Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi
Innenhof. Er strahlt, irgendetwas an ihm wirkt nicht gesund.
„Ich will mich bedanken“, beginnt er.
„Ich wüsste nicht, wofür“, antworte ich und versuche zu lächeln. „Geht es Ihnen gut?“
„Natürlich. Gut. Sehr gut. Ich habe ja gewonnen. Und morgen ist die nächste Runde.“
„Ich weiß. – Was wollen Sie?“
„Kann ich mit nach oben?“
Ich schüttle den Kopf.
„Morgen werden mich alle sehen, wie ich Anna-Maria Bischof besiege, und das habe ich Ihnen zu verdanken“, sagt er und sieht drein, als ob er mir gleich um den Hals fallen möchte. Ausgerechnet die alte Hofmeister, die größte Tratschtante des Hauses, kommt mit ihrer Freundin vom Einkaufen. Sie sieht uns interessiert an. Das ist ein Fressen. Die Mira Valensky mit einem jungen Mann, der nach ihrer Hand grapscht. Ich sehe, wie sie tuschelnd näher kommen, ich will nicht, dass sie Klaus Liebig auch noch erkennen. Die sitzen sicher jeden Abend vor dem Fernseher.
„Kommen Sie“, sage ich, öffne rasch die Haustür und ziehe ihn mit mir. Er kann mir kaum folgen, so schnell eile ich die Stufen nach oben. Frau Hofmeister ist nicht mehr so gut zu Fuß. Keuchend erreiche ich meine Wohnungstür, sperre auf.
„Nur einen Moment, ich hab zu tun“, sage ich.
Gismo ist wie immer ins Vorzimmer geeilt, sie starrt Klaus Liebig an und weiß offenbar nicht, ob sie sich ihm nähern soll. Er sieht Gismo, geht in die Knie. „Eine Katze“, sagt er begeistert, „ich hätte immer gerne eine Katze gehabt.“
„Und warum haben Sie dann keine?“
„Meine Mutter ist allergisch dagegen.“
Gismo kommt langsam näher, lässt sich gnädig kurz streicheln und zieht sich dann unter einen Sessel zurück.
„Sie mag mich nicht“, sagt Klaus Liebig traurig.
„Sie kommt schon wieder“, tröste ich ihn, „von den meisten Menschen lässt sie sich gar nicht anfassen.“ Das stimmt eigentlich nur, wenn ich nicht da bin und sie glaubt die Wohnung verteidigen zu müssen.
„Sie kommen doch morgen Abend?“, fragt Klaus Liebig.
„Ja klar, wir haben es ausgemacht. Ich bringe auch einen Fotografen mit.“ Dass ich das eher wegen des überraschenden Abschieds von Lena Sanders als seinetwegen tue, muss ich ja nicht erzählen.
„Selbst der Produzent wird kommen“, fährt Klaus Liebig fort, „den habe ich noch nie bei einer Show gesehen.“
„Woher wissen Sie das?“
„Ich war heute im Studio, ich habe trainiert, das darf man vor den Starrunden, und da habe ich die Ablaufpläne für morgen gesehen. Der Produzent kommt auch, und nach der Sendung soll es so etwas wie eine kleine Feier geben. Sie alle wissen, dass ich gewinnen werde.“
„Es ist die letzte Sendung vor der Sommerpause“, sage ich lahm.
„Ja, natürlich“, fährt er begeistert fort, „eigentlich hätte ich erst wieder nach der Pause antreten dürfen. Ich habe mir zuerst gedacht, wenn sie mir einen so kurzfristigen Termin geben, dann, damit ich mich nicht ausreichend vorbereiten kann. Aber ich bin vorbereitet, ich bin bestens vorbereitet und jetzt weiß ich: Es ist, weil sie meinen Aufstieg feiern wollen. Mein Comeback.“
Er geht tatsächlich im Vorzimmer vor mir auf die Knie.
„Sie haben mich gerettet“, sagt er.
Ich versuche zu lachen, ein fröhliches Lachen, kein beleidigendes oder spöttisches Lachen. „Stehen Sie auf“, sage ich leichthin, „Sie haben sich schon selbst gerettet. Ich muss jetzt wirklich was tun. Wenn ich meine Reportage nicht zu Ende bringe, dann kann ich morgen nicht kommen und über Sie schreiben.“
Er rappelt sich langsam auf. „Sie schreiben an einer anderen Reportage?“
„Ich muss zusätzlich in der Außenpolitik aushelfen, das ist alles.“ Ich gehe zur Tür, öffne sie. „Wir sehen uns morgen“, sage ich.
Er kommt zu mir, beugt sich plötzlich vor, küsst mich auf den Mund. „Ich glaube, ich liebe dich“, flüstert er, „ich mache das alles nur für dich“. Dann rennt er die Stufen hinunter. Ich bleibe wie gelähmt stehen. Ich mache mir Sorgen.
[ 14. ]
Lena Sanders will von heute auf morgen verschwinden. Angeblich hat sie versucht Klaus Liebig zu erstechen. Was er mir erzählt hat, war erstaunlich detailgenau. Oskar hat mich angefleht, mit Zuckerbrot zu reden. Er war wütend, dass ich auch mit ihm nicht früher darüber gesprochen habe. Ich habe versucht, ihn zu beschwichtigen. Die Frage sei, wie sehr man dem labilen Klaus Liebig trauen könne.
„Du hast ihn zurückgeholt“, hat Oskar geantwortet.
Ich warte eine halbe
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