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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition)
Autoren: Friedrich Strassegger
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nächsten Tag einen Chauffeur brauchte. Thomas
sagte zu und hakte dann, nur der Neugierde wegen, nach: »Du hast mir doch erzählt,
dass die rote Nora verschwunden ist.«
    »Na
und … sie ist verschwunden.«
    »Kann
sein, aber warum ist sie dann nicht abgängig gemeldet?«
    »Sie
ist abgängig gemeldet.«
    »Eisenstein
sagt Nein.«
    »Mag
sein. Das Innenministerium sagt ja.« Fünf Minuten später hatte er sich
vergewissert. Ferry musste sich für den nächsten Tag einen anderen Fahrer
suchen. Alle Vorsätze, das Studium wieder aufzunehmen, waren Schall und Rauch.
Eisensteins Blick war gezielt ins Leere gerichtet. Ein verlässliches Anzeichen
dafür, dass er etwas ausheckte. In der Rechten hielt er ein halb volles Glas
mit Weißwein.
    »Hier,
ich habe sie!« Thomas schrie bereits, bevor er die Tür zu Eisensteins Büro
geöffnet hatte.
    »Ich
bitte mir absolute Ruhe aus, hier wird Kopfarbeit geleistet! Was soll dieser
Radau?« Thomas ließ sich in seiner Ekstase nicht stören und knallte den Wisch
auf Eisensteins Schreibtisch. Ohne auch nur einen Blick auf das Papier zu
werfen, fegte der das Fax mit seiner gichtigen Tatze vom Tisch.
    »Ich
habe nicht so viel Zeit wie ihr. Was steht denn so Weltbewegendes drin?«
     »Hier,
bitte sehr, Chef, die Abgängigkeitsanzeige, Nora Kaindel, natürlich ist sie
tatsächlich verschwunden. Ich habe es ja gewusst, aber niemand wollte mir
glauben!«
    »Sie
haben schon viel gesagt, Szabo, bedauerlicherweise zu viel. Leider habe ich
Ihnen allzu oft mein Gehör geschenkt. Ich möchte mich gar nicht an alles
erinnern müssen. Meine Toleranz wird es sein, die mich eines Tages in den Ruin
oder die Psychiatrie verschlägt!« Thomas hob das Fax rasch vom Boden auf und
reichte es Eisenstein noch einmal. Widerwillig griff er danach und überflog die
paar Zeilen. Über seine Brille hinweg sah der Thomas skeptisch an und schwieg bedeutungsvoll.
Dann aber kam Bewegung in die Angelegenheit … und Eisenstein wurde plötzlich
von ungewohnter Aktivität befallen. Man konnte förmlich sehen, wie sein
Denkapparat auf Touren kam. Der griesgrämige Herr Ressortleiter schwieg und
begab sich in sein Kämmerlein, aus dem er mit einer Flasche Muskateller
zurückkehrte. Er öffnete die Flasche. Mit einer Bewegung, die jeden Widerstand
ausschloss, goss er zwei Gläser bis zum Rand mit diesem leicht bernsteinfarbenen
Wein voll, dessen scheinbare Trockenheit im Abgang ein reiches Bukett
entfaltete. Die Einladung sollte wohl so eine Art Abbitte für sein schroffes
Fehlverhalten vor ein paar Tagen sein - wenigstens fasste Thomas es so auf. Sie
stießen an und tranken, vorsichtig, so als ob sie diesem edlen Getränk Schaden
zufügen könnten, in kleinen Schlucken. Thomas wartete, doch Eisenstein schwieg
noch immer. Schließlich geruhte er wenigstens, sich zu bewegen. Er schnaufte
wie ein Walross und griff zum Telefon. Argwöhnisch, wie er war, rief er den
Gendarmarieposten in Wolfsthal an und ließ sich von Bezirksinspektor Pachmaier,
der sich wie der Chef einer Sonderkommission gebärdete, in einem elendslangen
Telefonat die Authentizität der Vermisstenanzeige bestätigen. Der
Bezirksinspektor war hocherfreut über das Interesse der Medien an seiner Person
und bot an, in die Redaktion zu kommen - zwecks Ablichtung. Eisenstein schob
dieses Ereignis mit Bravour in die fernere Zukunft. Allerdings war er jetzt
überzeugt, dass an der Geschichte etwas dran sein konnte. Dann griff er
nochmals zum Telefon und gab der Buchhaltung schnaufend die Anweisung,
zwanzigtausend Schilling an Thomas auszuzahlen. Der war schon auf dem Weg zur
Kasse im zweiten Stock.
    »Thomas,
Sie sind mein Sargnagel, das steht fest! Shalom!«, rief ihm der allmächtige
Ressortleiter nach. Doch das hörte der rasende Reporter nicht mehr. Er war mit
seinen Gedanken bereits an der Côte d’Azur. Die Blunzn griff mit einer
Schnelligkeit, die dem Mann niemand zugetraut hätte, in die unterste
Schreibtischlade, brachte eine Cognacflasche zum Vorschein und genehmigte sich
einen ansehnlichen Schluck direkt aus der Flasche. Den Wein, der noch im Glas
war, spülte er nach.
    »Ich
muss mich besaufen, der hat mich mit seinem Gelabbere richtiggehend infiziert.
Möglich, dass diese Geschichte brandheiß ist. Ich wünsche es dem Thomas. Allein
schon wegen seiner Begeisterung. Lang ist es her, dass ich die noch gespürt
habe. Man soll es nicht glauben. Und Waldegg, da hat mich dieser schleimige
Winkeladvokat doch glatt belogen … diese Anwälte, kein
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