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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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es schließlich weiter? Was geschah am Flughafen? Ging sie allein
zum Check-in?«
    »Ich
habe ihr Gepäck in den Kofferraum gelegt und sie hat sich inzwischen vorne auf
den Beifahrersitz gesetzt. Dann sind wir gefahren, ganz normal. Vielleicht
haben wir ein paar Worte gewechselt, ganz sicher nur belangloses Zeug, was eben
Frauen so daherreden … das weiß ich nicht mehr so genau. Am Flughafen, Terminal
zwei, Air France … ich habe es schon ich weiß nicht, wie oft erzählt. Du bist
wahrscheinlich der hundertste Zeitungsmensch, der mich deswegen ausquetscht.«
Schweighofer trank einen Schluck und nahm den Faden wieder auf.
    »Vor
dem Terminal bin ich ausgestiegen und habe das Gepäck …«,
    »Wie
viele, was, Koffer, Taschen?«, van Holsten war ein Pedant.
    »Ein
Koffer und eine Reisetasche. Sie hat mich gebeten, die Sachen hineinzutragen.
Komplett überflüssig, das hätte ich sowieso getan, schließlich bin ich ein
Gentleman! Ich habe ihr ziemlich lange nachgeschaut, das war ein Weib. Obwohl
sie gehinkt hat, ein Gang wie eine Gazelle. Einen Hintern, mir wird jetzt noch
schwindlig, wenn ich daran denke!« Van Holsten schnaufte, als Schweighofer
wieder mit seinem Gequassel über die elementaren Vorzüge der Nora daherkam.
    »Vergiss
den Hintern. Sie hat gehinkt? Bist du sicher?«
    »Ja,
ganz wenig, sie hat sich den Fuß verstaucht, das hat sie mir gesagt, wie wir
weggefahren sind. Habe ich das nicht erzählt?«
    »Nein,
hast du nicht. Weiter, was passierte danach?«
    »Ich
bin nach Fischamend ins Puff gefahren und  habe ich mir schnell einen blasen
lassen. Ich war so geil … schade, dass du sie nicht gekannt hast … allein der
Anblick.«
    Van
Holsten war der Letzte, der für einen Puffbesuch kein Verständnis aufgebracht
hätte - doch jetzt standen ihm die Sinne nach anderem. Er stöhnte gequält auf,
der Kerl trieb ihn noch zum Wahnsinn. Van Holstens Jagdfieber war geweckt,
nicht den geringsten Zweifel hatte er mehr, dass Nora Kaindel mit der Parteikasse
der SED untergetaucht war. Die invalide Schwester hatte sie beim Flug nach
Nizza gedoubelt. Diesen grenzdebilen Puffgänger hatte sie leicht an der Nase
herumführen können, er hingegen roch die Lunte zehn Meilen gegen den Wind. Nun
war er doch froh, dass er sich mit diesem redseligen Deppen getroffen hatte. Jetzt spitzte Thomas, der geistig zwischenzeitlich
abgewandert war, die Ohren. Das passte ja nun wirklich genau ins Bild.
Schweighofer wurde kurz abgefertigt. Thomas gab ihm jetzt auch einen Hunderter,
um den Abgang zu beschleunigen. Er verschwand grußlos aus dem Café.
    Thomas
flüsterte van Holsten zu: »Der ist wirklich eine Plage …, aber was soll man
machen. Er war nun einmal der Letzte, der sie gesehen hat - wenn Sie es
überhaupt war. Ich persönlich bin mir sicher, dass er nicht die Nora, sondern
die Schwester zum Flughafen gebracht hat! Daran besteht überhaupt kein
Zweifel.« Van Holsten nickte und gab Thomas seine Karte. »Übrigens … wussten
Sie«, fragte er Thomas, »dass in dem Hotel in Nizza ein Stubenmädchen eine
Fußprothese gesehen hat? In der Suite der Kaindel? Es fragt sich unter diesem
ungewöhnlichen Gesichtspunkt nur, welcher Kaindel!«
    »Ja,
ja, das weiß ich seit Längerem«, erklärte Thomas ohne rot zu werden.
    »Ich
war damals, nach diesem mysteriösen Verschwinden, unmittelbar vor Ort und habe
gründlich recherchiert. Allein im Negresco habe ich tagelang vom
Direktor bis zur Putzfrau alle befragt.« Eisenstein hätte sicherlich gestaunt,
wenn er gehört hätte, wie viel sein Zögling sich von seiner Mentalität bereits
zu eigen gemacht hatte. Die Kollegen der schreibenden Zunft tranken noch einen
Espresso und verabschiedeten sich. Thomas hatte wieder zwei Mosaiksteinchen gesammelt,
keine verwertbaren Beweise, weil das nur Zeugen vom Hörensagen waren, aber das
Bild rundete sich ab. Die Sache mit der Prothese war ein gewaltiger Hammer.
Thomas fragte sich, wie van Holsten das herausgefunden hatte. Keine Frage, der
Bursche war auf Draht. In diesem Augenblick keimte in Thomas ein Verdacht. Er
nahm die Visitenkarte van Holstens zur Hand und rief vom Handy aus die Berliner
Zeitung an.
    »BZ,
was kann ich für Sie tun?«
    »Verbinden
Sie mich bitte mit Herrn van Holsten.«
    »Tut
mir leid, Herr von Holsten ist nicht im Haus, er ist derzeit im Ausland.«
    »Danke.«
Thomas trennte die Verbindung.
    »Man
kann sich auch einmal täuschen«, brummte er in sich hinein. Irgendetwas an
diesem nonchalanten Herrn van Holsten hatte ihn

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