Millie in der Villa Kunterbunt
in der Buchstaben-Perlen-Wühlkiste gibt es kein einziges i . Und Millie braucht zwei davon!
Nix zu machen! Millie muss das i ersetzen und nimmt dafür runde blaue Perlen, die keinen Buchstaben tragen. Sieht ganz hübsch aus. Bloß … wie soll denn nun jemand wissen, dass es M-I-L-L-I-E heißt und nicht M-O-L-L-O-E? Macht nichts. Es wird sowieso ein Halsband für den Husky.
Noch ein kleiner Spaziergang durch den Ort. Vorbei an vielen, vielen Runensteinen. Mit eingeritzten Buchstaben oder Symbolen , die wie krakelige Meeresungeheuer aussehen. Was da eingehämmert wurde, müsste eigentlich Tante Gertrud übersetzen können. Sie weiß doch alles! Kennt sie auch das Runenalphabet? Diese komischen Zeichen, die wie Blitz und Donner aussehen, wie Gabel, Harke, Stern und Angelhaken. Pfeil und Bogen. Eine halbe Seifenblase und ein einsamer Baum in der Winterlandschaft.
Millies Name würde mit der Heugabel als erstem Buchstaben anfangen. Das wär’s dann schon. Die Wikinger kannten wohl kein i . Dabei hatten sie zwei i in ihrem Namen!
Noch einen Blick von einem der Hügel aus über die Stadt werfen. Und aufs Wasser, klar und durchsichtig wie Diamanten. Aber der Himmel erst! Der ist in Schweden nämlich himmlisch . Drei, vier, fünf verschiedene Wolkengebilde auf einmal! Wie die alle heißen mögen? Bettdecken-Wolke, Elefantenrüssel-Wolke, Baumkuchen-Wolke, Erbsen-Linsen-Wolke … Und zwischen den Wolken ist der Himmel blauer als sonst wo auf der Welt.
Tante Gertrud in ihren Schleicherschuhen ist als Letzte auf der Erhebung über der Stadt angekommen. Mama, Papa und Trudel sind bereits auf dem Weg hinab. Die Tante keucht ein bisschen.
»Da ist eine Bank für dich«, sagt Millie. Sie meint es nett und zeigt auf das Holzgestell, das ein bisschen mit Vogelschitte eingesaut ist. Die Tante verdreht die Augen. Dann stemmt sie die Hände auf die Hüften, atmet ein paarmal tief ein und aus und peilt die Bank an.
»Ich setz mich kurz hin.«
Hat Millie geahnt. Sie schielt auf einen krummen Baum. Der würde sich prima für eine Klettertour anbieten.
Kann Tante Gertrud Gedanken lesen? »Das lässt du bitte bleiben«, sagt sie.
»Wenn ich dir damit eine Freude machen kann, Tante Gertrud«, antwortet Millie. Ein bisschen lieb muss sie jetzt sein. Die Tante hat ihr ja den Husky spendiert. Die erhebt sich nun ohne Weh und Ach .
Noch ist nicht Schluss mit den Wikingern. Ein Katzensprung bis zu den drei Königsgräbern in Gammel Hopsala. Da muss die Tante ordentlich kraxeln, denn es sind ziemlich gewaltige Erhebungen. Papa hat Millie vorsichtshalber den Fotoapparat abgenommen, damit der keinen Schaden erleidet. Falls sie hinknallt und sich das Knie aufschlägt.
Aber Papa!
Millie und Trudel flitzen trallala und hopsala hinauf. Schauen sich immer wieder um, wo Mama und Papa abbleiben. Und die Tante. Mama und Papa haben sich selber als gegenseitige Hilfe, das Tantchen hat niemanden. Außer Trudel! Die wartet kurz vor dem Gipfel auf Tante Gertrud. Millies Schwester ist sehr nett, reicht ihr die kleine Hand.
Es ist ein Glück, dass Trudel der Tante zu Hilfe kommt, denn fast rutscht sie aus. Warum hat die denn auch diese blöden Schuhe an?
Trudel sagt zu Tante Gertrud: »Ich habe dich gut aufgepasst.«
»Auf dich«, korrigiert die Tante.
»Ich habe dich gut aufgepasst auf dich«, verbessert sich die kleine Schwester.
Na ja.
Liegen denn unter den großen Hügeln die toten Wikingerkönige begraben?
Nee, nee, diese Hügel wurden schon vor den Wikingern für wichtige Leute errichtet, also … tote wichtige Leute, Könige oder sogar Götter. Außer Krimskrams – Schüsseln, Ketten, Sicherheitsnadeln – hat man sonst fast nichts tief in der Erde gefunden, keine Knochen oder so. Da hätten sie jetzt was schön Schauriges zu gucken gehabt.
Etwas Wertvolles ist jedoch auch dabei gewesen, zum Beispiel Spielfiguren aus Elfenbein und Gold, prachtvoll geschmückte Helme und andere Kriegsausrüstung.
Liegt alles im Museum. Gleich gegenüber den Grabhügeln. Hinter den tausend Jahre alten Apfelbäumen.
Schon wieder ein Museum!
Eigentlich sind Millie und Trudel an Figuren und Schüsseln nicht sonderlich interessiert. Doch das Pferd mit acht Beinen ist – zugegeben – eine Sensation !
Unten gibt es eine Spielecke. Da darf sich Millies kleine Schwester amüsieren, sie setzt sich auch gleich auf ein kleines Hottepferd. Tante Gertrud kann mal auf sie aufpassen. Millie geht lieber in die Erwachsenen-Abteilung, beziehungsweise in
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