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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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ungehalten.
    »Zeit,
ich brauche wesentlich länger, als ich gestern noch gedacht hatte. Es ist
faktisch die doppelte Arbeit, Pech für Sie und mich. Ich habe eine Menge zu tun
und Sie müssen sich leider noch gedulden. Doch ich bin sicher, dass ich den
zweiten Teil schneller schaffe. Vorausgesetzt, er wurde vom selben Mann
verschlüsselt. Doch davon können wir ausgehen, denn alles andere würde der
Absicht, die Zahl der Mitwisser zu begrenzen, diametral entgegenstehen.«
    »Was
hat das damit zu tun?«
    »Es
ist wie bei einer Handschrift. Diese kenne ich jetzt - ein unschätzbarer
Vorteil.
    »Und
Ihr Honorar?«
    »Daran
ändert sich nichts. Selbstverständlich stehe ich zu meinem Wort. Als ich Sie
angerufen habe, war mir noch nicht klar, dass wir erst die Hälfte des Weges
zurückgelegt haben.«
    »Und
wenn dieser Text wieder verschlüsselt ist? Was dann?«
    »Ich
halte das für wenig wahrscheinlich. Sicher, theoretisch wäre es möglich, doch
das ergäbe keinen Sinn. Ausschließen kann ich es natürlich nicht. Wie immer
sich die Angelegenheit entwickelt, ich arbeite so lange daran, bis ich den
Klartext habe.« Langsam imponierte dieser ungewöhnliche junge Mann dem Oberst.
Der gab sich mit einem Mal versöhnlich und sah durch die dicken Brillengläser
Sinuhes in dessen Augen. Er konnte nichts erkennen, das zu Misstrauen Anlass
gegeben hätte. Der Mann war die Gelassenheit in Person.
    »Gut,
trotzdem war es richtig, dass Sie mich sofort informiert haben.« Er reichte
Sinuhe - zum ersten Mal - zum Abschied die Hand. Der Oberst war noch nicht auf
der Straße, da saß der Informatikfreak bereits wieder an seinem PC - jetzt war
sein Ehrgeiz geweckt. Die Welt um ihn existierte nicht mehr. Er verschmolz förmlich
zu einer Einheit mit seinem Rechner. Er war so in seine Arbeit vertieft, dass
sein Joint ungenossen im Aschenbecher erlosch - und das mochte bei Sinuhe etwas
heißen.

 
    Genf,
Anfang September 1991
    Das
Telefon auf Kommissar Patrys Schreibtisch unterbrach die seltene Stille in
seinem Büro, als er gerade mit Akkuratesse seine Pfeife reinigte. Er warf einen
Blick auf seine Uhr, zog die Augenbrauen in die Höhe, nahm sein Mobiltelefon
aus der Tasche und schaltete es vorbeugend aus. Dass noch immer rasselnde Telefon
am Schreibtisch ignorierte er. Ein seufzender Atemzug und der Kommissar empfahl
sich rasch. Freitagmittag. Er hatte seinen Kindern versprochen, mit ihnen nach
Montreux zu fahren. Dort fand irgendein musikalisches Spektakel statt. Fünf Rockgruppen
hatten ihr Auftreten zugesagt. Patry befürchtete einen Sturmangriff auf
Geschmacksnerven und Gehör. Den Anruf und den damit verbundenen Ärger, so es
ein Anruf dieser Art war, sollte ein anderer entgegennehmen. Er öffnete die Tür
seines Büros. Ein junges Mädchen stand direkt vor ihm. Der Weg auf den Korridor
war blockiert und damit auch der Weg ins Wochenende.
    »Monsieur
Patry?«, fragte das junge Ding unschuldig. Der Kommissar schaute demonstrativ
auf seine Uhr, nickte mürrisch und sah düstere Wolken am Horizont aufziehen.
Seiner Besucherin schenkte er ein knappes:
    »Ja.«
Kurz angebunden fügte er sich widerwillig seinem Los.
    »Ich
arbeite bei Notairé Bouvery und muss Ihnen etwas mitteilen. Ich kann nicht
länger schweigen. Diese ganze Geschichte bedrückt mich, auch wegen der
Geheimnistuerei um das Verschwinden des Maître und seiner Frau. Deswegen bin
ich hier.« Patry überlegte. Das Mädchen wegzuschicken wäre unverantwortlich
gewesen. Hier zu bleiben barg das Risiko, nicht rechtzeitig nach Hause zu
kommen. Das Gespräch mit dem Mädchen würde wahrscheinlich nicht länger als eine
halbe Stunde dauern. Aber was konnte in dieser halben Stunde nicht alles
passieren!
     »Danke,
dass Sie gekommen sind, Mademoiselle. Sie haben Feierabend?«
    »Ja.«
    »Wo
wohnen Sie?«
    »In
Chene Bourgenes, ich nehme den Bus.«
    »Nicht
nötig, ich fahre ohnehin nach Frankreich. Ich nehme Sie gern mit, das liegt auf
meinem Weg. Wir können uns im Wagen unterhalten.«
    »Wenn
es keine Umstände macht, nehme ich Ihr Angebot gerne an. Der Bus ist am Freitag
gerammelt voll, dass ich oft kaum Platz für meine Füße finde!«
    Sie
lächelte verlegen. Erleichtert sah Patry die dunklen wochenendfeindlichen
Wolken wieder abziehen. Dass sein Weg eigentlich in eine ganz andere Richtung
geführt hätte, ahnte das Mädchen nicht.
    »Kommen
Sie, mein Wagen steht im Hof.« Langsam steuerte Patry seinen Peugeot durch den
zähflüssigen Verkehr, während das Mädchen zu

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