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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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mich.«
    »Phil?«
    »Ja?«
    »Danke!«
    Eine halbe Stunde später biegt mein Almosen-Taxi in eine verlassene Hofeinfahrt eines alten Industriekomplexes. Phil steht im schwarzen Anzug vor einem mit Fackeln beleuchteten Metalltor und telefoniert. Als er mein Taxi sieht, kommt er auf uns zu und klopft ans Fenster meines mürrischen Fahrers.
    »Wie viel?«
    »Sechsnzwanzigachtzig!«
    »Hier sind dreißig. Stimmt so!«
    »Geil, dass du da bist.«
    »Danke fürs Taxi. Und du meinst echt, ich kann hier einfach so .«
    »Kein Thema. Der Manni ist ein Freund von mir. Komm einfach mit rein.«
    Ich folge Phil schüchtern durch einen kerzenbeleuchteten Flur mit allerlei bizarren Skulpturen und braun-schwarzen Ölgemälden von Insektenköpfen. Hatte Johanna nicht ein Bild von einem
    Insekt mit Sonnenbrille? Schließlich betreten wir ein mit hippen Menschen gefülltes tennisplatzgroßes Industrieloft. Es ist bestimmt acht Meter hoch und man kann durch eine riesige Glasfront auf einen begrünten Innenhof schauen. Aus unsichtbaren Lautsprechern läuft der für solche Veranstaltungen übliche Latte Macchiato Jazz. Unter einer Stahlgalerie hängt freischwebend ein großer barocker Bilderrahmen, auf den gerade eine plattgefahrene Taube auf Asphalt projiziert wird. Erschrocken zupfe ich Phil am Ärmel und deute auf die Leinwand.
    »Ich dachte, das sei ein Witz von dir!«
    »Mein Geschmack isses auch nicht. Bier?«
    »Gerne!«
    Um nicht alleine und wie ein Volldepp auf mein Bier zu warten, lehne ich mich mehr oder weniger cool an eine Stahlsäule und beobachte das schicke Kunstvolk. Fast alle würde ich in die Schublade »Berufsjugendliche« stecken. Hippe Frisuren, modische Brillen, teure Designer-Sneakers, aber vom Alter her bereits an den Desperate Housewives vorbeigeschossen. Es ist die Generation Bikkembergs, die ihre wahren Probleme nach fünf Astra-Bier in ihre Freitag-Tasche heult: >Scheiße ich werde alt, aber wenigstens hab ich Geld und Geschmack.< Die meisten stehen mit Kölsch oder Sekt in Grüppchen, ein einzelner Typ mit halboffenem weißem Leinenhemd und Tarnfarbenhose tanzt bereits, ich tippe auf Drogen. Phil kommt nicht nur mit dem Bier zurück, sondern mal wieder mit zwei Frauen.
    »Hast so einsam gewirkt an deiner Säule, da hab ich gedacht, ich bring dir zwei nette Frauen mit!«
    »Man wirkt immer einsam, wenn man an einer Säule steht!«
    »Du halt besonders. Svea, Imke - das ist mein Freund Simon.«
    Ich lächle und schüttle brav die kleinen Händchen.
    »Simon hat zurzeit ... mit Immobilien zu tun, Svea und Imke haben mit gar nichts zu tun und verprassen das Geld von ihrem Vater. Bin gleich wieder bei euch.«
    Da ist sie wieder - die typische Phil-Konrad-Vorstellung: erst mal alle beleidigen und sich dann verpissen.
    »Unser Vater ist der Vorsitzende von ratiopharm«, erklärt die etwas kleinere der beiden Frauen, von der ich glaube, dass es Svea war. Ich nicke und unterdrücke die Frage, ob es sich bei den beiden um die ratiopharm-Zwillinge aus dem Werbespot handelt. Wäre auch gar nich lustig, da sich die beiden überhaupt nicht ähnlich sehen. Die einzige Gemeinsamkeit liegt im Alter und den nicht zu übersehenden Brüsten. Gute Möpse. Gute Besserung. Phil entschuldigt sich wegen eines weiteren Telefonanrufs und ich stoße nach kurzer Gesprächspause mit den Pharma-Töchtern an.
    »Gegen Anlaufschwierigkeiten beim Smalltalk. Gibt's da was von ratiopharm?«, frage ich und ernte ein herzliches Lachen. Es sind keine Johannas. Gott sei Dank.
    »Wir könnten über die Ausstellung reden«, schlägt Svea vor, von der ich allerdings nur glaube, dass es Svea ist.
    »Was sind denn das für Tiere, die da projiziert werden?«, frage ich.
    »Alle möglichen Tiere. Nur keine Dogge leider.«
    Die Pharmatochter, von der ich glaube, dass sie nicht Svea ist, rollt die Augen und stöhnt: »Svea!«
    Danke. Dann weiß ich ja jetzt, dass die Größere ... nicht Svea ist, sondern ... Fuck! Jetzt hab ich den anderen Namen vergessen.
    »Da kann der Hund jetzt wirklich nichts dafür!«, rüffelt sie ihre Schwester.
    »Was denn für ein Hund?«, frage ich Svea neugierig.
    »Die Dogge von unserem blöden Nachbarn kackt jeden Morgen direkt vor unsere Tür!«
    »Eigentlich eine Frechheit, aber was will man machen?«, ergänzt die Schwester.
    »Ich verstehe nicht wirklich, wo das Problem ist. Habt ihr mal mit dem Besitzer gesprochen?«
    Svea schaut, als hätte ich gerade einen Dreier in der Garderobe vorgeschlagen.
    »Hallo? Das ist der

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