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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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Stammblatt sah ich die Telefonnummer. Es war eine Berliner
Nummer, 0037 … eine aus Ost Berlin. Der Teufel muss mich geritten haben.
Jedenfalls habe ich dort angerufen. Mittags.« Patry zuckte unmerklich zusammen.
Er fühlte, wie das Adrenalin in seine Blutbahn schoss. Ungeduldig setzte er nach.
    »Und?«
    »Es
meldete sich ein Ministerium für staatliche Sicherheit oder so. Plötzlich bekam
ich ein ungutes Gefühl … legte einfach auf.«
    »Das
kann ich verstehen. Was geschah weiter?«
    »Eigentlich
nichts, nur die Hauptakte fehlt jetzt aus dem Tresor und die Handakte ist leer.
Ich habe geschwiegen, aber als der Notairé und seine Frau verschwunden waren
und wir im Auftrag von Madame das Büro so einer Art Inventur unterzogen, habe
ich das festgestellt. Als ich vom Verschwinden des Chefs hörte, habe ich sofort
an diese Akte gedacht. Das war naheliegend. Ich konnte aber nichts sagen, weil
ja eigentlich nur Madame selbst die Akten im Tresor kontrolliert hat. Ich
durfte den Tresor nicht alleine betreten. Doch es war keine Kunst, einen Blick
auf das Hängeregister zu werfen. Ich wusste ja, wonach ich suchte. Die Hängemappe
mit dieser Nummer ist verschwunden. Die Handakte ist noch da, allerdings ist
sie leer. Nicht ein Blatt war drin, sogar das Stammblatt, alles weg. Dabei ist
diese Seite mit einer Klammer befestigt, also die könnte gar nicht
herausgefallen sein.« Sybille schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Jetzt
sieht es so aus, als habe es diese Klientel nie in unserem Notariat gegeben …
und mein ungutes Gefühl scheint sich zu bestätigen.« Patry konnte in letzter
Sekunde einem Velo ausweichen. Er war mit seinen Gedanken beim Notar und seiner
Frau. Sybilles Aussage hatte die Überlebenschance des Ehepaares faktisch auf
null gesenkt. Der Junge mit dem Fahrrad drohte ihm erschrocken mit der Faust.
Patry setzte Sybille zu Hause ab.
    »Hoffentlich
ist ihr Verdacht unbegründet. Ich kann Ihnen versichern, Sie haben richtig gehandelt.
Schönes Wochenende und machen Sie sich keine Sorgen. Sie sind eine mutige und gescheite
junge Frau. Ich würde mir wirklich wünschen, es gäbe mehrere von Ihrer Sorte!«
    Sybille
machte große Augen und entschwand in ihre heile Welt. Der Kommissar bereitete
sich innerlich auf das Spektakel in Montreux vor. Sein Kopf war allerdings ganz
woanders. Er dachte eingehend über die Worte von Sybille Roche nach. Außerdem
ärgerte er sich, weil er nie damit gerechnet hätte, dass Madame Couvre ihm
nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Die Geschichte mit der DDR beunruhigte
ihn. Die weiten Kreise, die der Fall voraussichtlich noch ziehen würde, wagte
der Kommissar vorerst gar nicht abzuschätzen.
    Patry
und seine Mannschaft kamen kurz nach neun Uhr in das Notariat. Es war kein Überfall,
aber eine Amtshandlung. Es war schwierig gewesen, diesen Beschluss vom Richter
zu bekommen. Ein Notariat ist besonders geschützt. Man begrüßte sich korrekt,
wenn auch Madame alles andere als erfreut war. Ein Notar und ein Staatsanwalt
begleiteten die fünf Männer des Kommissars. Madame war über alle Maßen erstaunt
und ihre Hände zitterten, als sie den richterlichen Durchsuchungsbefehl las. Nur
Patry, der die Frau bereits kannte, sah, dass sie mit Tränen kämpfte. Die Frau
war am Ende, und trotzdem versuchte sie, Kontenance zu bewahren.
    »Wie
ist so etwas möglich … was liegt gegen uns vor?«, ihre Stimme war brüchig. Sie
hatte sich trotz aller sichtbaren Anzeichen von Nervosität in der Gewalt. »Dr.
Fabiolo«, stellte sich einer der Männer vor. »Ich bin von der Notariatskammer
beauftragt worden, die Amtshandlung zu überwachen und darauf zu achten, dass
die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden. Sie können unbesorgt sein.
Weder die Kanzlei, noch Klienten werden behelligt. Doch eine Entführung des
Maître und seiner Frau kann nicht ausgeschlossen werden und deswegen die Nachschau.
Bitte holen Sie einen ihrer Juristen. Ich möchte, dass er die Amtshandlung
begleitet. Niemand in der Kanzlei wird verdächtigt, an einer strafbaren
Handlung beteiligt zu sein.« Er vermied das Wort Hausdurchsuchung, obwohl es
sich genau um eine solche handelte. Die Durchsuchung wurde schonend
durchgeführt und der Ablauf im Notariat nicht gestört. Die Männer verrichteten
Ihre Arbeit schweigend und einem Besucher des Notariats wäre vermutlich einzig
und allein aufgefallen, dass ungewöhnlich viele Leute herumschwirrten, mehr
nicht. Nach einigen Stunden stand fest: Es fehlte eine so

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