Millionencoup im Stadion
Oliver Kahn, den ihm sein Bruder zum letzten Geburtstag
geschenkt hatte. Wie er an dieses Präsent gekommen war. hatte Martin nie
verraten.
»Max, hast du denn noch immer
nicht genug von diesen Devotionalien?«, wollte Tim wissen. »Die Shirts bekommst
du in der Stadt sicherlich billiger. Wer weiß, wo der Kram herstammt.«
Der TKKG-Chef war laut genug
gewesen, um Magnus Arrantes auf sich aufmerksam zu machen. Dieser Typ mit
seinen gut einsneunzig Länge blickte ihn aus zusammengekniffenen Augen
feindselig an.
»Hey, Mann, was willst du? Mach
hier bloß keinen Stress. Meine Ware ist eins a! Alle Shirts tragen das
Original-Etikett des Herstellers und sind ihr Geld wert. Wenn du dein Maul zu
weit aufreißt, ziehe ich dir schneller eins über, als du nach deiner Mami
schreien kannst.« Er hatte in Tim den Jungen vom gestrigen Abend erkannt.
Spannung lag in der Luft.
Auch Tim war sofort auf
Hundertachtzig! Niemand durfte seine Mutter beleidigen. »Ach ja, kannst du mir
das auch schriftlich geben? Falls du überhaupt schreiben kannst...«,
triumphierte Tim auf. Und ärgerte sich über das Gesagte. Ihm waren schon
bissigere Sprüche über die Lippen gekommen.
»Wenn du nichts von Fußball
verstehst und billige Türken-Klamotten nicht von hochpreisiger Ware
unterscheiden kannst, dann halte den Rand und höre auf, mich zu dissen«, rief
Magnus polternd. »Hier wird über Dinge gesprochen, die für deinen niedrigen
Horizont zu hoch sind, klar?«
Tim lachte spöttisch auf.
»Hauptsache, du verstehst etwas davon, dann kennst du dich wenigstens mit noch
etwas anderem aus als nur mit dem Kicken eines Balles«, gab er endlich
schlagfertig zurück.
Magnus zeigte keine Reaktion
auf das Gesagte und drehte Tim einfach den Rücken zu, was den TKKG-Anführer
noch ärgerlicher werden ließ. Der blasse Hüne zeigte nun Max ein anderes
Trikot, das er mit einer eleganten Handbewegung aus einer Plastiktüte zog.
Max entfuhr ein leiser,
anerkennender Pfiff. »WM 1954... das Wunder von Bern... ein echtes Prachtstück
im Retro-Look. Das könnte ich meinem Vater zum Geburtstag schenken. Denn 1954
ist das Geburtsjahr unseres Vaters, müsst ihr wissen«, erklärte Max.
»Dieses Superteil kann ich dir
für 35 Mäuse anbieten, wenn du das andere dazunimmst«, sagte Magnus. »Es ist
das vorletzte. Die anderen habe ich bereits verkauft. Die Auflage ist streng
limitiert. Davon gibt es nicht viele.«
»Und was soll es für mich
kosten?«, wollte Klößchen wissen, der sich nun ins Gespräch einbrachte und
sofort spitz auf das Trikot war.
»Du hast Glück.« Magnus grinste
breit. »Das letzte hat eine Übergröße, das wollte bislang noch niemand haben.
Wenn du es schaffst, deinen Onepack da hineinzuzwängen, soll es dir für 40 Euro
gehören.«
»Mensch, Klößchen, das Ding
kostet im Laden locker das Doppelte! Da würde ich nicht lange rumfackeln«, riet
Max, der sich mit den Preisen für Fan-Artikel bestens auskannte.
»Das ist verflixt viel Kohle,
dafür muss mein Vater einige Tafeln Schokolade verkaufen«, fiel Klößchen ein,
der begierig auf das Hemd starrte. »Ob das Shirt wirklich so wertvoll wie 5 kg
Schokolade ist?«, bemaß Klößchen.
»Ach, Willi, wenn es um
Schokolade geht, kannst du ja plötzlich wieder rechnen«, feixte Computer-Karl.
»Aber dafür bekommst du auch
Stoff für zwei«, sagte Magnus und verbarg nicht, dass er seinen eigenen Witz
ziemlich gut fand.
»Es ist ziemlich hübsch«, fiel
Gaby ein. »Schwarz-weiß steht dir bestimmt gut, Klößchen.« Gaby war die
geladene Stimmung nicht entgangen und sie wollte weiteren Ärger verhindern.
»Eben, und wenn schon die ganze
Fußballnation begeistert den grünen Rasen auf und ab läuft, will ich wenigstens
mit standesgemäßer Kleidung am Spielfeldrand in der Sonne glänzen und meine
Wunden lecken«, wusste Klößchen zu kontern.
»Also schön«, hörte Klößchen
Magnus Nägel mit Köpfen machen. 50 Tacken für dich — und das Teil ist deins!«
Klößchen rang einige Sekunden mit
sich, dann schlug er in die dargebotene Hand ein. »Gekauft!«, sagte er.
Schließlich hatte er noch etwas Geld vom Vorabend übrig.
Magnus packte die nicht
verkauften Shirts wieder in seine Tüten und verschwand mit einem Freund, der
etwas außerhalb vom Hof gestanden hatte und auf den Aufsicht führenden Lehrer
achtgegeben hatte. TKKG erkannten in ihm Steven, den Typen mit der Schramme im
Wagen.
»Bist du total meschugge?«,
überfiel Tim den Freund. »Wie kannst du dir bloß von
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