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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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Schwester zu hinterfragen. Nach den
neuesten Ermittlungsergebnissen aus Nizza war klar, dass Nora in Wien
verschwunden und ihre Schwester maßgeblich an diesem dubiosen Verschwinden,
respektive am Vertuschen dieses Verschwindens, beteiligt war. Diese ganze aufwendige
Inszenierung war generalstabsmäßig aufgezogen, das war für den General evident.
Er war der Meinung, dass Schubert für diese Aufgabe ungeeignet war, zu wenig
engagiert, zu nachlässig und obendrein unwillig. Außerdem war er eher ein
Delegierer, denn ein Vollstrecker – doch Fiedler befand sich in einer
Zwangslage. Es stand niemand zur Verfügung, der für diese Aufgabe prädestinierter
war. Also machte sich doch Schubert schlussendlich auf den Weg nach Wien.
    Welche
Rolle fiel der Schwester zu, die über die ganzen Jahre hinweg nicht einmal eine
Nebenrolle gespielt hatte? Wenn sie über den Verbleib der Unterlagen Bescheid
wüsste, dann wären alle seine Probleme gelöst. Ein Hoffnungsschimmer am
Horizont.
    Schubert
geruhte ein paar Tage verstreichen zu lassen, ehe er sich bequemte zu
erscheinen. Es war offensichtlich, der Mann war nur bedingt zuverlässig.
    »Der
wird sich im Hotel Sacher einquartieren und auf Regimentskosten verwöhnen
lassen«, mutmaßte der Oberst, der Schubert seit Jahren kannte, und dessen
Wandlung vom treuen Parteisoldaten zum dekadenten und aufsässigen HIWI
(Stasi-Ausdruck für einen Hilfswilligen gegen Bares) hautnah miterlebt hatte.
Fiedler, misstrauisch, wie er war, hatte Schubert nicht alles mitgeteilt, was
er wusste. Nur die Geschichte mit der Prothese vertraute man ihm an, damit
konnte er nicht viel anfangen - außer, dass es den Verdacht bekräftigte, dass
es nicht Nora war, die im Negresco gewohnt hatte. Nur, dass der Verdacht
bestünde, dass die Schwester und nicht Nora in Nizza gewesen war. Die alte
Stasi-Weisheit, jeder darf nur so viel wissen, wie unbedingt erforderlich ist,
kam wieder einmal zum Tragen. Dementsprechend vorsichtig ging Schubert ans
Werk. Nach Lage der Dinge war Nora Kaindel nie nach Nizza geflogen, sondern
hatte sich von ihrer Schwester doubeln lassen. In diesem Zusammenhang stellte
sich die Frage - war die so offen herumliegende Prothese eine Finte, war alles
ein doppelbödiges Schauspiel? Wohin hatte Nora sich verkrochen, wer gewährte
ihr Unterschlupf? Hatte sie außer ihrer Schwester noch andere Komplizen? Leider
gab es da Hunderte von Optionen. Eine schier unlösbare Aufgabe.
    Fiedler
sollte nur teilweise recht behalten. Schubert war für derlei Aufgaben zwar
nicht prädestiniert - doch wenn er wollte, dann konnte er. Jedoch nur für seine
ureigensten Interessen.
    Seine
Auftraggeber in Berlin hielt er inzwischen bei Laune, weil er von denen auch
noch kräftig zu partizipieren hoffte. Fiedler fungierte für ihn nur mehr als
unfreiwilliger Finanzier seiner Aktion und er hatte sich in den Kopf gesetzt,
wenigstens eines oder zwei der Konten zu knacken. Dafür war er bereit einiges
zu tun und hohe Risiken einzugehen. Schubert war jetzt fest entschlossen, einen
Überraschungsangriff auf Julia zu starten, sie zu überrumpeln. Dass sie vieles,
wenn nicht alles über die Sparbücher wusste, davon war er überzeugt. Sie aus
dem Schlaf zu reißen und mit seinen Fragen zu überraschen, schien ihm am
aussichtsreichsten. Vor allem, wenn er sie mit seinem Wissen über ihren
Nizza-Flug konfrontierte - dann konnte sie gar nicht mehr anders, als zu
kooperieren.
    Als
er gegen zwei Uhr morgens über die zinnenbewehrte Umfassungsmauer kletterte, um
in das Schloss bei Wolfsthal einzudringen, bekam er es mit Hans und seiner
Schrotflinte zu tun. Das war ihm dann doch zu suspekt. Jetzt war er der
Überrumpelte. Eiligst gab er Fersengeld und floh, unter Missachtung aller Geschwindigkeitsbeschränkungen,
über die Grenze nach Ungarn. Dort wähnte er sich erst einmal in Sicherheit.
Schubert war eben kein Frontsoldat. Der Anblick einer Schusswaffe allein
verstörte ihn schon, außer die Waffe war nicht auf ihn, sondern gegen andere
gerichtet. Der Alte hatte ihm einen gehörigen Schrecken eingejagt. Nebenbei
wusste er nicht, ob dieser Verrückte nicht die Polizei gerufen hatte. Er kannte
den Mann eben nicht. Hans, der die Obrigkeit, wie so vieles andere mit
Begeisterung verachtete, war der Letzte, der die Behörden aufscheuchen würde.
Schubert hatte es tatsächlich verdammt schwer. Es war auch tagsüber unmöglich
in das Schloss zu kommen und mit der Schwester von Nora ein paar Sätze zu
sprechen oder mit Hans, diesem

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