Milliardengrab (German Edition)
Cognac und nickte, mir war ja tatsächlich wesentlich besser als noch
vor zwei Stunden.
Ich
nahm Mineralwasser, klare Bouillon, gesottenes Rindfleisch mit Rösti. Die Welt
sah wieder besser aus. Das Essen war nicht nur vorzüglich, mein Magen behielt
es auch.
»Kann
ich mal was fragen«
»Warum
nicht, ich muss ja nicht antworten!«, lachte Schubert.
»Es
wird ja niemand verwundern, dass ich mir Gedanken mache.«
Er
nickte und schob sich gleichzeitig einen gewaltigen Bissen eines blutigen
Steaks in den Mund. Mit einem ordentlichen Schluck Merlot spülte er nach. Sein
Magen rebellierte ja nicht.
»Wer,
rein theoretisch, würde mich hindern übermorgen wieder in die Kantonalbank zu
gehen und die zwanzigtausend abzuheben?«
Er
lachte wirklich herzerfrischend.
»Erstens
könnte das sehr ungesund sein. Abgesehen davon, sie würden das Geld nicht
kriegen.«
»Wieso?«,
da war ich tatsächlich überrascht.
»Weil
bereits heute Nachmittag oder schon jetzt einer der Herren in der Kantonalbank
einen Anruf bekommt, der eine größere Überweisung ankündigt, der Betrag ist
dann vermutlich bereits im System der Bank aufgeschienen. Nebenbei wird der
Anrufer, der sich mit dem Losungswort »Fuchs« identifiziert hat, erklären, dass
ihm »Fuchs« nicht gefällt. Er wünsche sich »Hase« oder sonst was. Wir werden es
beide nicht erfahren. Alles klar?« Dann bot er mir das Du Wort an.
Mein
Stimmungsbarometer hob sich. Mit der Zeit bekam die ganze Angelegenheit Sinn
und damit wurde mein Überleben wahrscheinlicher. Langsam schöpfte ich Hoffnung.
Am nächsten Tag beehrten wir Aarau. Dort fuhren wir über die deutsche Grenze
und ich gab den Escort bei einer Hertz-Station ab. Schubert fuhr einen BMW, in
dem ich leicht Platz hatte. Er war wie ein Kumpel und über lange Strecken
vergaß ich, wer er wirklich war. Wir sprachen offen und er sagte mir, dass der
Job für ihn toll sei. Da stand sicher die Tatsache im Vordergrund, dass er
einen West-Pass und Devisen besaß. Meine politischen Ansichten interessierten
ihn nicht und er warnte mich, diesbezüglich etwas zu äußern.
»Grundsätzlich,
weder mir gegenüber noch zu jemand anderen, das ist ein ungeschriebenes Gesetz!
Vergiss das nie, und du wirst keinen Ärger haben. Man denkt sich oft nichts und
meint etwas Harmloses zu sagen. Gib‘ immer Acht, mit einer unbedachten Äußerung
kannst du dich und andere schön in die Scheiße reiten.«
Das
merkte ich mir und hielt mich daran.
»Du
darfst die Firma nie unterschätzen - aber vieles ist auch reine Fabel. Wenn sie
dich suchen, die finden dich. Überall! Darauf kannst du Gift nehmen. Nur das
kostet ein kleines Vermögen, deswegen werden die jemanden, der ein paar
silberne Löffel geklaut hat, nicht um die halbe Welt verfolgen. Beim Geld,
überhaupt bei Devisen, da sind sie kleinlich. Nur wir arbeiten für eine
Sondereinheit. Da herrschen andere Sitten. Wir arbeiten hier für die KOKO,
glaub ich zumindest. Die Grenzen sind da nicht klar erkennbar. Die Linke weiß
nicht was die Rechte macht und die Bürokratie überwuchert alles. Wenn wir jetzt
zum Beispiel mit hunderttausend Franken verschwinden würden, damit hätten wir
die Schmerzgrenze erreicht. Auf jeden Fall: Ich denke nicht im Traum an so eine
Aktion. Allein das Wissen und die Furcht, selbst wenn sie dich abgeschrieben
haben, du selbst weißt es ja nicht. Diese Ungewissheit bringt dich um. Du hast
einfach keine ruhige Minute mehr. Sicher wirst du verfolgt bei Verrat, da
triffst du den Nerv des Systems, glaub mir, da gibt es kein Pardon. Es wird
gemunkelt, dass ein Verräter oder Deserteur aus den eigenen Reihen auf jeden
Fall hingerichtet wird, mit oder ohne Prozess. In Leipzig, das weiß ich
definitiv, gibt es eine Richtstätte.
Aber
lassen wir diese unerfreulichen Geschichten. Wegen ein paar Kröten, die
wegzustecken, damit rechnen die schon. Im Übrigen, jeder in dem Verein bedient
sich, der eine mehr der andere weniger, doch keiner schwärzt deswegen einen
anderen an.«
Ich
hatte nicht die Absicht einen Verrat zu begehen und deswegen in Leipzig
aufgehängt zu werden. Neuerdings war auch mein Schlaf wieder zufriedenstellend,
selten überfielen mich noch Ängste. Schubert war mit Sicherheit ein Schlawiner,
aber keiner, der einem anderen die Kehle durchschnitt. Der war eher auf meiner
Linie, davon war ich überzeugt. Sehr beruhigt war ich, weil ich endlich einen
Sinn in meiner Aufgabe erkannte. Schuberts beiläufige Erklärungen, insbesondere
weil sie nicht auf
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