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Millionencoup im Stadion

Millionencoup im Stadion

Titel: Millionencoup im Stadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Echt? Falsch?« Er spürte, wie der Boden unter
ihm zu schwanken begann.
    Tims Kieferknochen fand als
Erster seine ursprüngliche Stellung wieder. »Herr Kraut, meinem Freund Willi —
und mir offen gestanden auch — ist nicht ganz klar, was sie mit Ihrer Aussage
meinen. Echt... Falsch... Ja, was denn nun?«
    »Es ist ganz einfach: Das
Label, also das Etikett ist echt, auch dieser Brustaufnäher, das Shirt selbst
ist eine billige Nachahmung.« Er deutete mit einem seiner Spinnenfinger
abwechselnd auf verschiedene Stellen des Trikots. »Hier... und hier... und da
auch...« Herr Kraut räusperte sich erneut. »Man sieht es deutlich an den
Nähten, an der Verarbeitung: Dies ist keine Markenware, sondern Ware von
minderer Qualität.«
    »Aber das kann doch nicht
sein!«, rief Klößchen.
    »Ich habe nicht gesagt, dass
Sie damit etwas zu tun haben. Bitte beruhigen Sie sich doch, Herr Sauerlich.«
    Klößchen, der es nicht gewohnt
war, dass man ihn mit »Herr Sauerlich« ansprach, verschlug es ein weiteres Mal
die Sprache. Und das kam schließlich nicht allzu oft vor.
    Wie kann das sein?, dachte
Klößchen noch immer wie vom Donner gerührt.
    »Wie kann das sein?« Karl hatte
sich wieder gefangen und stellte die Frage, die allen Freunden unter den Nägeln
brannte. »Ich meine, wie kommt ein Original-Etikett an ein gefälschtes Shirt?«
    »Das kommt leider immer wieder
vor — gerade zu den Zeiten der Welt- und Europameisterschaften. Denn vor und
während dieser sportlichen Großereignisse geht es hoch her auf dem
Lizenzmarkt.«
    Tim begriff allmählich. »Klar,
natürlich kann nicht jeder x-beliebige Mensch Trikots herstellen und das Logo
des Weltfußballverbandes draufdrucken. Das dürfen eben nur die Firmen, die von
der FIFA das Recht erworben, also eingekauft haben. Und das kostet
wahrscheinlich viel Geld. Ergo sind Shirts von Markenherstellern mit dem
offiziellen Logo der WM teurer als normale Trikots ohne Abzeichen.«
    »Das ist vollkommen korrekt«.
Johannes Kraut nickte bekräftigend. »Die FIFA ist stets darauf bedacht, dass
ihre offiziellen Warenzeichen angemessen geschützt und durchgesetzt werden.«
Während er sprach, blickte er prüfend von einem zum anderen. »Wusstet ihr, dass
es extra eine Art Katalog gibt, der die offiziellen Warenzeichen der FIFA zeigt
und anhand konkreter Beispiele genau erklärt, was erlaubt ist und was nicht.«
    Die Freunde zeigten sich
beeindruckt. Das hörten sie heute zum ersten Mal.
    »Immer wieder schaffen es
einige gewiefte Schurken, an die Original-Etiketten der Hersteller von
Markenware zu kommen — und das, obwohl diese peinlich genau bei deren
Herstellung gezählt werden.«
    »Aha, und wie weiter?« Karl
fand das Thema höchst spannend.
    »Vielleicht gibt es eine kleine
Überproduktion der Etiketten, vielleicht werden im Anschluss die Lieferpapiere
gefälscht, bevor die kleinen Stoffstückchen weiterversandt werden — auf jeden
Fall landen diese abgezweigten Etiketten schließlich an billigen Nachahmungen,
die den Original-Trikots zum Verwechseln ähnlich sehen. Und die Kerle, die
Etiketten und Shirts zusammennähen, verdienen sich eine goldene Nase. Sie haben
einen billigen Einkauf an Materialien, aber eine riesige Gewinnspanne, da sie
ja das Endprodukt zum Normalpreis des Markenherstellers verkaufen.«
    Tim, der schon von den
unterschiedlichsten Betrügereien gehört hatte, fand das alles höchst spannend.
»Und wo werden diese Trikots letztendlich hergestellt?«
    »Das passiert zumeist in
Ländern, wo die Löhne billig sind und die Justiz nur wenig Möglichkeit hat
einzugreifen. Chinesische Unternehmen sind nach meinen Erfahrungen
hauptsächlich daran beteiligt. Angeblich werden in Fernost zwei Drittel aller
unrechtmäßigen Nachahmungen hergestellt. Im Übrigen tun sich osteuropäische
Fälscher negativ hervor. Aber auch bei uns wird es das eine oder andere
schwarze Schaf geben.«
    Tim hatte genug gehört. Er
witterte einen neuen aufregenden Fall. Höflich leitete er eine Verabschiedung
ein.
    »Nun gut, dann wollen wir es
mal dabei belassen. Mir wäre es ja am liebsten, wenn ihr das Trikot aus dem
Verkehr zieht, zum Beispiel zerschneidet. Ihr solltet so viel Ehrgefühl haben,
dass ihr solche Ware nicht tragt«, versuchte Herr Kraut, den Jungen ein
schlechtes Gewissen einzureden.
    Tim, Karl und Klößchen
beteuerten, dass sie sich sehr wohl bewusst waren, was sie da in Händen hielten
und dass man gerne die nächste Polizeidienststelle aufsuchen wolle. Herr Kraut
zeigte

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