Millionencoup im Stadion
und TKKG
steckten augenblicklich die Köpfe zusammen. Da gab es Bilder von vergangenen
Geburtstagspartys, actionreichen Schulausflügen und spannenden Kriminalfällen.
Unter lautem Gelächter erschien ein Foto nach dem anderen. Hin und wieder
tippte Karl das Display erneut an, um ausgewählte Bilder einige Sekunden länger
anzuzeigen oder einen Ausschnitt zu vergrößern.
Klößchen verschluckte sich fast
an seiner Milch, als er sich auf einem Foto in viel zu knapper Unterhose
wiedererkannte. Es war nach einem schweißtreibenden Fußballspiel in der
Umkleidekabine entstanden. Und natürlich hatte er kurz vor der Aufnahme
irgendetwas Großes, Unförmiges in seinem Mund verschwinden lassen. Er sah aus
wie ein Kugelfisch, der die Wangen weit aufblies.
Auch von Tim gab es fragwürdige
Fotos. Eines zeigte ihn im Freibad, wo er sich mal nicht in athletischer
Pracht, sondern in einer etwas merkwürdigen Körperhaltung zeigte: Er hatte sich
gerade den großen Zeh gestoßen und blickte schmerzverzerrt in die Kamera, auf
einem Bein hinkend und sich mit der Hand den anderen Fuß haltend. Willi und
Gaby kommentierten das Geschehen mit einigen spitzzüngigen Bemerkungen.
»Eigentlich dürfte man solche
Bilder überhaupt nicht zeigen«, jammerte Klößchen. »Also, ich sehe mich hier in
meinen Persönlichkeitsrechten verletzt. Aber wenigstens stimmt die Qualität.
Die Farben sind brillant.«
Das nächste Foto erschien in
der Anzeige.
»Das bin ja ich!«, quiekte Gaby
unter den Lachsalven der anderen und blickte verdutzt auf das Bild, das sie in
voller Aktion zeigte, nachdem sie sich als Stürmerin auf dem Fußballfeld so
richtig ins Zeug gelegt hatte. Auf dem digitalen Schnappschuss war sie bei
einem Purzelbaum zu sehen. Auch Gaby hatte schon vorteilhafter ausgesehen.
»Hey, das Bild kenne ich ja noch gar nicht! Wo hast du das her?«
Karl antwortete mit einem
geheimnisvollen Lächeln: »Tut mir leid, aber ich verrate meine Quellen
niemals...«
So wurde jeder gezeigt. Den
Schluss bildete ein Foto, das Karl nicht selbst hatte schießen können. Einer
seiner Freunde hatte es aufgenommen. Es zeigte den Jungen in Begleitung einer
dunkelhaarigen Schönheit, die ihm einem Kuss auf die Wange drückte. Dem
Vierstein-Spross war diese Zärtlichkeit sichtlich unangenehm, aber wohl mehr
deshalb, weil seine drei Freunde ihn dabei ertappt hatten. Möglicherweise hätte
er den Kuss in trauter Zweisamkeit mehr genießen können.
»Wollen wir nicht langsam mal
los?«, wollte Gaby wissen. »Für mich ist es schon reichlich spät. Ich möchte
mich später noch mit Marie treffen.«
Tim blies zum Aufbruch. »Gaby
hat recht. Der Nieselregen hat endlich aufgehört und bis ins Sportgeschäft sind
es ja noch ein paar Meter mit den Rädern.«
6. Piraten
in der Millionenstadt?
Als TKKG einige Minuten später
Richtung Innenstadt fuhren, war nicht mehr die lustige Bilderschau
Hauptgesprächsthema, sondern die mysteriösen Trikots vom Schulhof.
»Hast du dein neues Shirt
überhaupt dabei?«, wollte Tim wissen, als sie ihre Räder am Sportgeschäft
abstellten. Er traute seinem Freund zu, dass er das Trikot im Adlernest hatte
liegen lassen.
Klößchen nickte stolz und
antwortete: »Klar. Sechs Schokoriegel — für jeden einen... ähhh... und für mich
drei... eine große Flasche Apfelschorle, eine 500-Gramm-Tüte Gummibärchen, eine
Taschenlampe, einen Kompass, ein Stück Kreide, Bindfaden und — last but not
least — meine Sonnenbrille.« Klößchen schlug mit der Hand auf seinen prall
gefüllten Rucksack, den er gerade vom Rücken genommen hatte.
Tims Augen wurden immer größer.
»Hä, wieso Sonnenbrille? Mann,
Willi, es ist Nachmittag, fast Abend. Der Mond geht gleich auf. Die Sonne
scheint erst morgen wieder. Wozu brauchst du also eine Sonnenbrille?«
Klößchen zwinkerte
verschwörerisch mit einem Auge und flüsterte währenddessen hinter vorgehaltener
Hand:
»Tim, ich kann nicht laut
reden, falls wir abgehört werden. Du weißt doch, was wir vorhaben. Operation
›Johanneskraut‹, scherzte er. Das Shirt hab ich natürlich auch dabei. Die
anderen Sachen sind für den Notfall. Als Detektiv kann man nie vorsichtig genug
sein.«
Tim schüttelte den Kopf: »Du
hast wohl zu viel ferngesehen? Sind dir die Detektivserien zu Kopf gestiegen?
Wozu brauchst du bei dieser Witterung eine Sonnenbrille?«
Klößchen dachte eifrig nach.
Was könnte er nur sagen? Da hatte er auch schon eine Idee. Klößchen lachte Tim
an: »Also, wenn ich die
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