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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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nicht geortet. Dieses verfluchte Weib hatte
alle geleimt. Die Partei, die HVA und zu guter Letzt auch den einst
allmächtigen General. Mit Lust hätte Fiedler ihr den Hals umgedreht. Leider war
der Hals nicht greifbar.
    Schubert
indessen konzentrierte sich erst einmal auf Julia. Sie war sein letzter
Strohhalm. Stundenlang grübelte er, wie er zu ihr vordringen konnte, ohne
dieser bedrohl ichen Schrotflinte zu begegnen.

 
    Wien,
Februar 1993
    Eisenstein
war neuerdings mit breiten Hosenträgern und einer roten Fliege mit weißen Punkten
angetan. Viel sah man von der Kragenzierde nicht, weil sich sein Kinn davor
breitmachte. Im Pressehaus bekam er einen zusätzlichen Spitznamen: Fliegenpilz.
Vermutlich hatte er diese Aufmachung von den Börsenmaklern an der Wall Street
abgekupfert. Unter den Kollegen wurde gemunkelt, der räudige Wolf habe sich
beweibt, denn auch sein Rasiermesser nahm er neuerdings öfter zur Hand. Weit
zurückgelehnt kauerte er in seinem ausgeleierten Bürostuhl und brummte
Undefinierbares vor sich hin. Und noch eine Novität gab es zu vermelden: Die
Warze und die Borsten - sie waren verschwunden. Sechzig Jahre hatten sie ihn
nicht gestört - jetzt mussten sie weg, von einem Tag auf den anderen. Thomas
fand, dass der Chef jetzt irgendwie fremd aussah. Die Warze hatte zu ihm
gepasst, ihm etwas Menschliches verliehen.
    Thomas
versuchte, ihm die Stasi-Story noch einmal schmackhaft zu machen. Eisenstein
grantelte, winkte unwillig ab und hörte nur mit einem halben Ohr hin. »Ausgelutscht
mein Lieber, sehr gefährlich sich als Journalist in eine einzige Geschichte zu
verbeißen. Du kannst nicht bis an das Ende deiner Tage vom Verschwinden der
roten Nora mit ihrem Genussspecht leben. Die hat dich ohnehin zu einem Krösus
gemacht. Was machst du eigentlich mit deinem Gerschtl? Und überdies - ich habe
im Augenblick ganz andere Sorgen.« Ja, ich weiß, dein Herzblatt und deinen Unterleib,
dachte Thomas und lächelte grimmig in sich hinein. »Also gut, eine viertel
Seite, aber dann kommt was Neues … und ich rate dir, kümmere dich gefälligst
darum, nichts fällt dir in den Schoß …«
     »Und
der Totengräber, wie er mich mit der Schaufel erschlagen will?« Eisenstein riss
seine kleinen Äuglein auf und fragte grinsend.
    »In
diesem Zusammenhang frage ich mich nur eines: Warum hat der gute Mann sein Werk
nicht vollendet? Das wäre eine Geschichte!«, er lachte herzerfrischend über seinen
unfrommen Wunsch.
    Hans
am Friedhof, dieses Bild war dramatisch - zumindest in sportlicher Hinsicht. Er
schwang gerade bedrohlich mit der Schaufel, um Thomas zu verjagen. Das Foto war
sicher toll. Allerdings war die Aufnahme ein wenig getrickst. Als Hans drohend
die Schaufel hob, hatte Thomas keine Zeit ein Foto zu schießen, denn er war
vollauf mit seiner Flucht beschäftigt. Später legte er sich mit dem Tele hinter der Friedhofsmauer auf die Lauer und wartete, bis Hans beim Arbeiten die
Schaufel hob. Niemand konnte erkennen, zu welchem Zweck der Mann auf dem Foto
die Schaufel so angsterregend schwang, auf dem Bild wirkte die Sache
spektakulär. Das gab auch Eisenstein zu. Trotzdem weigerte er sich konsequent,
diesen nebensächlichen Ereignissen im Blatt weiten Raum einzuräumen, obwohl ihm
das Bild vom wehrhaften Totengräber ausnehmend gut gefiel. Zwecks geistiger
Erbauung pinnte er sich das Foto an die Innenseite seiner WC-Tür.
    Nicht
in Genf, nicht in Berlin und nicht in Wien, irgendwo gab es Neuigkeiten. In
Bezug auf die rote Nora und den Notar herrschte Funkstille. Nichts ereignete
sich. Der Prozess um die Milliarden der SED zog sich gelangweilt dahin. Nur die
Anwälte strahlten Zufriedenheit aus und schrieben eifrig Honorarnoten.

 
    Genf
- Berlin, Herbst 1993
    »Hat
sich dieser Kerl schon gemeldet? Ich meine unseren Computerspezialisten mit
seiner Klientel aus Ost-Berlin.«, Patry saß wie auf heißen Kohlen.
    »Nein,
eigentlich hätte er spätestens gestern anrufen sollen.«
    »Verbindet
mich mit seinem Anwalt.«
    Fünf
Minuten später war der Anwalt von Sinuhe am Telefon.
    »Maître,
ihr Mandant hat sich nicht wie vereinbart bei uns gemeldet. Der Mann ist nicht
mehr auffindbar.« »Ich bedauere dies außerordentlich, doch es liegt nicht in
meiner Macht, irgendetwas zu erzwingen. Schließlich liegt gegen ihn nichts
vor!«
    »Das
kann sich rasch ändern. Bei allem gebotenen Respekt, Herr Anwalt. Meine Geduld
hat Grenzen, ich bange um das Leben zweier Menschen. Die Frau des Notars musste
bereits sterben. Wenn

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