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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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zierlicher.
    Vesna ist verschwunden.
    „Wir müssen das selbst in die Hand nehmen“, sagt Jana ohne Einleitung. „Wenn ich nicht will, dass die alteingesessenen Österreicher über alle Moslems schimpfen, dann müssen wir von der zweiten Generation etwas gegen die Arschlöcher unter ihnen tun. Das ist unsere Verpflichtung.“
    „Gibt es dafür nicht verschiedene Wege?“
    „Was für welche? Sollen wir mit ihnen in irgendwelchen gut gemeinten Veranstaltungen diskutieren? Das ändert doch gar nichts. Zumindest sollen alle erfahren, was sie tun. Für mehr sind wir leider nicht stark genug.“
    „Sie verprügeln könnt ihr Mädels wohl schlecht …“
    „Wir haben das überlegt“, antwortet Vesnas kleine Jana, die ich schon kannte, als sie sich noch gefürchtet hat, wenn im Kinderprogramm zugeschlagen wurde.
    „Das ist doch Schwachsinn.“
    „Man muss sie mit ihren eigenen Mitteln bekämpfen. Wenn einer seine Frau schlägt, dann sollte er sehen, wie das ist.“
    „Und was ist mit den österreichischen Männern? Da gibt es auch welche, die Frauen und Kinder unterdrücken.“
    „Ist eh keine Sache der Staatsbürgerschaft. Aber in erster Linie will ich, dass wir bei den eigenen Vätern und Onkeln nicht wegschauen.“
    „Wie wäre es mit einer Dokumentation, die dann veröffentlicht wird?“
    „Und rechtzeitig verschwindet? Oder in die falschen Hände kommt? Glaubst du, ich will diesen widerlichen Rechten in die Hände spielen? Wir dokumentieren, indem wir die Wahrheit auf ihre Autos und ihre Wände schreiben.“
    Ich seufze. „Und was soll das ändern?“
    „Und was wird das Nichtstun oder das Nur-Reden ändern?“
    „Deine Mutter hat Angst um dich.“
    „Ich kann auf mich selbst aufpassen. Und: Es war meine Mutter, die mir beigebracht hat, das Leben selbst in die Hand zu nehmen. Verantwortlich zu sein. Ich mag Mama, aber sie muss lernen, dass ich jetzt wirklich erwachsen bin.“
    Was antwortet man einer 18-Jährigen darauf? Dass man das nicht glaubt? Was für ein Recht habe ich dazu, nur weil ich 44 bin? Und wie war das bei mir? Ich war erst 15 oder 16, stand bei meiner alten Bettbank und dachte mir, ab heute bist du erwachsen und verantwortlich für dein eigenes Leben. Ich weiß nicht mehr, was der Anlass war. Ich weiß nur, dass ich mich sehr einsam gefühlt habe. Und voller Kraft.
    Ich nehme Jana an den Oberarmen. „Pass auf dich auf“, sage ich, „und denk daran, dass es ein paar Menschen gibt, die dich lieben. Und die bereit sind, dir zu helfen. Wenn du was brauchst, ruf mich an. Ich muss nicht alles deiner Mutter sagen. Sie ist meine Freundin, aber wenn du mein Wort hast, dann werde ich nichts erzählen. Und: Lass dich in nichts hineintheatern, was du eigentlich gar nicht möchtest. Gruppen funktionieren oft eigenartig.“
    Jana sieht mich mit ihren wachen Augen ernst an: „Ich weiß.“
    Die Villa der Liebigs ist imposant und wirkt hier fehl am Platz. Rund herum deutlich bescheidenere Siedlungshäuser. Sie steht am Rand einer Kleinstadt nördlich von Wien, verkehrstechnisch gut verbunden mit der Hauptstadt. Ich läute am schmiedeeisernen Gartentor, spähe den blitzsauberen Gehweg entlang zum Haus. Niemand zu sehen. Das Gras ist millimeterkurz gestutzt, die Büsche wirken getrimmt wie Zirkuspudel.
    Die dunkelbraune Eingangstür aus Massivholz geht auf, nicht Klaus, sondern seine Mutter schaut heraus, winkt mir. Sie flüstert: „Ich weiß alles, Sie dürfen ihn um Himmels willen nicht überanstrengen. Ehrlich gesagt war ich dagegen, dass er mit Ihnen spricht, aber es ist ihm sehr wichtig. Und sein Psychotherapeut findet es auch gut.“
    Ich werde ins Wohnzimmer begleitet, ein Raum von mindestens 50 Quadratmetern, eine helle Sitzgarnitur aus Leder, Bücherregale, ein offener Kamin. Es müsste mir gefallen, aber ich habe das Gefühl, gleich stehen vor den großen Fenstern Kunden, starren herein und fragen einander: Gibt es das jetzt wirklich im Abverkauf?
    Klaus Liebig kommt mir langsam entgegen. So ganz ohne Erd- und Schmutzspuren sieht er recht hübsch aus. Schlank, mittelgroß, helle Haare und mit einem Lächeln im Gesicht, das ich nicht ganz deuten kann. Wie begegnet man aber auch der Frau, die einen am Rand des Bahngleises aufgelesen hat?
    „Danke, dass Sie gekommen sind“, sagt er und gibt mir die Hand. „Haben Sie ein Aufnahmegerät dabei?“
    Ich nicke. Freude in seinem Blick.
    „Und sollte etwas daraus werden, bekommen Sie meinen Text vorher.“
    „Kaffee? Tee? Mineralwasser?“,

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