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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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Eisenstein mit
seinem jüdischen Hintergrund in einem katholischen Kloster gesucht haben? Nur
die Kollekte oder doch auch die Erleuchtung? Allein die Vorstellung, den
umfangreichen Leib in einer Kukulle zu sehen, rief einen spontanen Lachanfall
bei Thomas hervor. Nach dieser erheiternden Metapher wandte Thomas sich
gedanklich wieder der Story zu und verarbeitete seinen neuesten Wissensstand im
Geiste.
    Um
vier kurvte er um Lyon herum, zwei Stunden später gab er Kommissar Patry in
Genf die Hand. Thomas war angenehm überrascht. Der Kommissar war ein
weltoffener, Zeitgenosse - wenn er auch in ziemlich teuren Klamotten steckte
und ständig an einer kalten Pfeife herum nuckelte. Später verdampfte er dann
Amsterdamer mit Orangenaroma.
    Patry
war um die fünfundvierzig, etwa 185 groß, schlank und sportlich. Sein
brünettes, gewelltes Haar war ein bisschen schütter. Die tief in den Höhlen
liegenden braunen Augen vermittelten einen gutmütigen Eindruck. Patry war glatt
rasiert und trug eine Fliege. Thomas erzählte dem Kommissar alles, was er über
die schillernde rote Nora wusste - genau genommen sogar ein bisschen mehr.
Thomas log nicht direkt, die Fantasie ging mit ihm durch - er vermischte Tatsachen
und Vermutungen, ohne es genau zu registrieren. Die Grenze zwischen Realität
und Fiktion war verschwaschen.
    Inzwischen
hatte der Kommissar veranlasst, dass die französische Polizei im Negresco ermittelte. Viel war dabei nicht herausgekommen. Die rote Nora war des Öfteren
Gast im noblen Casino Hotel. In der letzten Zeit auch in Begleitung eines
Herrn. Diesmal jedoch war sie allein. Das Zimmermädchen bestätigte, dass nur
ein Bett benutzt worden war. Man hatte sie im Haus kaum wahrgenommen, hegte
aber keinerlei Zweifel über die Identität der Frau. Zwei Telefongespräche hatte
der Gast auf Suite 245 geführt. Beide nach Österreich - die Nummer in
Wolfsthal. Der Kommissar erzählte über das mysteriöse Verschwinden des
Ehepaares Bouvery und das Fehlen der SED-Akten im Stahlschrank des Notars.
     
    Bis
weit nach Mitternacht rätselten der Kommissar und Thomas, was so wertvoll sein
könnte, dass drei Menschen deswegen verschwanden und vermutlich nicht mehr
lebten. Dass die einstigen Stasi-Agenten noch heute über Mittel und Wege
verfügten, die einem herkömmlichen Kriminellen nicht zur Verfügung standen, war
bekannt. Aber warum?
    »Es
ist spekulativ, wäre aber eine Möglichkeit … diese Möglichkeit müssen wir
unbedingt in Betracht ziehen.« Thomas hatte während der Fahrt stundenlang
gegrübelt und sich dabei folgende Theorie zusammengereimt, »Bei dem Prozess in
Berlin, es geht um eine halbe Milliarde Mark, spricht man davon, dass für den
Ausgang dieses Verfahrens die Aussage der Treuhänderin, also der roten Nora,
und die noch vorzulegenden Urkunden ausschlaggebend sind.
    Bei
einer derartigen Summe traue ich den Menschen alles zu, egal ob Ost oder West.
Möglich wäre auch, dass die Frau aus sicherer Entfernung von ihren Komplizen in
Berlin einen Teil des Kuchens fordert. Auch so ein Szenario kann ich mir
vorstellen. Sie wäre nicht die Erste, die beim Anblick von Milliarden den Kopf
verliert und Risiken eingeht, die sie normalerweise gemieden hätte. Es haben
schon Leute aus geringerem Anlass ihren Verstand verloren.«
    »Dem
stimme ich uneingeschränkt zu!« Thomas spann seine These weiter:
    »Wenn
die Kaindel ihren Parteifreunden in Berlin das Messer an die Kehle gesetzt hat,
so quasi Geld her oder ich vermiese euch das Verfahren, dann wäre das ein
triftiges Motiv. Und der Notar hier, der könnte Urkunden in seinem Archiv
verwahrt haben, deren Vorlage bei Gericht nicht im Sinne der Stasi-Seilschaft gewesen
sein könnte oder mit wem immer wir es zu tun haben. Legal gibt es für die jetzt
keine Möglichkeit mehr, an diese Unterlagen heranzukommen. Dabei ist es nicht
zwingend erforderlich, dass der Notar gewusst hat, was er in seinem Büro verwahrt.
Der Bedauernswerte kann ganz unschuldig und unwissend zum Handkuss gekommen
sein - vermutlich ist es so.« Patry stülpte seine Lippen und nickte, während er
sich nach vorn beugte und seine Pfeife am Rand des Aschenbechers ausklopfte,
bevor er noch mit seinem Pfeifenreiniger penibel nachsondierte. Dass er
nebenbei konzentriert nachdachte, war zu sehen.
    »Das
wäre durchaus möglich, denn Rechtsnachfolger der DDR ist die Bundesrepublik und
nur diese hätte auf legalem Weg die Herausgabe dieser Urkunden verlangen können.«
    »Preisfrage:
Warum hat die

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