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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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das
Bild, ich meine das Foto von Ihrer Tochter.«
    Watzke
reichte das Bild über den Tisch. Eisenstein warf einen kurzen,
desinteressierten Blick darauf und bemerkte, während er mit höchster
Konzentration weiterkaute, leidenschaftslos: »Ein hübsches Kind.«
    »Umdrehen!«,
befahl Thomas.
    Eisenstein
sah den Stempelaufdruck und hob die Augenbrauen.
    »Ein
ausgesprochen süßes Kind!« Jetzt war er interessierter und konfiszierte das
Foto. Es verschwand in seiner Jackentasche. Es war halb zehn, als Eisenstein,
endlich gesättigt zum Aufbruch bereit war.
    Thomas
ließ den Jeep stehen. Als sich Watzke auf einem Parkplatz das Wasser abschlug
und dabei etwas abseitsstand, fragte Eisenstein:
    »Der
Stempel, es ist wirklich nur eine Frage … hast du den draufgedrückt?«
    »Chef!
Der ist echt! Original! Das ist ein Beweismittel, was denken Sie von mir!«
    »Fragen
wird doch noch erlaubt sein. War nur so ein Einfall … seit du mir die Hitler Tagebücher
aufs Auge drücken wolltest, halte ich grundsätzlich alles für möglich. Die
jungen Menschen heute schrecken vor nichts zurück! Leider.«
    Thomas
konnte nur den Kopf schütteln. Er war eben unschlagbar.
    Eisenstein
jagte den schweren Citroen über die Autobahn, als ob Furien hinter ihm her wären.
Weder Eis noch Schnee bremsten seinen jugendlichen Übermut. Zaghaft wandte
Watzke, der hinter Thomas saß, ein:
    »Ich
habe es wirklich nicht eilig! Die Temperatur liegt bei minus zehn Grad. Es
könnte Glatteis geben.«
    »Aber
ich, und Glatteis bemerkt man sowieso - vorher oder nachher«, vermeldete
Eisenstein und holte das letzte aus der Maschine heraus. Jetzt hielt Thomas es
für möglich, dass unter der Haube des Citroëns tatsächlich eine Maserati-Maschine
schlummerte. Watzke schwieg für den Rest der Fahrt.
     
    Der
Portier im Pressehaus riss die Tür für den Ressortleiter schwungvoll auf, ganz
so, als betrete ein gekröntes Haupt das Gebäude. Er hatte vor langer Zeit
einmal im Gefängnis gesessen und Eisenstein hatte ihm nach seiner Entlassung
den Job hier besorgt.
    Der
stärkte sich in seinem Büro erst einmal aus der Cognacflasche. Mit dem
Handrücken legte er die Mundpartie trocken und steckte die unvermeidliche
Gitanes in Brand - das Zeug stank gemein.
    »So,
dann wollen wir einmal sehen.«
    Auf
seinem Schreibtisch lag ein Umschlag, dem er eine Fotografie entnahm. Ohne das
Bild anzusehen, reichte er es Watzke. Der schrie auf, als habe ihm jemand ins
Gemächt getreten.
    »Das
ist er! Ganz sicher! Klaus Schubert, mein Gott, den würde ich immer wieder
sofort erkennen! Ich glaub es nicht. Woher haben sie das Foto von ihm? Und so
schnell!«
    »Na
dann schließt sich ja der Kreis langsam …«, philosophierte die Blunzn halblaut
und bemerkte so am Rande: »Daran müssen Sie sich gewöhnen, mein lieber Watzke,
wir sind hier in Felix Austria, nicht im Kinireich Bayern, bei uns wird
ständig unter Hochdruck gearbeitet. Fragen Sie Thomas, der kann ein Lied von diesem
menschenverachtenden Stress singen!«
    Thomas
verstand kein Wort und Watzke staunte. Das Bild hatte Patry vom Hotel Euler in
Basel bekommen und an Eisenstein weitergeleitet. Die Schweiz! Im Euler scannte
man die Pässe der Gäste und speicherte sie zehn Jahre in der Kundenkartei ab.
Kein Land für Fremdgeher, Stasi- Knechte und sonstiges lichtscheues Gesinde.
    Eisenstein
hatte das Foto nur in Empfang genommen. Mehr nicht. Er wollte das Bild zurück
in den Umschlag schieben, da viel es auf den Boden. Thomas bückte sich und sah
das Portrait an. Bei dem was er da sah, blieb ihm allerdings der Mund offen.
    »So
ein frecher Hund, das ist unglaublich, was der sich erlaubt! Das ist nicht
möglich, ich glaub ich spinne!«
    »So?«,
bemerkte Eisenstein altklug.
    »Das
ist nicht Schubert, sondern ein Redakteur von der Berliner Zeitung!«
    »Bist
du sicher?« »Natürlich!«
    »Und
Sie, Watzke? Sie sind auch sicher, dass der Kerl auf dem Foto ihr Freund
Schubert ist?«
    »Hundertprozentig,
ich war einen Monat mit ihm zusammen, mehr oder weniger Tag und Nacht!«
    Eisenstein
schloss seine Äuglein bis auf einen ganz schmalen Schlitz. Er überlegte.
    »Thomas
weißt du noch, wie sich der Kerl genannt hat?« »Nein, aber vermutlich habe ich
seine Visitenkarte noch.« Fünf Minuten später gab es nur noch eine Frage:
Schubert oder van Holsten.
    »Oder
ganz anders«, wie Eisenstein dazu bemerkte.
    »So,
dann werden wir uns zur Ruhe begeben. Herr Watzke, Sie können bei mir in der Wohnung
schlafen, für heute. Morgen sehen

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