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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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hätte ich mir
wirklich denken können. Außerdem besaß ich an die hunderttausend Mark. Ein
Bettler war ich also nicht. In der Süddeutschen fand ich einen Imbiss laden in
Schwabing, der zum Verkauf angeboten wurde. München, das gefiel mir. Ich kaufte
das Ding und nach einer Einschulung (eine Woche) war ich Gastronom. Von jetzt
an rechnete ich bei jedem »Leberkas ― den ich jemand vor den
Latz knallte, was mir das eingebracht hatte. Millionär konnte ich damit sicher
nicht werden, aber ein paar Tausender im Monat waren es immer. Das Wochenende
verbrachte ich meist mit Kathrin in Augsburg. Meine Beziehungen waren einer
häufigen Fluktuation unterzogen und dementsprechend oberflächlich. So lebte ich
auch, Anspruchs- und sinnlos und wartete, dass mein Leben einen Sinn bekam. Ich
wartete vergebens und lebte trotzdem weiter. Margit hatte einen Freund, sie
wollten heiraten, so holte ich Kathrin meist am Sonnabend ab und brachte sie am
Sonntagabend zurück. Mein Verhältnis zu Margit war korrekt. Es gab keinen
Streit und keine Sticheleien wie früher. Ich war nicht nur ein Unternehmer, ich
sah auch so aus. In zwei Jahren Imbissbude hatte ich zwölf Kilo zugelegt.

 
    Autobahnraststätte
Linz, 21. Dezember 1993
    Der
lahme Kellner stand neben Thomas und unterbrach ihn beim Lesen von Watzkes Aufzeichnungen.
»Erledigt.«, damit wandte er sich wieder ab. Thomas war mit seinen Gedanken
noch beim Tagebuch. Nur langsam kehrte er in die Gegenwart zurück. Watzke kam
zurück und setzte sich wieder an den Tisch. Thomas las die letzten Seiten
seines Tagebuches. Er war ergriffen von dem, was er im Stasi-Knast
durchgestanden hatte. Watzke saß schweigend neben ihm. Für die Story war
natürlich die Veranlagung der Gelder für das MfS am brisantesten. Auf Eisensteins
Reaktion war er besonders gespannt.
    »In
einer Minute habe ich zu Ende gelesen. Wirklich berührend, ich gestehe, dass es
mir nahe geht, wirklich - nebenbei, auch gut zu Papier gebracht!«
    Watkze
schluckte das Lob emotionslos und blätterte im Spiegel.
    »So,
ich gehe dann zu meinem Wagen. Ziehen Sie Ihren Mantel aus und geben Sie ihn
mir, ich nehme ihn über den Arm. Der ist zu auffällig. Sie warten im Foyer,
aber so, dass man Sie von draußen nicht sieht. Klar?«
    Watzke
nickte wenig begeistert. Thomas war mit seinen Gedanken im Moment woanders. Er
hatte noch immer Mühe sich vorzustellen, dass sich der beinahe siebzigjährige
Notar mit einer Frau wie Nora Kaindel auf so ein Abenteuer eingelassen hatte.
Auch wenn neben der Frau ein paar Milliarden als Draufgabe winkten. Wieso? Nur
der Trieb, in diesem Alter? War das möglich? Wozu braucht man am Ende eines
Lebens noch Milliarden? Vor allem aber die Frage, wo sich die beiden verkrochen
hatten, beschäftigte ihn. Im Hinterkopf spielte da auch noch die Tatsache, dass
der Notar kinderlos war und Nora eine Waise vielleicht eine Rolle. Waren es
doch vielleicht nur väterliche Gefühle? Warum aber musste die Frau des Notars
dann sterben, wenn es sich um eine platonische Beziehung handelte? Für Thomas
eher vorstellbar als eine leidenschaftliche Affäre - nur wozu dann die
Unterschlagung von Milliarden?
    »Ich
bin in ein paar Minuten mit meinem Jeep hier. Ich halte genau vor dem Eingang
zum Restaurant, und zwar so, dass Sie direkt einsteigen können und man Sie vom
Parkplatz aus nicht sehen kann.«
    »Das
geht nicht. Man darf da nicht herfahren, absolutes Fahrverbot! Außerdem steht
auf dem Schild, dass man kostenpflichtig abgeschleppt wird!«
    Thomas
dachte an den Umstand, dass der Kerl Pässe gefälscht, Menschen geschmuggelt und
was weiß ich noch alles angestellt hatte und jetzt regte er sich über ein
Verkehrszeichen auf. Entweder war Watzke ein totaler Spinner oder es war auf
seine jetzige Situation zurückzuführen.
    »Ich
weiß, es wird kurzfristig außer Kraft gesetzt und bitte wer will mich innerhalb
von einer Minute abschleppen? Also in ein paar Minuten und dann schnell! Bevor
der Abschleppwagen kommt!«, lachte Thomas. Es funktionierte klaglos, trotz
Fahrverbot.
     
    Die
Fahrbahn auf der Autobahn war salznass. Man konnte ohne Weiteres mit normaler Geschwindigkeit
fahren. Thomas fuhr auf die Richtungsfahrbahn nach Wien auf. Watzke hockte
neben ihm. Der Mann stand jetzt wieder kurz vor dem totalen Nervenzusammenbruch
- er zitterte und war weiß wie der Schnee ringsum.
    »Und
mein Wagen?«, erkundigte er sich leise.
    Watzke
wusste offensichtlich nicht, was er mehr fürchtete, den Verlust des teuren
Wagens oder

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