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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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von Lena Sanders. Ich komme noch näher.
    „Was soll das?“, fauche ich. „Ich schreibe über MillionenKochen.“
    „Es gibt auch sonst noch etwas, außer MillionenKochen. Es ist ein Porträt der Lena Sanders. Im Kulturteil.“
    „So etwas wird üblicherweise abgesprochen! Sie kommt auch in meiner Reportage vor!“
    „Beschwer dich beim Chefredakteur.“
    „Sehr witzig!“ Ich renne aus seinem Büro, bremse mich auf dem Gang ein, niemand soll sehen, wie wütend ich bin. Die Stimmung ist aufgeheizt genug.
    Im Großraumbüro redet mich niemand an, aber ich sehe die neugierigen Blicke. Das sind alles Journalisten, sie haben Spürsinn, sie hätten hier nichts verloren, wenn ihnen nicht klar wäre, dass ich bei Droch gewesen bin. Und Droch war bei der wichtigen Sitzung …
    Ich ziehe mich hinter meinen grünen Dschungel zurück.
    Ein Porträt von Lena Sanders im Kulturteil. Ich habe in meiner Wut nicht darauf geachtet, wer es geschrieben hat. Der Kulturchef ist bei irgendwelchen Festspielen, Salzburg oder Bregenz oder sonst wo, ist nicht ganz meine Welt, diese Art von Musik. Kommen eigentlich nur zwei in Frage: Greta Klein und Heiko Fürthauer. Die Kulturredaktion ist einen Stock über uns untergebracht. Ich rufe Greta an. Fehlanzeige, sie ist auf Urlaub und hat bloß das Band laufen. Heiko geht sofort dran.
    „Weißt du, dass ich eine Reportage über MillionenKochen in der nächsten Ausgabe habe?“
    Schweigen in der Leitung. „Ja, und?“
    „Du hast das Porträt der Sanders gemacht.“ Das klingt lächerlich, wie eine Beschuldigung.
    „Ja, und?“
    Wahrscheinlich bin ich gerade dabei, total überzureagieren. „Ich … wollte nur wissen, ob du auch was über MillionenKochen drinnen hast“, sage ich zahm.
    „Hab ich. Aber nur ganz am Rand. Mit einem Foto und dem Hinweis auf deine Reportage.“
    Hm. „Ich hab die Fahnen zu deiner Story in der Chefredaktion gesehen.“ Das ist eigentlich wahr, Droch gehört zur Chefredaktion. Es ist bei uns – Ausnahmen bestätigen die Regel – nicht üblich, dass Reportagen ständiger Redakteure vor dem Erscheinen kontrolliert werden.
    „Da weiß ich nichts davon. Sehr seltsam. Es ist keine brisante Geschichte. Der Chefredakteur wollte etwas über sie, weil sie so populär ist.“
    Das klingt ganz nach ihm. „Singt sie heuer in Salzburg?“
    „Ja, aber in keiner der großen Opern wie letztes Jahr. Sie gibt zwei Liederabende. Sie sind total ausverkauft, überbucht wie Opernpremieren.“
    „Kennst du sie?“
    „Sie ist eine Diva. Ich kenne sie von einigen Pressegesprächen, mehr nicht. Ihre Öffentlichkeitsarbeit ist Spitze, der unbekümmerte Star von nebenan, aber in Wirklichkeit ist sie ziemlich abgeschirmt. Das fröhliche Image ist gut fürs Geschäft und sie ist wohl auch so, irgendwie – aber auf der anderen Seite will sie ihre Ruhe. Kann man ja auch verstehen.“
    „Danke.“
    „Ich wollte dir wirklich nicht dreinpfuschen, hab lange nicht einmal gewusst, dass du an einer MillionenKochen-Reportage dran bist.“
    „Es sollte ursprünglich auch ein Porträt der Betriebsansiedelung von Win-Sat im Weinviertel werden.“
    „Na, da ist die jetzige Story ohnehin mehr nach deinem Geschmack, oder?“
    Da hat er recht.
    „Was hältst du übrigens vom plötzlichen Rückzug unseres Chefredakteurs?“, fragt Heiko weiter. „Du bist um einiges näher dran als wir in unserem Kulturkämmerchen.“
    „Kommt mir nicht so vor“, erwidere ich. „Ich hab keine Ahnung.“ Und das ist die Wahrheit, nichts als die reine Wahrheit.
    Ich starre auf meinen Bildschirm. Die Reportage habe ich abgeschickt, ich wüsste nicht, was ich ändern sollte. Ich habe noch einen Hinweis auf die Kulturseite eingefügt, das ist alles. Das hätte der Chef vom Dienst aber ohnehin getan.
    Lena Sanders und ihr Streit mit dem Geschäftsführer von Win-Millionen. Er hat sie nicht wie einen Weltstar behandelt, sondern wie eine Untergebene, die Glück hat, bleiben zu dürfen. Schlechte Manieren auf Managementebene. Sehr viel Stil hat dieser Leo Pauer nicht, das hab ich ja schon auf dem Fest mitbekommen. Ein weißer Jeansanzug. Igitt. Zu viel Stil darf man wohl auch nicht haben, wenn man Manager eines Wettportals im Internet ist. Nicht zu gute Manieren und schon gar keine Skrupel.
    Lena Sanders soll heute auftreten und sie will nicht. Sie soll kochen. Angeblich macht sie das ja sehr gern. Hat sich aber nicht so angehört. Kein Wunder nach dem Tod der Kandidatin. Sie will nicht damit konfrontiert werden. –

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