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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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mich
angerufen, er ist irgendwo in Bayern. Dieser Informant ist heute Abend im
Congress Hotel Lindner in Cottbus. Angeblich hat der Mann vor Jahren schon mit
Ihnen zu tun gehabt, ein Pole.«
     »Wie
soll der Mann heißen?«, Podolsky war skeptisch und nicht erfreut über diesen
Überfall, allerdings vertraute er Fiedler blind.
    »Das
weiß Waldegg nicht, aber der Mann soll Sie kennen. Oder warten Sie, ich, bin
mir jetzt nicht sicher, ob ich überhaupt nach dem Namen des Mannes gefragt habe
- doch das ist nicht von Belang. Er wartet ab einundzwanzig Uhr in der
Hotelhalle. Waldegg vermutet, dass er bei der Kripo in Polen war, vermutlich in
Breslau und musste 1988 den Dienst quittieren. Jetzt ist er auf jeden Fall in
der Privatwirtschaft.«
    »Was
soll dieser geheimnisvolle Mensch denn wissen?«
    »Halten
Sie sich fest: Er weiß angeblich, wo sich die Kaindel aufhält.«
    »Ist
nicht wahr.«, jetzt war Podolsky tatsächlich überrascht und verstand nun auch
den Besuch des Generals. Das wäre die Lösung der vordinglichsten Probleme
gewesen. Letztlich auch seiner Eigenen.
    »Wie
gesagt – angeblich. Einen Versuch ist es wert. Hier, vielleicht brauchen Sie
das«, lachte Fiedler und übergab Podolsky ein Bündel mit Banknoten. Heutzutage
gibt es ja nichts mehr umsonst - so wie seinerzeit im Sozialismus!«
    »Ich
habe gleich einen Wagen samt Fahrer für Sie mitgebracht. Er steht unten vor dem
Haus. Ich wäre mitgefahren, aber ich warte auf einen weiteren Anruf des
Anwalts. Außerdem hat sich Schubert angesagt. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn sie,
falls Sie etwas Relevantes erfahren, noch heute zurück kommen könnten. Denn
wenn die Sache konkret ist, dann müssen wir unverzüglich handeln.«
    »Selbstverständlich,
ich erreiche Sie in Ihrer Wohnung?«
    »Ja,
egal um welche Zeit. Jedenfalls bleibe ich wach, bis ich etwas von Ihnen höre -
wenn das klappen würde, ich darf gar nicht daran denken!«, Fiedler war
begeistert. Er verabschiedete sich per Handschlag.
    Als
Podolsky aus dem Haus trat, sprang der Fahrer wie ein Blitz aus dem Wagen,
schlug die Hacken zusammen, öffnete die Tür des Volvos für den Oberst und
salutierte, obwohl er zivil trug. Podolsky nahm im Fond des Wagens Platz.
    »So,
jetzt können wir fahren. Wie heißen Sie?
    »Karl
Heinz Ragamer, Herr Oberst.«
    »NVA?«
    »Ja.«
    Er
nannte keinen Dienstgrad, das überraschte Podolsky nicht. Er war auch so im
Bild - ein Soldat der NVA hätte ein »Jawohl!« zur Antwort gegeben. Als der Mann
zusätzlich salutierte, obwohl er keine Uniform trug, geschweige denn eine
Mütze, schlugen beim Oberst die Alarmglocken. Diese Sache stank. Kein Soldat,
außer er war ein Ami, salutierte ohne Mütze - das ging einem Soldaten in
Fleisch und Blut über. Ein Verhalten, wie der Fahrer es an den Tag gelegt
hatte, war bei einem der gedient hatte unvorstellbar.
    Aber
warum? Fiedler konnte unmöglich wissen, dass er sich ein paar Zeilen aus den
entschlüsselten Listen unter den Nagel gerissen hatte. Selbst das
verschlüsselte Dokument hatte der Oberst gekürzt. Wenn Fiedler also auf die
Idee gekommen wäre, ver- und entschlüsselte Listen abzugleichen, selbst dann
wäre er auf dasselbe Resultat gekommen. Was also war geschehen? Um diesen
sonderbaren Soldaten, dessen Absichten ziemlich klar waren, machte er sich
keine Sorge. Der Mann war faktisch bereits tot. Selbstverständlich würde er
sich noch vergewissern, ob er mit seinem schwerwiegenden Verdacht richtig lag.
Der Oberst versuchte die Tür zu öffnen, nur ein paar Millimeter. Fehlanzeige,
die Kindersicherung war aktiviert - es bedurfte keiner weiteren Beweise mehr. Der
Volvo hatte die Abfahrt Mittenwalde passiert.
    Der
Oberst war nicht im Mindesten nervös. Er sah sich im Vorteil, weil er wusste,
was sein Gegner nicht wusste. Das war mehr als eine Waffe. Podolsky erinnerte
sich innerhalb von Sekunden an eine Situation, in der ihm seine stahlharten
Nerven auch das Leben gerettet hatten. Kurz schweiften seine Gedanken zurück.
     
    Jedermann
kennt Stalingrad und weiß um seine Bedeutung, kaum jemand kennt Rschew. Dort
starben mehr Soldaten als an der gesamten Südfront, Stalingrad eingeschlossen.
Im April 1942 war Podolsky als junger Leutnant einer Nachrichteneinheit
zugeteilt. Mitte März lag teilweise noch Schnee und eine Woche später befand
sich die Front in einem Meer von Schlamm, der Mensch und Material das Letzte
abforderte.
    Seit
zwei Wochen brannte die Sonne auf die Erde nieder und der Schlamm verwandelte
sich in Staub.

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