Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi
Parkplatz halten.
Zuckerbrot sieht mich an. Ich warte schon auf die genervte Frage, was ich hier tue. Aber er fragt bloß: „Ist alles in Ordnung?“
Ich habe den Verdacht, Droch hat mit ihm geredet. Von Freund zu Freund.
Getrennt voneinander erzählen wir unsere Versionen. Lena Sanders war als Erste dran. Jetzt ist Bert Seinitz an der Reihe. Die Letzte soll ich sein.
Die Operndiva hat jemanden angerufen, dass man sie abholt. Jetzt wartet sie in einem Eck. Ich sehe zum Kriminalbeamten hinüber. Er schlürft seinen Automatenkaffee. Ich gehe zu Lena Sanders und sage leise: „Können wir reden?“
„Ich weiß nicht“, sagt sie. „Wenn Sie mir keine SMS geschickt haben, was machen Sie dann hier?“
Ich seufze. „Sie haben mir eine SMS geschickt, dass ich nach der Show ins Studio kommen soll.“
Lena Sanders schüttelt wild den Kopf. „Nie im Leben! Wer …“
„Das würde ich auch gerne wissen“, antworte ich. „Ich wollte mit Helga Schuster reden. Und mit Ihnen. Aber ich habe keine SMS geschickt. Wer hat übrigens gewonnen?“
„Anna-Maria Bischof. Ist das wichtig? Was geht hier vor?“
„Das hätte ich gerne von Ihnen gewusst. Ich weiß, dass man versucht, Sie abzusetzen. Ich weiß, dass Sie keine ganz so gute Köchin sind, wie die Werbeabteilung behauptet.“ Das habe ich doch schonend formuliert, finde ich, aber die Operndiva will erbost aufspringen. Ich deute auf den Kriminalbeamten und sie bleibt sitzen.
„Erzählen Sie“, sage ich sanft. „Stimmt das mit Ihren Stimmbandproblemen?“
Lena Sanders sieht mich an. „Was wissen Sie schon. Und: Was ich Ihnen jetzt sage, bleibt unter uns. Wenn Sie irgendetwas davon ohne mein Einverständnis schreiben, dann verklage ich Sie. Ich streite alles ab. Ich … weiß ohnehin nicht, wie lange ich das noch mache, ich passe nicht dafür. Es war mein Agent, der mir das eingeredet hat. Ich habe tatsächlich ein paar Probleme mit meiner Stimme. Man sagt, es sei psychologisch. Aber ich glaube es nicht, ich habe das Singen genossen. Ich habe sehr viel gesungen, ich habe Kraft, ich halte viel aus, und wenn die Einstellung stimmt … Irgendwann dann letzten Winter ist mir bei der Cosi an der Staatsoper beinahe die Stimme weggeblieben. Ich habe eine sehr gute Ausbildung, ich habe mich drüberretten können. Aber es war klar, dass ich zurückschalten muss. Und nichts ist für die Karriere einer Sängerin schädlicher, als wenn bekannt wird, dass sie Probleme mit der Stimme hat. Noch dazu so jung. Ich meine: Sie können sich nicht vorstellen, welche Neider man hat. Und es geht ja auch um viel Geld. Also kam mein Agent auf die Idee mit dem MillionenKochen. Er hat dem Produzenten eingeredet, dass ich eine begeisterte Köchin sei. Ich … hatte nie Zeit zu kochen. Aber ich habe mir gedacht, das kann ja kein Problem sein, so zu tun, als ob. Ich habe ja Schauspiel gelernt. Ich habe unterschätzt, wie viele Menschen MillionenKochen sehen. Die sind anders als die Opernfans. Das Fernsehpublikum will einen mit Haut und Haar, und zu Beginn war es mir auch egal, ich habe nichts gegen Promotionberichte, das gehört heute einfach dazu. Wir haben dieses Kochbuch gemacht, ich habe dafür einfach in der Küche posiert.“
„Es gibt auch Profiköche, die ihre Bücher nicht selbst schreiben“, tröste ich sie.
„Ich wusste nicht genau, welchen Vertrag ich unterschrieben hatte“, fährt Lena Sanders fort. „Ich sollte auf einmal ganz und gar dem Sender gehören. Charity-Kochen und Medienauftritte und einmal pro Woche ein ganzer Drehtag. Wenn notwendig, auch zwischendurch Anwesenheit auf dem Studiogelände. Dazu natürlich Verschwiegenheit.“
„Was wäre, wenn Sie nicht mehr schweigen würden?“
„Ich mache mich doch selbst lächerlich. Ich habe doch mitgespielt. Und wissen Sie: Mir geht es gar nicht um die MillionenKochen-Zuseher, mir geht es um das Opernpublikum. Ich darf meine Glaubwürdigkeit nicht verlieren. Ich muss da irgendwie unbeschadet raus.“
„Ich habe gehört, Sie brauchen das Geld, das Sie hier verdienen.“
„Das ist Unsinn. Ich habe genug Geld. Und ich kann auch mit viel weniger leben. Es geht um meinen Ruf. Und jetzt …“
„Wer könnte versucht haben, Sie zu erstechen?“
„Das hat mich der Kriminalkommissar auch schon gefragt. Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht. Ich glaube, da geht ein Irrer um.“
„Wie war Ihr Kontakt zu Susanne Kraus?“
Der Kriminalbeamte kommt zu uns herüber. „Sie dürfen sich nicht
Weitere Kostenlose Bücher