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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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Bundesrepublik das nicht vom Notar verlangt? Ein Schreiben, mehr
nicht.«
    »Gute
Frage. Aber wer hat erstens von den Unterlagen gewusst und zweitens, wo sie
sich befanden? Die BRD offensichtlich nicht, denn sonst hätten die sicher
irgendwie reagiert. Oder es war eine Schlamperei. Aber wenn ich es mir
überlege, ist das eher unwahrscheinlich. So ein Fauxpas, bei solchen Summen?
Nein. Unmöglich! Andererseits, bei einem Staat ist grundsätzlich alles möglich,
das sollten wir nicht vergessen.« Thomas lachte, legte die Stirn kurz in Falten
und sagte: »Ich habe ein paar Semester Jus studiert, mehr oder weniger
begeistert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Notariat verpflichtet ist,
einen Rechtsnachfolger davon in Kenntnis zu setzen, wenn Geld, sonstiges
Vermögen oder Verwahrsachen hinterlegt sind. Da hege ich keinerlei Zweifel.
Jetzt stellt sich die Frage, warum kommt ein biederer Notar seinen Pflichten nicht
nach? Bestechung oder einfach Schiss, das müsste man wissen. Oder steckt etwas
ganz anderes dahinter, alles ist möglich. Die Möglichkeiten sind unerschöpflich
und der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Das sage ich hauptsächlich deswegen,
damit wir uns nicht verrennen. Wir müssen nach allen Seiten hin offenbleiben.«
    Thomas
war sich nicht bewusst, dass er im Begriff war den Kommissar zu belehren. Doch
der sah dies keineswegs so eng und hörte ihm weiter zu.
    »Ein
Versehen, eine Achtlosigkeit oder Ähnliches beim Notar schließe ich aus. Ganz
sicher in einem Notariat, wo alles dreimal umgedreht und aufgeschrieben wird.«
Patry verschränkte seine Hände unter dem Kinn und schloss kurz die Augen. Er
dachte nach, dabei wollte Thomas nicht stören und schwieg.
    »Herr
Szabo, auf meine Verantwortung, bleiben Sie bitte noch in Genf. Ich glaube, wir
sind auf dem richtigen Weg. Ich hätte gerne, dass Sie mich ins Notariat
begleiten. Zu Ihrer Vermutung, rein theoretisch, was wäre, wenn der Notar sich,
rein juristisch, auf den Standpunkt stellt, er wisse von all dem nichts und für
ihn ist Ost-Berlin weiterhin maßgebend.« Skeptisch zog Thomas die Augenbrauen
hoch.
    »Wenn
heute jemand glatt weg behauptet, dass er vom Fall der Berliner Mauer nichts
gehört hat, selbst wenn er ein Eremit ist, nein, das halte ich für unmöglich.
Rechtlich wäre so eine Argumentation nicht zu halten, das kann nicht sein.«
    »Nein,
ich meine, wenn diese hinterlegten Unterlagen nicht der DDR oder der SED zuzuordnen
waren, sondern zum Beispiel irgendeiner Tarnfirma, die offiziell der Klient
war, was dann? Wenn es vielleicht im Ermessensspielraum des Notars lag, sich an
die BRD zu wenden? Die Kanzleileiterin hält das für möglich.
    »Warum
hat er das nicht getan? Bei so einer Summe öffnet sich ein weites Spektrum. Irgendwo
hat auch ein wohlhabender, rechtschaffener Mann wie der Notar eine
Schmerzgrenze. Fünfzig oder hundert Millionen sind für jeden eine Versuchung -
da müssen wir nicht lange nachdenken.«
    Patry
stimmte zu und meinte;
    »Ja,
warum? Das ist hier die Frage. Nur fürchte ich, wird uns der Notar darauf keine
Antwort mehr geben können. Ist Ihnen aufgefallen, dass wir über die vermissten
Personen so reden, als ob sie mit Sicherheit tot wären. Kein gutes Omen!« Sie
schwiegen einen kurzen Moment betreten. Thomas verabschiedete sich.
    »Also
abgemacht, bis morgen, um zehn bin ich in Ihrem Büro. Gute Nacht.«
    Eine
halbe Stunde lang sprach Thomas mit der Redaktion. Eisenstein war aufgeregt,
als ob er für den Pulitzerpreis nominiert wäre. Eine Bemerkung konnte der alte
Geizkragen sich nicht verkneifen.
    »Noch
einen Tag Genf! Wenn nur das Wetter passt, Herr Szabo. Übrigens das Beau
Rivage , ein gutes Haus, das kann ich empfehlen! Mein Gott, ich habe dir
gesagt, übertreib es nicht. Such dir eine Jugendherberge, oder, es ist Sommer,
schlaf im Freien … der bringt mich noch ins Grab!« Allerdings vergaß er nicht,
Thomas gebührend zu belobigen und nebenbei zu versichern, dass es sich um seine
Story handelte. Niemand habe die Absicht ihm in die Suppe zu spucken.
Eisenstein kannte seine Pappenheimer und fand stets die richtigen Worte.
    »Übrigens
das Fax … an welches Postamt wäre es dem gnädigen Herrn genehm?«
    Thomas
lachte.
    »Am
besten gleich hier ins Hotel.« Thomas gab ihm die Nummer.
    »Ich
steck es jetzt noch rein. Also, gute Nacht. Und sei vorsichtig mit den Spesen,
es geht alles auf meine Kappe! Ich vertraue dir! Das mach ich normal nicht!
Kein Weib könnte mich so bezirzen wie du. Es ist

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