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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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1993
    Am
nächsten Tag wusste der Kommissar, wer Sinuhe die Listen zum Entschlüsseln
gebracht hatte. Ein Oberst Podolsky aus Ost-Berlin. Er war der Einzige den
Sinuhe wieder erkannt hatte, den jedoch mit Sicherheit. Der Kommissar ließ nach
dem Oberst fahnden. Doch der war unauffindbar, weil er nicht mehr in seiner
Dienstwohnung war, sondern sich in der Wohnung seines Sohnes aufhielt. Nach
einer Woche brach der Kommissar unabsichtlich den Stab über Podolsky. Er gab
sein Foto an die internationale Presse weiter.
     
    Als
Fiedler das erfuhr, wurde er blass. Lange Zeit hatte es gedauert, aber jetzt
führte eine Spur von Genf nach Berlin, wie Fiedler mit Schrecken erkennen
musste. Ein Anruf aus dem West Berliner Polizeipräsidium, der alle Alarmglocken
zum Schrillen brachte erreichte ihn. Der Anrufer war ein befreundeter Beamter
in der Fahndungszentrale der Berliner Polizei. Dieser war ein unbedeutender
Schreibstubenhengst und wurde der West Berliner Polizei bereits in den 1960er
Jahren vom MfS untergejubelt. Bekannt wurde der Mann, weil er bei einer Demo
den Studenten Benno Ohnesorg erschossen hatte. Jetzt aber rettete er Fiedlers
Haut. Der Herr nimmt und der Herr gibt.
    »Die
Sache brennt!«, so hatte der Anrufer das Gespräch beendet.
    Fiedler
zeigte langsam Wirkung, die laufenden Fehlschläge zehrten an seiner Substanz.
    Die
Schweizer Behörden ersuchten in einem Fernschreiben um die Festnahme von Oberst
Podolsky. Der bürokratische Aufwand und die Ausstellung eines Haftbefehles
würden vielleicht noch ein, zwei Tage in Anspruch nehmen, dann war Podolsky ein
steckbrieflich gesuchter Mann und über kurz oder lang in U-Haft. Eine Auslieferung
in die Schweiz kam nicht infrage, aber man würde den Oberst hier in Berlin vor
Gericht stellen. Fiedler war knapp davor, in Panik zu verfallen. Die Anspannung
stieg beinahe stündlich. Gerade Podolsky, wie war das möglich? Der Oberst war
bei keiner Operation in Erscheinung getreten. Sosehr ihm sein ehemaliger
engster Vertrauter und Mitarbeiter nahe stand, das konnte er nicht riskieren.
Wenn Podolsky verhaftet wurde, dann war es nur eine Frage der Zeit, bis auch er
an der Reihe war. Die »Beweiskette« musste also radikal unterbrochen werden.
Kurz dachte der General daran den Oberst zu warnen, aber dann würde es
schwierig sein, ihn auszuschalten, wenn das unumgänglich wurde. Er wusste dann,
welches Gefahrenpotenzial er verkörperte und würde sich entsprechend absichern.
Nein, es gab nur diese eine Lösung.
     
    In
diesem kurzen Zeitfenster war es für Fiedler unmöglich, einen Profi zu
organisieren - doch die Aufgabe war nicht besonders schwer zu lösen. Einen
ahnungslosen Menschen zu töten, das klingt schwieriger als es ist. Eigentlich
musste der Mann nur mit einer Waffe umgehen können und Podolsky durfte ihn
nicht kennen. Moralische Nach- und Nebenwirkungen mussten in solch einem Fall
unberücksichtigt bleiben, das verstand sich von selbst.
    Fiedler
war der Meinung, einen solchen Mann zu kennen. Der war für zwanzigtausend Mark
bereit, diese Aufgabe zu erledigen. Die Anwerbung war eine Sache von ein paar
Minuten. Der Neue war bereit sofort aktiv zu werden. Die »Befehlsausgabe«
dauerte eine knappe Stunde, dann zog der frisch gekürte Killer ins Schlachtfeld.
Der General führte ihn.
    Fiedler
rief bei Podolsky an und sprach von wichtigen Neuigkeiten. Ob es möglich sei,
sich kurz zu treffen. Der General schlug vor, Podolsky in seiner Wohnung aufzusuchen.
Der Witwer Podolsky wohnte in der geräumigen sorgfältig renovierten
Altbauwohnung seines Sohnes, die mit erlesenem Geschmack und viel Geld
eingerichtet war.
    »Ich
hoffe, ich komme nicht ungelegen.«
    Fiedler
war sehr verbindlich - ein sicheres Zeichen, dass er etwas auf dem Herzen
hatte. Doch sie waren alleine und da musste er sich nicht profilieren, was er
vor Publikum gerne tat. Doch der Besuch war trotzdem seltsam, denn üblicherweise
wurde die Privatsphäre respektiert. Selbst in der legendären Wandlitz Siedlung
waren Besuche der Bewohner untereinander eine seltene Ausnahme. »Nein, nein,
bitte kommen Sie, setzen wir uns doch in die Bibliothek. Die Putzfrau hantiert
in der Küche - kann ich etwas anbieten?«
    »Danke
vielmals, leider eilt die Sache. Ich wollte Sie bitten, ob es Ihnen möglich
wäre, nach Cottbus zu fahren.«
    »Nach
Cottbus, was soll ich denn dort?«
    »Ja,
nach Cottbus. Der Rechtsanwalt aus Wien, dieser Waldegg hat angeblich einen
Informanten aufgetan, der sich bei ihm gemeldet hat. Waldegg hat

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