Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Millie an der Nordsee

Millie an der Nordsee

Titel: Millie an der Nordsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Chidolue
Vom Netzwerk:
vierhundert Jahre alt, aber man kanntrotzdem noch gut erkennen, mit welchen Schiffen die Leute früher über die Nordsee geschippert sind.
    Leider ist es nicht aus Zucker, wie Millie gedacht hat, sondern es ist in Zuckerwasser eingelegt worden. So wie saure Gurken in Essigwasser. Und genau so – wie eingelegte Gurken lange halten – ist auch das Zuckerschiff konserviert .
    Zucker? Schon bei dem Wort läuft Millie das Wasser im Mund zusammen.
    Bereits auf dem Weg zum Museum hat sie gesehen, dass es in Huh-Summ-Summ ganz spezielle Süßigkeiten gibt. Alles aus Zucker: Wattwürmer, Frische Nordseefische und Frische Schafskötel direkt vom Deich. So was könnte man sich doch gut als Andenken mit nach Hause nehmen. Jetzt möchte Millie nämlich erst mal Friesentorte essen. So ein großes Stück, wie sie es vorhin im Fenster von dem Theodor-Café entdeckt hat. Bestimmt gibt es die hier auch noch anderswo.
    »Da drüben, Mami! Da ist eine Bäckerei! Mit Hinsetzen und so.«
    »Ja, ja«, sagt Mama matt. »Und mit Kaufen.«
    Genau, Mamilein, absolut richtig verstanden!

Im Königspinsel
    Millie und Trudel haben nachmittags nicht nur ihre neuen Entenschnabelschuhe an, sondern auch neue Pullis mit Rollkragen. Trudels ist geringelt und Millies ist mit Silberfäden bestickt. Das mit dem Rollkragen ist wichtig, weil man an der Nordsee nie weiß, wie das Wetter wird und ob man möglicherweise Halsschmerzen bekommt, wenn man zu luftig angezogen ist. Der Wind ist frisch. Millie muss automatisch tief einatmen. Die Nordseeluft pustet einem den Dreck aus dem Körper. Sie fegt durch die Nase in Hals und Lunge und Bauch bis hinunter in den kleinen Zeh und saust wieder zurück in den Mund. Dann ist innen drin alles blitzsauber. Das ist wie Großreinemachen .
    Aber schon tauchen wieder die ersten Wölkchen auf. Der Wind treibt sie vom Meer aufs Land, Bärenwölkchen, Hundewölkchen, Tigerwölkchen. Schnell rein ins Auto. Hoffentlich schaffen sie es bis zu ihrem nächsten Ziel, ehe ein Regenschauer ihnen die Sicht versperrt. Millie will sich nämlich während der Fahrt mit der kleinen Schwester die Zeit vertreiben.
    »Trudel, guck mal aus dem Fenster! Was siehst du da?«
    »Grün«, sagt Trudel.
    Ja, alles ist grün, das Gras, der Kartoffelacker und immer wieder Kohl, Kohl, Kohl. Das Land der Nordfiesen könnte auch Kohlkopf-Land heißen.
    »Und was ist das?«
    »Kuh.«
    »Und das?«
    »Kühe.«
    Bravo, Trudelchen.
    »Und das da?«
    Einen Moment lang schweigt die kleine Schwester. Sie muss wohl überlegen.
    Millie hilft ihr. Trudel soll ja was lernen.
    »Das ist eine Möwe«, sagt Millie langsam und betont.
    Trudel wiederholt brav: »Möwe.«
    »Ja. Und da?«
    »Noch eine Möwe.«
    Und bevor Millie die Schwester weiter nervt, ruft die schon aus: »Möwe, Möwe, Möwe!«
    Ja, schon gut, draußen sind Hunderte von Möwen zu sehen. Aber Millie möchte die kleine Schwester doch ein bisschen ärgern.
    »Und was ist das da? Das ist doch ein Schwan.«
    »Nein«, schreit Trudel aus vollem Hals. »Möwe! Möwe!«
    Ja, sie hat es kapiert.
    Oha, wo fährt Mama denn jetzt hin? Doch wohl nicht direkt in die Nordsee? Nee. Sie stoppt das Auto noch rechtzeitig an der Kaimauer. Aufgeregt zeigt sie auf den kleinen Hafen, der vor ihnen liegt.
    »Die Fähre dort dürfen wir auf keinen Fall verpassen«, sagt sie. »Die fährt zur Hallig. Hallig Hooge. Ich habe da vor vielen Jahren eine Münze in den Brunnen geworfen, damit ich irgendwann mal wiederkomme, und jetzt wird das wahr. Ist das nicht toll?«
    Na, hoffentlich ist es auf dieser Heilig wirklich so toll. Von hier aus ist nämlich noch nichts zu sehen. Ist die Heilig denn eine Insel weit draußen in der Nordsee?
    »Eine Hallig ist keine Insel«, erklärt Papa. »Wenn Sturmflut ist, wird das Land völlig überflutet. Ich glaube, heutzutage aber nur noch fünf- bis sechsmal im Jahr.«
    Oh!
    »Und wenn der Blanke Hans jetzt gleich auf die Heilig kommt …«, gibt Millie zu bedenken, »… was dann?«
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, beruhigt Mama sie. »Die Häuser stehen auf kleinen Hügeln. Und bei Sturmflut kann man sich auf so eine Warft retten. Und es heißt nicht Heilig , Millie, sondern Hallig , nicht mit ei, sondern mit a.«
    Millie besteht darauf, ihren grünen Regenschirm mitzunehmen. Den mit den weißen Tropfen drauf. Auch wenn es heute hoffentlich keine Sturmflut geben wird, sieht es doch wieder sehr nach Regen aus.
    »Bei dem heftigen Wind wird dir dein Schirm sowieso nichts nützen. Der

Weitere Kostenlose Bücher