziehung hatte er auf dem Altar der schreibenden Zunft geopfert – anerkannt
oder gar gedankt hatte es ihm niemand. Er war jetzt sechsundzwanzig und wohnte
bei seinen Eltern. Nicht nur, dass er dafür nichts bezahlen konnte, für ihn war
der Monat schon gut gelaufen, wenn er die Mutter nicht auch noch um Geld bitten
musste. Nicht der Umstand, dass er den Eltern und Freunden eingestehen, musste
eine fatale Fehlentscheidung getroffen und dabei zwei Jahre seines Lebens
vergeudet zu haben, fiel ihm schwer - sich selbst dieses Eingeständnis zu
machen, das traf ihn. Verächtlich hatte er seinerzeit alle gut gemeinten Ratschläge
abgetan - nun lag das Resultat auf dem Tisch und wies ihn in die Schranken. Er
räumte seine paar Siebensachen aus dem Schreibtisch und überlegte, ob er sich
überhaupt verabschieden oder einfach nur ganz still davonstehlen sollte.
Vermutlich würde es ohnehin einige Zeit dauern, bis man seine Absenz bemerkte.
Da läutete das Telefon. Thomas seufzte und hob ab. Es war sein ehemaliger
Studienkollege Ferry, der für den
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