Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi
Sätze gesagt.“
„Wer es glaubt.“
Dieses Herumschleichen um den heißen Brei geht mir auf die Nerven. Der Cappuccino kommt, ich zahle, trinke ihn auf einmal aus und verbrenne mir dabei den Gaumen. Ich lasse mir nichts anmerken.
„Ich hab’s eilig“, entschuldige ich mich. „Man sieht sich – nehme ich einmal an.“
Das reicht, um die meisten verwirrt zurückzulassen. Ich höre beinahe, wie sie sich fragen: Haben wir dieser Valensky doch etwas erzählt, das sie interessiert? Was weiß Mira Valensky? – Viel zu wenig, könnte ich ihnen antworten, aber sie müssen nicht einmal das wissen.
Im Auto sehe ich, dass Vesna mir eine SMS geschickt hat. „Polizei war bei Seinitz. Hofmeistergasse 5/3/23. Beschatte ihn. Komm. V.“
Oskar hat mir zu Weihnachten ein geniales Geschenk gemacht: Einen GPS-Navigator fürs Auto. Ich schließe ihn an den Zigarettenanzünder an, gebe die Adresse ein und schon schnarrt die Stimme los: „Nach 200 Metern rechts abbiegen …“
Die Hofmeistergasse ist keine, die ich ohne Hilfe so leicht gefunden hätte. Eine Seitengasse in einem Außenbezirk mit graubraunen Wohnblöcken, die nach niedriger Miete aussehen. Auf dem staubigen Gehsteig spielen ein paar Mädchen mit Kopftuch. Ich finde ohne Probleme einen Parkplatz – jetzt, unter Tags, sind die meisten Autobesitzer wohl bei der Arbeit – und sehe mich nach Vesna um. Vielleicht war ich trotz GPS zu langsam und sie hat die „Beschattung“ bereits eingestellt. Oder er hat die Wohnung verlassen und sie ist ihm hinterher. Vesna. Sie arbeitet quasi inoffiziell als Privatermittlerin und bekommt üblicherweise dafür auch bezahlt, von mir nimmt sie dafür sicher kein Geld. Wie kann ich das „Magazin“ dazu bringen, etwas locker zu machen? Und wie kann das „Magazin“ das abrechnen? Ich werde Droch fragen.
Jemand tippt mir von hinten auf die Schulter. Ich zucke zusammen. Vesna. Gar nicht übel im Beschatten und Sichanschleichen.
„Er ist in der Wohnung“, sagt sie. „Wollte lieber, dass du mit ihm redest. Jedenfalls waren zwei Polizeibeamte in Zivil schon bei ihm.“
„Zuckerbrot?“
„Nein, der nicht. Wohnung ist im dritten Stock. Kein Schild an der Tür, Nummer 23. Ich sehe mich weiter hier unten um. Vielleicht kann jemand sagen, wann er gestern heimgekommen ist und so.“
„Wie komme ich ins Haus?“
„Ist gar kein Problem, Schloss ist kaputt, habe ich von den Kindern gehört, Türe ist immer offen.“
Ich mag solche Aktionen nicht. Mir fällt es schwer, zu fremden Leuten zu gehen und sie auszufragen. Ich seufze. Vesna sieht mich aufmerksam an. „Ist Teil von Job, sage ich dir. Ich mag zum Beispiel nicht Staub wischen, aber ist Teil von Job.“
„Und was magst du an der Ermittlerei nicht?“
„Berichte schreiben. Komm, Mira Valensky, geh schon. Wer weiß, wann andere Journalisten kommen. Zum Glück steht seine Adresse nirgendwo.“
„Wie hast du sie dann herausgefunden?“
„Habe bei Win-Sat angerufen und gesagt, ich würde gerne Autogramm haben. Sekretärin hat gesagt, der ist nicht mehr da, weil ausgeschieden. Und sie hat mir seine Adresse gegeben. War Glück, möchte ich sagen.“
Ich nicke Vesna zu und gehe zum Eingang. Die Tür ist tatsächlich nur angelehnt. Lift gibt es hier keinen. Das Haus scheint knapp nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden zu sein. Da wurde an allem gespart, das Stiegenhaus ist schmal und muffig, die kleinen Fenster sind schon zu lange nicht geputzt worden. Bert Seinitz hat als Beruf „Consulter“ angegeben. Wer weiß, was darunter zu verstehen ist. Jedenfalls sieht es so aus, als hätte er Geld durchaus brauchen können.
Ich steige hinauf in den dritten Stock, das geht viel schneller als bei meiner Altbauwohnung, Nachkriegswohnungen sind niedriger gebaut. Ich atme durch, Geruch nach zu lange gekochtem Kohl und alten, schmutzigen Schuhen. Ich läute. Keine Antwort. Ich vertraue Vesna. Wenn sie sagt, Bert Seinitz ist da, dann ist er da. Außer … Vielleicht ist er im Keller. Vielleicht ist auch ihm etwas passiert. Ich höre ein leises Rumpeln, er steht wohl im Vorzimmer und ist an einen Gegenstand gestoßen.
„Mira Valensky vom ‚Magazin‘ “, rufe ich hinein, „ich weiß, dass Sie versucht haben, Susanne Kraus aus der Show zu drängen.“
„Schreien Sie doch nicht so“, sagt eine Stimme hinter der Tür, der Schlüssel wird im Schloss gedreht, die Tür geht einen Spalt weit auf.
„Wir haben uns beim Sommerfest gesehen“, erinnere ich ihn.
„Das war noch,
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