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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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schießwütigen Totengräber, der eine höchst undurchsichtige
Rolle im Leben der Zwillinge spielte. In den Wirtshäusern war jedes beliebige
Gerücht zu hören, aber keine Fakten, die Schubert bei seiner Aufgabe
weitergebracht hätten. Es kostete ein kleines Vermögen, aus dem
Reservierungscomputer Amadeus zu erfahren, wie Nora ihr Ticket bestellt und
bezahlt hatte. Doch für das Geld der SED war Schubert nichts zu teuer. Aus den
Buchungsdaten entnahm er, dass sie den Hinflug verschoben hatte. Um einen Tag.
Nur war das alles nicht sehr hilfreich. Tausende von Flügen werden aus allen
möglichen Gründen täglich umgebucht. Das Ticket für den Rückflug war nie
benutzt worden, es verfiel. Schubert klammerte sich an jeden Strohhalm, den er
zu fassen bekam. Doch die Ergebnisse aus dem Nizza-Besuch waren nicht einmal
das. Er wusste aus den Erzählungen im Wirtshaus, dass genau an diesem Tag, an
dem Nora angeblich nach Nizza geflogen war, eine Bestattung stattgefunden
hatte. Hans war an diesem Tag mit Sicherheit auf dem Friedhof gewesen. Wer also
hatte Nora zum Flughafen gefahren? Julia konnte es nicht gewesen sein, sie
besaß keinen Führerschein. Es war anzunehmen, dass Nora nicht selbst gefahren
war - sie wollte sicher nicht, dass der sündhaft teure Bentley tagelang auf
einem Parkplatz in Schwechat stand. Fiedler - und nicht zuletzt er selbst -
wollte alles genau wissen. Also opferte Schubert noch zwei Tage und
recherchierte weiter, ohne große Hoffnung auf substanziellen Erfolg. Es musste
irgendeinen Weg geben, Julia mit diesen Vorwürfen zu konfrontieren, bevor die
Behörden erfuhren, dass sie und nicht Nora nach Frankreich geflogen war. Dabei
wäre es sicher möglich, etwas über den Verbleib der Sparbücher zu erfahren.
Möglich auch, dass er mit ihr gemeinsam an das Geld kam - dabei musste er sie
nicht betrügen, schließlich stand reichlich »Material« zur Verfügung.
     
    Die
Tür in Eisensteins Büro war blockiert. Der Maestro veranstaltete eine Art
Vorlesung in politischer (Un-) Bildung. Bis auf den Flur konnte man seine
abstrakten Thesen vernehmen. Er zog bereits eine Ewigkeit mit Leidenschaft über
die Brennnesselbrigade her und noch immer war kein Ende dieses Pamphlets abzusehen.
Die Grünen und ihr Anhang waren seine Erzfeinde. Thomas versuchte diesem
unerträglichen Gesülze verzweifelt zu entkommen, doch die Blunzn schien die
Fluchtpläne zu ahnen und wich deswegen keinen Zentimeter von der Tür. Thomas
war gefangen und gezwungen, Eisensteins endlosen Monolog gegen die Natur- und
Klimaschützer anzuhören. Ein gewaltiger medialer Rundumschlag gegen
Berufsdemonstranten und Taugenichtse war geplant - diese Parasiten sollten
Urban Einstein kennenlernen!
    »Samt
und sonders eingefleischte Rote, arbeitsscheues Gesindel, den Menschen nur
Flausen in den Kopf setzen, aber vom Staat eine Grundversorgung fordern - von
meinen sauer verdienten Kröten! Ich sehe mich schon im Armenhaus dieser Welt!
Das Lebenselixier dieser Berufsdemonstranten ist: Wir sind dafür, dass wir
dagegen sind!« Verzweifelt riss er beide Hände in die Höhe. Die Erlösung für
Thomas kam in Form eines Anrufes. Die nächste Quasselstrippe war dran.
Schweighofer, der Taxilenker aus Hainburg.
    »Wenn
du was erfahren willst, in einer Stunde bekomme ich hohen Besuch, ein Piefke.
Wir treffen uns im Stadtcafé am Hauptplatz.« Thomas schrie erlöst auf.
    »Ich
komme!«
    Den
gerade richtig in Fahrt gekommenen Eisenstein - die ersten grünen Chaoten
landeten gerade unter einem imaginären Fallbeil - mit Brachialgewalt zur Seite
stoßend, floh Thomas aus dem Büro. Vor dem geschwätzigen Taxler konnte er
wenigstens Reißaus nehmen, wenn ihm danach war. Bei Eisenstein, der sich selbst
gerne reden hörte, war das nicht so einfach, der fand schwer ein Ende. Der
gestresste Taxifahrer hatte sich am Vortag telefonisch für den nächsten Tag im
Stadtcafé mit Horst van Holsten verabredet. Van Holsten war ein Redakteur der
Berliner Zeitung. Schweighofer zeigte im Bekanntenkreis gern, welch ein Geriss um ihn war, verkündete prahlerisch Parolen und unterstrich seine zentrale
Rolle in dieser dramatischen Geschichte. Eine Stunde später war auch Thomas in
Hainburg. Dort stellte ihn Schweighofer im Stadtcafé vor:
    »Das
ist mein Spezi, der Chef vom Wochenspiegel!« Thomas machte gute Miene zum bösen
Spiel und meinte leutselig:
    »Grüß
Gott alle zusammen.«, und zog Schweighofer am Arm ins Hinterzimmer. Sie setzten
sich an einen der kleinen Tische und

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