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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Sekretariat des Herausgebers weiterzuleiten. Selbstverständlich bleiben Blattlinie und Ausrichtung des ‚Magazins‘ unverändert. Der Herausgeber.“
    Ich packe es nicht. Ich überlege fieberhaft, wo ein lukrativer Job frei geworden sein könnte. Für Herbst ist eine neue Tageszeitung geplant. Aber der Chefredakteur hat doch für das „Magazin“ oder zumindest für seinen Status als Chefredakteur beim „Magazin“ gelebt. Krank kann er auch nicht sein, dann stünde irgendwo „krankheitshalber“. Wahrscheinlich zumindest. Er sieht auch nicht krank aus.
    Was kann da nachkommen? Ich habe seit Jahren meine Reibereien mit dem Chefredakteur, aber er ist wenigstens eine berechenbare Größe. Irgend so ein junger Ehrgeizling mit nichts als Zahlen im Kopf … Halt, Mira. Bisher hab ich den Chefredakteur auch so gesehen. Nur dass er eben nicht mehr ganz jung, sondern im besten Managementalter ist. In meinem Alter. Und da kündigt man doch nicht von heute auf morgen.
    Noch während ich überlege, bin ich zu Droch unterwegs. Aber ich komme nicht weit. Da heute Redaktionsschluss ist, haben sich inzwischen auch ein paar meiner Kollegen an den Computer gesetzt.
    „Weißt du etwas?“, fragt Annemarie.
    Ich schüttle den Kopf.
    „Wir haben schon überlegt“, meint sie, „du könntest dich als Nachfolgerin bewerben.“
    „Nie im Leben“, antworte ich, wie aus der Pistole geschossen – ganz abgesehen davon, dass ich administrative Arbeit hasse, hätte ich auch keine Chance. „Wie seid ihr denn darauf gekommen?“
    „Na seit du Chefreporterin bist …“
    „Ich bin nicht einmal fix angestellt.“
    „Wolltest du doch nie. Du weißt, wie es läuft, und würdest nicht so viel Druck machen.“
    Ha, sie meinen, ich wäre lasch und gemütlich und würde alle vor sich hin werken lassen, ganz nach individuellem Wunsch und persönlicher Befindlichkeit.
    „Ich glaube, es wird der Chronikchef“, meint Manfred aus der Fotoredaktion.
    Du liebe Güte, da war mir unser bisheriger Chefredakteur wirklich noch lieber. Der Chronikchef ist mindestens so eitel wie er und zudem ein Dummkopf. Für besonders hell habe ich unseren bisherigen Chefredakteur bis jetzt allerdings auch nicht gehalten …
    „Wohin willst du?“, fragt Annemarie misstrauisch.
    „Du hast mich überzeugt. Ich geh mich bewerben.“
    „Nicht wirklich!“
    Ich grinse. „Ich geh ganz ohne Karrieregedanken aufs Klo, okay?“
    Ich muss ihnen ja nicht auf die Nase binden, dass ich zu Droch will, wer weiß, ob ich das, was er mir erzählt, weitererzählen möchte.
    „Du warst doch bisher nicht eben ein Fan des Chefredakteurs“, meint Droch wenig später.
    „Trotzdem will ich wissen, warum er so plötzlich geht.“
    „Das weiß ich auch nicht.“
    „Und wenn ich dir nicht glaube? Meine These: Das ist nicht freiwillig. Fragt sich nur, warum er gehen muss. Ihr habt darüber gesprochen.“
    Droch seufzt. „Wir haben darüber gesprochen, wie wir die Medien informieren, um genau solche Gerüchte zu vermeiden. Und wir haben über die Zukunft gesprochen.“
    „Gibt es schon Bewerbungen?“
    Droch stützt beide Arme auf die Lehnen seines Rollstuhls und fährt auf: „Mira, wir haben es heute Früh erfahren!“
    „Von wem?“
    „Der Herausgeber hat angerufen und zu einer Sitzung geladen.“
    „Und die musste sofort sein? Noch was macht mich stutzig: Der Chefredakteur würde nie auf seine Abfertigung verzichten. Wenn aber stimmt, was gemailt wurde, dann kündigt er – und erhält keine Abfertigung.“
    „Vielleicht hast du ihn falsch eingeschätzt.“
    „Die einzige andere Möglichkeit ist, dass er ein lukratives Angebot hat.“
    „Von dem wir nichts wissen.“
    Ich werde zornig. „Ich dachte, du bist mein Freund. Aber offenbar sind dir irgendwelche Loyalitäten mit ein paar seltsamen Typen aus den oberen Etagen wichtiger als unsere Freundschaft.“
    Drochs Mund wird schmal. „Ich lasse mich nicht erpressen. Mit Freundschaft schon gar nicht. Und von Loyalität halte ich tatsächlich eine Menge, auch wenn dir das altmodisch vorkommt. Du hast einige Male gewaltig von meiner Loyalität profitiert.“
    „Ganz schön kleinlich, darauf hinzuweisen.“
    Droch dreht sich um und starrt auf seinen Bildschirm. „Ich habe zu arbeiten. Ob du es glaubst oder nicht, so ein Chefredakteursabgang macht zusätzliche Arbeit.“ Neben ihm sehe ich Fahnen für das nächste Heft. Reportage mit großem Foto. Ich schaue genau hin, vielleicht habe ich mich geirrt.
    Nein. Ein großes Foto

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