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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Luft holt. Seine Wutausbrüche sind gefürchtet. Aber er atmet bloß laut wieder aus. „Es gibt keine neuen Informationen. Das habe ich Ihrem Kollegen Zirler auch schon gesagt.“
    „Unserem Zirler von der Chronik? Was hat denn der damit zu tun?“
    „Das bitte ist wirklich nicht meine Angelegenheit.“
    „Und wie schätzen Sie die Sache mit den Thermometern ein?“
    Zuckerbrot seufzt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Beamten auf so etwas vergessen haben. Ich weiß nur, dass Sie dort nichts verloren haben.“
    „Irgendjemand muss ja die Beweismittel finden.“
    „Natürlich kann auch unterschoben sein“, meint Vesna. „Aber ich habe nachgesehen, eigentlich sollte der Müll schon zeitig in der Früh abgeholt werden. Und wenn der Müll auf der Deponie ist, hat sich die Sache erledigt. Da hat heute bloß etwas mit Müllabfuhr nicht geklappt.“

[    5.    ]
    Ich habe bis zum späten Abend an meiner Reportage geschrieben. Der Selbstmordversuch von Klaus Liebig kommt vor, steht aber nicht im Mittelpunkt. Nichts darüber zu schreiben, wäre zu riskant gewesen. Immerhin habe ich dem Produzenten davon erzählt, auch wenn der kaum Interesse daran haben dürfte, es an die Medien zu tragen. Jedenfalls sind meine Kollegen auch nicht schlecht, wenn es ums Recherchieren geht. Und Klaus Liebig scheint sich zwar an mich zu hängen, aber er will auch an die Öffentlichkeit. Und wenn ich ihm die nicht biete … Vielleicht setze ich die Story nächste Woche mit seiner „zweiten Chance“ fort. Bekommt er die, wird er mir über die Interna des Senders freilich nichts mehr erzählen wollen. Ist auch nicht so wichtig.
    Vesnas Fotos von den zerbrochenen Thermometern sind großartig geworden. Ich schreibe nicht, dass wir es waren, die sie gefunden haben. Es geht um die Fakten. Ich erwähne, dass Bert Seinitz versucht hat, Susanne Kraus wegen eines Kochbuches aus der Sendung zu drängen. Mit Schlussfolgerungen bin ich vorsichtig. Leider habe ich noch nicht klären können, an welchem Kochbuch sie mitgeschrieben hat, als Autorin scheint sie jedenfalls nirgendwo auf.
    Zirler von der Chronik ist tatsächlich vom Chefredakteur persönlich ausgeschickt worden, doch er hat keinerlei bedeutsame Informationen bekommen, also wird das bisschen, was er von der Pressekonferenz der Polizeidirektion mitgebracht hat, eingebaut. Und wir haben Bilder vom Haus, in dem Susanne Kraus gewohnt hat. Eine kleine Villa am Stadtrand, im unteren Geschoss wohnt ihre Mutter, im oberen hat sie gewohnt. Zirler hat ebenso wie andere Journalisten versucht, mit der Mutter zu reden. Zum Glück hat sie sich verbarrikadiert. Diese Art von Journalismus hasse ich. Menschen belagern, die in ihrem Unglück nur ihre Ruhe haben wollen.
    Heute Morgen bin ich weit früher ins „Magazin“ gefahren als sonst. Ich will die Story noch einmal lesen. Zu Mittag ist Redaktionsschluss. Ich weiß, dass ich am späteren Abend immer wieder Flüchtigkeitsfehler mache. Das klare Licht des Tages ist besser. Ich gähne, es ist erst acht. Ich bin um halb sieben aufgestanden.
    Erstaunlicherweise ist in der Redaktion schon einiges los. Zu Redaktionsschluss ist es bei uns immer besonders hektisch, natürlich, aber um diese Zeit … Ich hab auf der Herfahrt Nachrichten gehört. Nichts Weltbewegendes, das den Plan für die neue Ausgabe durcheinanderbringen könnte.
    Die Tür zum Konferenzzimmer ist verschlossen, ungewöhnlich. Üblicherweise arbeiten dort, bei offener Tür zum Empfangsfoyer, unsere Sommerpraktikanten, für die wir keine Schreibtische haben.
    „Was ist los?“, frage ich unsere Sekretärin beim Empfang.
    Sie schüttelt den Kopf. „Topsecret, was so viel heißt wie: Ich hab keine Ahnung. Sollst du auch in die Sitzung?“
    „Es gibt eine Sitzung?“
    „Chefredakteur, Herausgeber und Co. Ich soll über nichts reden. Und schon gar nicht den Medien gegenüber.“
    Das wird ja immer spannender. Ich renne hinüber in Drochs Büro. Da ist seine Jacke, aber kein Droch. Er gehört so wie der Chronikchef und der Außenpolitikchef zu den Chefredakteurstellvertretern.
    Ich laufe zurück zur Sekretärin. „Wenn Medien anrufen, was sollst du sagen?“
    „Dass noch niemand da ist.“
    Ich gehe durch das Großraumbüro, nehme einige Zeitungen vom Stapel. In meiner Ecke gieße ich erst einmal die Pflanzen und versuche, zur Ruhe zu kommen. Was kann passiert sein? Vielleicht ist es auch lange nicht so aufregend, wie ich glaube, sondern bloß die Wichtigtuerei unseres

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